«Ohne Musik macht das Leben keinen Spass»

Musik

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Richard Hafner und Hans Röllin haben am Aufbau ihrer Musikschulen engagiert mitgewirkt: Jetzt gehen beide in Pension.

  • Hans Röllin (links) und Richard Hafner haben die Musikschulen des Ägeritals geprägt. Diese Woche werden sie verabschiedet natürlich mit Musik. (Bild Stefan Kaiser)
    Hans Röllin (links) und Richard Hafner haben die Musikschulen des Ägeritals geprägt. Diese Woche werden sie verabschiedet natürlich mit Musik. (Bild Stefan Kaiser)

Unterägeri – «Ich habe nicht das Gefühl, jetzt den Ruhestand anzutreten. Für mich ist es eher ein Durchstarten», sagt Richard Hafner voller Begeisterung. Nach dem jetzt anstehenden Abschied von der Musikschule Unterägeri hat er einiges vor: «Ich habe bereits ein Segelschiff und will noch viel von der Welt sehen.»

Wie sein Kollege Hans Röllin in Oberägeri (siehe Box) hat Richard Hafner Grund, stolz zu sein: «In meiner Amtszeit als Leiter der Musikschule Unterägeri ist es gelungen, sie zu etablieren. Heute steht sie als beliebte und bedeutende Institution da.» Doch die Anfangsjahre seien schwierig gewesen. «Damals existierte kein Reglement, es galt, die Grundlagen zu schaffen und rechtlich abzusichern. Es gab keinen Unterricht für Schlagzeug, Saxofon, Akkordeon oder Örgeli. Heute haben wir alle bekannten Instrumente», sagt der aus Schaffhausen stammende Konzertpianist und Musikkritiker.

Klavierunterricht in der Küche

Schon als Richard Hafner 1980 in Unterägeri begann, habe er bei Budgetdiskussionen und den Problemen mit der Infrastruktur festgestellt, dass es zusätzliche politische Arbeit erfordern würde. «Wir verfügten nur über ein Büro und ein Zimmer und unterrichteten an diversen Orten im Dorf, wie in der Kindergartenküche, wo das Klavier wegen des Dampfs sehr litt.» Die Situation habe sich erst mit dem Bezug des Musikschulzentrums gebessert.

Wie Richard Hafner stolz informiert, verzeichnet die Musikschule heute mit 800 Schülern dreimal mehr als 1980: «Damals hatten wir 35 Lehrer, heute sind es 26. Sie sind professioneller geworden und nehmen mehr Schüler.» Es freut ihn, dass einige Musikschüler, darunter auch seine Klavierschüler, an regionalen und nationalen Wettbewerben Erfolge verzeichneten oder es an eine Musikhochschule schafften.

Diese Arbeit hielt ihn jung

Die Arbeit als Musiklehrer hat ihn stets befriedigt. «Ich habe darauf geachtet, wie der Schüler reagiert, um ihn optimal zu fördern. Mein Geheimnis ist, dass ich mir Zeit nehme. Da kann eine 30-Minuten-Lektion auch mal 60 dauern.» Die Arbeit bereite ihm grossen Spass, denn die meisten Schüler wollten ja lernen. Hafner: «Die Tätigkeit ist ein Privileg und hat mich jung gehalten.»

Richard Hafner hat sich auch für das Kulturleben in Unterägeri engagiert und zusammen mit Oberägeri die Jugendmusik Ägerital initiiert. Und weil er immer mit Politikern Allianzen schmiedete, bekam er mehr Räume und auch den lang ersehnten Flügel. Fast im Alleingang lancierte er bis 2013 die SonArte-Konzerte, mit jungen Künstlern, obwohl er dafür oft das Geld zusammenkratzen musste. «Notfalls habe ich den Rest bezahlt», sagt er schmunzelnd.

Bald übergibt Richard Hafner sein Amt an Fredi Bucher. Doch zuvor, nämlich diesen Freitag, 19.15 Uhr, wird Hafner an einer Gala in der Ägerihalle verabschiedet. Sein Freund Carl Rütti wird ihn mit einer Uraufführung überraschen. Für Hafner ist die Musik Seelennahrung: «Ohne sie macht das Leben keinen Spass.» (Monika Wegmann)

 

Schon wieder wird die Infrastruktur knapp

OBERÄGERI. Auch Hans Röllin geht auf Ende Schuljahr in Pension: Der langjährige Leiter der Musikschule Oberägeri hat die Entwicklung der schulischen Institution miterlebt.

Schon als junger Reallehrer hat Hans Röllin, der später Block- und Querflöte studierte, diese Instrumente unterrichtet. Er erinnert sich: «Die Musikschule Unterägeri war 1970 kaum gegründet worden, als ich angefragt wurde: Es gab eine Querflötenschülerin.» Später unterrichtet er in beiden Talgemeinden, bis er in den Achtzigerjahren mit seiner Frau nach Davos zieht.

Zurück nach Oberägeri

Hans Röllin beginnt auch dort mit einem Schüler, «zuletzt hatte ich als Musiklehrer und Leiter der Musikschule Davos ein Vollpensum». In dieser Zeit hat er zudem die Ausbildung als Musikschulleiter absolviert. Als die Anfrage aus Oberägeri kommt, ab 1995 als Musiklehrer und Leiter der Musikschule zu wirken, im 30- und 30-Prozent-Pensum, ist er nicht abgeneigt. Seither sind 20 Jahre vergangen, die Leitung alleine erfordert heute ein 60-Prozent-Pensum. «Wie sehr unsere Musikschule gewachsen ist, zeigen die Fächerbelegungen: 1997 waren es 320 bei zirka 12 Lehrern, 2015 bereits 750 bei zirka 27 Lehrern», sagt Röllin stolz. Manche Kinder lernten zwei Instrumente, es habe auch in Oberägeri einige Erwachsenenschüler. «Spitzenreiter ist bei uns das Klavier. Besonders beliebt ist seit vielen Jahren das Schwyzerörgeli, neben dem Blech», so Röllin, der bedauert, dass die Querflöte nicht mehr so gefragt ist. Für den Geigen-, Cello- und Schlagzeugunterricht müssen die Oberägerer Kinder jedoch in die Musikschule Unterägeri.

Röllin ist dankbar über die verbesserte Infrastruktur in der Hofmatt. «Früher waren wir in allen Schulhäusern und im Pfarreizentrum untergebracht. Jetzt ging es zehn Jahre gut, heute müssen wir wegen der höheren Schülerzahlen schon wieder zirkeln.» Es sei gar nicht einfach, die Stundenpläne nach den Wünschen der Eltern und Lehrer zu erstellen, da Letztere meist nur Teilzeitpensen innehätten.

Abschied mit Überraschung

Hans Röllin sagt überzeugt: «Die Musik ist eine Riesenbereicherung, unabhängig davon, ob man sie spielt oder nicht.» Wichtig sei für das Kind, ein gutes Verhältnis zum Musiklehrer. Er habe von einer Mutter gehört, dass ihr Sohn durch den Trompetenunterricht in seinen sozialen Beziehungen stabiler geworden sei.

Die Musik hat auch Röllins Leben geprägt. Früher hat er in Ad-hoc-Formationen sowie im Stadtorchester mitgespielt. «Ich werde nun wieder mehr üben und vielleicht Unterricht für die Traversflöte nehmen», nimmt er sich vor. Bevor sein Nachfolger Thomas Stalder, Sattel, antritt, wird Hans Röllin am Donnerstag, ab 17.30 Uhr, im Foyer Hofmatt verabschiedet. Er freut sich: «Die Lehrer wollen mich überraschen.» (MW)