Mit ihren Geschichten trumpfen sie auf
Literatur & Gesellschaft
Lukas Gehrig und Noel Knüsel haben beim Klub der jungen Dichter gewonnen. Dazu beigetragen haben Spontanität und ein Grossvater.
Zug – «Unser Lehrer hat uns eine Sechs in Deutsch versprochen, wenn wir unter die ersten 40 kommen. Da habe ich mir schon ziemlich viel Mühe gegeben», erzählt Noel Knüsel und schmunzelt. Der 14-jährige Chamer hat beim Zentralschweizer Schreibwettbewerb Klub der jungen Dichter mitgemacht. Mit seinem Text «13 blökende Schafe, eine heisse Lehrerin und die späte Erlösung» hat er sich nicht nur eine Sechs im Fach Deutsch geholt, sondern in der Kategorie 7. bis 9. Schuljahr auch gleich noch den ersten Platz belegt (Ausgabe vom 14. Dezember). Dass er gleich als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgehen würde, damit habe er überhaupt nicht gerechnet. «Ich habe zum ersten Mal bei so etwas mitgemacht. Bei mir steht sonst eigentlich eher der Sport im Vordergrund», berichtet Noel Knüsel, der die erste Klasse des Kurzzeitgymnasiums in Schüpfheim besucht. Er sei mit dem Unihockey- und Leichtathletiktraining ziemlich ausgelastet. «Darum komme ich im Moment auch gar nicht zum Lesen. Aber wenn ich Zeit habe, dann mag ich eigentlich alle guten Geschichten. Und vor allem Thriller.»
Seine eigene Geschichte, die er beim Wettbewerb eingereicht hat, ist allerdings viel mehr ein Stück zum Schmunzeln als ein Krimi. Sie erzählt von einem Tagträumer, der zu spät zu einer Prüfung erscheint und dabei noch von einer Fantasie über die Lehrerin abgelenkt wird. «Wir konnten entweder eine Geschichte zum Thema Tagebuch oder zum Thema Mathetest schreiben. Eigentlich wollte ich das erste nehmen», berichtet der 14-Jährige. Plötzlich sei ihm jedoch die Idee zu seiner Geschichte gekommen. «Das war ganz spontan.»
Thema hat ihn gepackt
Ganz anders auf seine Geschichte gekommen ist Lukas Gehrig. Der 12-Jährige, der in Oberwil die 6. Klasse besucht, hat einen Text zum Thema «Gute Freunde» geschrieben. Die Geschichte handelt von einem Jungen, der sich mit seinem Grossvater über das Tagebuch eines guten Freundes und dessen Lebensgeschichte unterhält. Das Traurige dabei: Dieser beste Freund war Jude und verschwand während des Zweiten Weltkriegs. Mit seiner Geschichte hat Lukas Gehrig den ersten Platz in der Kategorie 5./6. Schuljahr gewonnen. «Eigentlich lese ich gerne Fantasy-Romane. Aber ich habe erst vor kurzem mehrere Geschichten gelesen, die in der Zeit des Zweiten Weltkriegs spielen.» Das Thema habe ihn gepackt. «Ausserdem hat mich mein Grossvater inspiriert. Er ist mir sehr wichtig, und ich telefoniere oft mit ihm. Darum habe ich mich entschieden, eine Geschichte mit einem Grossvater zu schreiben.» Die Geschichte habe aber nichts mit der Biografie seines Opas zu tun, betont der Oberwiler. An einem Schreibwettbewerb mitgemacht hat Lukas Gehrig noch nie. «Aber ich lese sehr gerne und schreibe auch manchmal Kurzgeschichten. Die habe ich auch schon verschenkt oder an einem Fest vorgetragen», erzählt der Schüler, der in seiner Freizeit auch den Karate- und Klavierunterricht besucht.
Sport hat weiterhin Vorrang
Auf die Frage, ob sie ihr Talent auch einmal beruflich nutzen wollen, antworten die beiden goldenen Federn ganz unterschiedlich. «Für mich steht eigentlich auch weiterhin der Sport im Vordergrund», sagt Noel Knüsel. Das Schreiben wolle er aber nun vielleicht auch weiterhin als Hobby pflegen. «Es macht ja schon ziemlich Spass, so eine Geschichte zu entwickeln.»
Etwas konkretere Vorstellungen von seiner beruflichen Zukunft hat hingegen Lukas Gehrig. «Ich könnte mir schon vorstellen, Schriftsteller zu werden. Oder Regisseur, das wäre auch eine Option. Aber entschieden habe ich mich noch nicht.» (Samantha Taylor)