Virtuose Solos und eine verführerische Stimme

Musik

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Bereits zum zweiten Mal führte die semiprofessionelle Big Band Zug eine eigene Weihnachtsshow auf.

  • Sänger Tobias Carshey trat gemeinsam mit der Big Band Zug auf. (Bild Matthias Jurt)
    Sänger Tobias Carshey trat gemeinsam mit der Big Band Zug auf. (Bild Matthias Jurt)

Zug – «As long as you love me so / let it snow, let it snow, let it snow» säuselte Tobias Carshey ins Mikrophon. Währenddessen nahm sich die Band im Hintergrund angenehm zurück, um dem Zürcher Sänger und Songwriter genügend Raum zu lassen. Noch bevor die Strophe zu Ende war, machte sich Tenorsaxophonist Jérôme Peter bereit und improvisierte – wie später viele andere auch – auf virtuose Art und Weise. Und gleichzeitig mit dem kurzen Applaus hatte schon wieder Carshey übernommen. Die Stimmung in der Ziegelhütte Baar war gemütlich, als die Big Band Zug am letzten Freitag zu ihrer zweiten Weihnachtsshow einlud.

Dafür studierte die Band vor allem amerikanische Weihnachtslieder ein – so eröffnete sie das Konzert mit einer rassigen Version von «Jingle Bells» mit einem Solo von Trompeter Martin Borner. Dass sie auch leise kann, bewies die 18-köpfige Gruppe mit Titeln wie «It’s oh, so nice». Jenen versüsste Cyrill Schleiss mit einem nachdenklichen Posaunensolo. Dabei wirkte der Klang im Publikum jeweils gut abgemischt, die Einsätze waren ausnahmslos präzise. Tobias Carshey interpretierte die Songs, in denen es (natürlich) vor allem um die Liebe geht, mit einer enormen Lockerheit und einigen verführerischen Blicken ins Publikum. Man merkte schnell, dass Carshey schon auf vielen Bühnen aufgetreten ist – wie die Big Band Zug mittlerweile auch. Besonders aufgedreht hat Carshey bei «Me and Mrs. Jones», dem emotionalsten Song des Abends.

Wie kam es zur Weihnachtsshow? Präsident Niki Jäger erzählt: Da die Gruppe jeweils für den Zuger Märlisunntig ein spezielles Programm einstudiert hatte, lag es nahe, im gleichen Zeitraum noch ein weiteres Konzert zu spielen. Nachdem die letztjährige Show ausverkauft war, plante die Band dieses Jahr gleich zwei Konzerte. Jäger grinst zufrieden: «Jetzt ist es genau so, wie ich es wollte!». Dazu trug der ausgewählte Saal wohl massgeblich bei: Der Dachstock der über 300-jährigen Ziegelhütte in Baar sorgte mit seinen hölzernen Balken und der überschaubaren Bestuhlung für ein besonders familiäres Ambiente.

Die Atmosphäre ist sehr kollegial

Zwischen den Songs wandten sich die Blicke zu Thomas Inglin. Der Baarer Erzähler gab einerseits gewöhnliche Weihnachtsgeschichten über die Nächstenliebe zum Besten, traute sich aber auch, vom Tod eines erfrorenen Mädchens zu erzählen. Richtig zum Lachen brachte er das Publikum mit der Geschichte eines Jungen, der die Krippenfiguren mit Comic-Helden wie Batman oder Asterix austauschte oder der Geburt von Jesus, erzählt als moderne Nachrichtenmeldung – Maria war dabei die «14-jährige Maria H.» und die drei Könige «drei Ausländer».

Dirigiert hatte der kurzfristig eingesprungene Zürcher Bandleader Bernhard Schoch – der übrigens nur zwei Mal proben konnte. Nach dem Konzert sagt er; man merke, dass die Gruppe «gemeinsame roots» – also Wurzeln – habe. Die Atmosphäre sei sehr kollegial und die Band organisiere das Meiste, wie etwa die Stückauswahl, selbst. Das Niveau: «versiert, sicher semiprofessionell», sagt der Profimusiker, der im Zurich Jazz Orchestra spielt. «Ich musste nur noch vorne hinstehen.» (Fabian Gubser)