«Sälbele, bäschele und häschele»
Brauchtum & Geschichte
Der Auftakt zur 71. Räbefasnacht vom letzten Samstag im Baarer Gemeindesaal war ein fulminantes Spektakel. Dies dank den zahlreichen äusserst witzigen und kurzweiligen Huldigungen für Werni I. Metzger, der es tüchtig genossen hat.
Baar – Zum letzten Mal führte Zeremonienmeister Urs Odermatt am Samstag die versammelte Baarer Fasnachtsgesellschaft und deren Gäste durch eine Inthronisation. Und dank zahlreichen witzigen und spektakulären Huldigungen war das Ende der Jubiläumsfasnacht und der Start der 71. Räbefasnacht ein bombastisches Feuerwerk sondergleichen.
«Ich habe bislang erst jemanden vom ‹St. Galler Tagblatt› und der ‹Aargauer Zeitung› gesehen und weiss halt nicht, ob sie sich auch lokale Journalisten leisten können», frotzelte Odermatt gleich zu Beginn über die anstehende Konzentration in der Presselandschaft, bevor er sich den beiden Protagonisten des Abends annahm. Mit Werni I. Metzger steige schon bald ein weiterer Frauenversteher auf den Thron, nach dem sich schon Pirmin I. mit seinen Andermatt-Girls diesbezüglich hervorgetan habe. Pirmin I. habe der Jubiläumsfasnacht ein Gesicht gegeben, lobte Odermatt den noch amtierenden Räbevater und betonte: «Keine Ahnung, was du noch für Ambitionen hast. Aber klar ist: Der Höhepunkt deiner Karriere ist nun vorbei, denn auf den Thron schaffst du es nie mehr.» Sagenhafte 371 Tage sei er im Amt gewesen, schaute Pirmin I. Andermatt, dem eine gewisse Wehmut gut anzuhören war, zurück. «Ich bin dem Single Malt nicht abgeneigt», sagte er, bevor schottische Klänge aus der Musikanlage ertönten und er sich bei seinem «geliebten Räbenvolk» bedankte. Statt wie andere zu entschweben, habe er die unbezahlbare Ehre, nun zu den Räbenvätern in deren Gilde gehen zu können.
«Bei Werni muss immer alles anders sein»
«Heute Abend brauchen wir Nerven», warnte Zeremonius Odermatt schon früh. «Bei Werni muss immer alles anders sein. Er wirft am Umzug statt Orangen Mohrenköpfe aus der Kutsche, und diese wird statt von Pferden von Harleys gezogen. Werni sei ein zartes Pflänzchen, «ä fertige Finöggel. Er brüelt, wänn en es Ameisi abrünzlet». Und bevor aus den Lautsprechern «We will rock you» von Queen ertönte und Werni I. mit seinem Gefolge in den Saal marschierte, verriet Odermatt das Moto des neuen Magistraten. «Ohni CHuCHiCHäsCHtli gaht nüt», wirbt Werni I. für seine «Chuchichäschli-Bude», dank der er bei den Damen so beliebt sein soll.
«An die Medien: Gemeindesaal Baar ausverkauft», begann Werni I. seine Antrittsrede und bekannte: «Ich fühle mich sauwohl, bin aber leicht nervös.» Er sei weder Arzt, Politiker noch Anwalt. «Ich bin einer vom Volk, und die fünfte Jahreszeit ist da, um den Alltag vergessen zu können.»
Höhepunkt auf Höhepunkt
Auf die feierliche Inthronisation folgte Höhepunkt auf Höhepunkt. So schleppte die Guggemusik Fidelius einen Riesensuperschwingbesen auf die Bühne. «s Chuchichäschtli dezue chasch der sälber boue.» Räbenväterobmann Martin Neese gab Limericks zum Besten, bevor die Räbenväter und damit die (fast vollständige) Lokalprominenz Werni I. ein Ständchen brachten. Markus Niedermann fuhr mit einer Harley auf die Bühne und interviewte im Film von SRF-«Schweiz Aktuell», der auf der Leinwand gezeigt wurde, Baarer, die sich zu Werner Metzger zu äussern hatten. Kickboxer, Plüschosterhasen, Nachbarn, Zünfte, Guggenmusiken, Chindergäuggel, Stammtisch-Gäste und deren Personal: Die Liste der Gruppierungen, die Werni I. eine Huldigung zukommen liessen, schien kaum enden zu wollen. Und zum Schluss mahnte Urs Odermatt: «Ihr müend de Werni sälbele, bäschele und häschele.»
Der langen Huldigungsliste geschuldet, wurde es nach Mitternacht, bis sich Werni I. und seine Hofdame, Räbenmutter Christa Blättler, unters Volk mischen konnten. Noch um 2 Uhr in der früh war der Gemeindesaal «gut besetzt», und die Fasnächtler genossen den Aufgalopp in die fünfte Baarer Jahreszeit, der am nächsten Samstag mit der Inthronisation in Allenwinden seine Fortsetzung findet. (Charly Keiser)