Sein Spiel mit der Illusion

Kunst & Baukultur

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Im Kantonalen Verwaltungszentrum zeigt der Hünenberger Fotograf Denis Twerenbold (35) die neue Werkserie «Orion, Ginkgo and Glowing Animals» – mit Andenken aus Berlin.

  • Mit der Fotografie «Glowing Animal I» will Denis Twerenbold auf das Zweischneidige der Gentechnologie hinweisen. (Bild: Stefan Kaiser)
    Mit der Fotografie «Glowing Animal I» will Denis Twerenbold auf das Zweischneidige der Gentechnologie hinweisen. (Bild: Stefan Kaiser)

Zug – Sie fallen sofort auf, die Fotos von Denis Twerenbold, die derzeit die Wände im Foyer des Kantonalen Verwaltungszentrum in Zug bespielen. Neben dem Eingang zur Cafeteria ist eine karge Landschaft mit Schönwetterwolken zu sehen, die einzig von weissen Windrädern «belebt» ist. Das Bild «TTB-1» gehört zur Serie Orion und ist wie «TTB-2», bei dem vor einem apokalyptisch düsteren Himmel scheinbar riesige Trabanten zur Erde fliegen – eine Doppelbelichtung mit einem Schwarz-Weiss-Infrarotfilm.

Einerseits fasziniert bei den Arbeiten des 35-jährigen Twerenbold das analoge, fototechnische Handwerk, andererseits gelingt es ihm mit den Sujets immer wieder, den Betrachter zu überraschen, gar zu verwirren. So wie bei «Glowing Bird», auf dem in der Natur eine Hand eine kleine gelbe, durchsichtige Scheibe zum Himmel reckt, wo gerade ein kleiner Vogel vorbeifliegt. Bei der handkolorierten Fotografie «Glowing Animal I» sticht das gelb-schwarz gestreifte Zebra markant heraus. Mit diesen Sujets will der Künstler auf das Zweischneidige der Gentechnologie hinweisen. «Sie hat gleichzeitig eine positive und eine gefährliche Seite», sagt er im Gespräch.

Düsterkeit bei schönem Wetter

Es geht Denis Twerenbold, der seit jeher ein guter Beobachter ist, nicht einfach um eine schnell geknipste Momentaufnahme der Realität. «Ich möchte aber durch die Veränderung der Realität keine Fake-News erzeugen, sondern Illusionen kreieren, die den Betrachter anregen sollen, die Dinge rund herum genauer anzusehen», betont er. Aus dieser Sicht sind die Doppelbelichtungen an verschiedenen Orten der Schweiz und auf Reisen entstanden, von denen er jetzt mit «TTB-1» und «Klunkerkranisch» nur einen kleinen Ausschnitt zeigen kann. Die drei dunklen Werke der Serie «Aura» im hinteren Raum strahlen mit ihren verschwommenen Bäumen eine mystische Stimmung aus. «Dabei sind diese Sujets bei strahlend schönem Wetter mit blauem Himmel entstanden», erklärt der Künstler. Ja, es sei eine Sinnestäuschung. Er spiele gerne mit dem Dualismus, der Effekt entstehe jedoch – ohne gross einzuwirken – durch den Schwarz-Weiss-Infrarotfilm. Die drei poetischen Aufnahmen beschäftigen sich mit dem Ginkgobaum, der in der asiatischen Medizin bekannt ist und auch für den Dualismus von Liebe und Freundschaft gilt.

Denis Twerenbold liebt humorvolle Inszenierungen, wie beim «Mauerpark», wo er in die Menschenmasse collageartig Köpfe aus Modeheften integriert hat.

Techniken weiter entwickeln

Der aus Hünenberg stammende Künstler präsentiert als zweiter im Rahmen der Reihe «Ausstellungen junger Zuger Kunstschaffender» seine Werke im Kantonalen Verwaltungszentrum. Die mehrteilige Serie hat er 2017 während eines halbjährigen Aufenthalts als Stipendiat im Zuger Atelier in Berlin begonnen. «Noch sind nicht alle Fotos dieser Zeit bearbeitet. Das dauert noch etwas, daneben will ich gewisse Techniken weiterentwickeln, wie das Übermalen von Fotografien.» Er verweist auf zwei Abbildungen in der Ausstellung, wo er mit weissem Filzstift geometrische Formen aufgezeichnet hat.

Twerenbold, der in Zürich lebt, hat bereits einen weiten Weg hinter sich: Nach der Ausbildung im Detailhandel machte er die Matura und studierte Kunst & Medien sowie Sinologie und Fotografie. Seit dem Jahr 2015 ist er als freischaffender Künstler tätig. Zur Zukunft befragt, sagt er unverfänglich: «Seit Berlin befasse ich mich stark mit Zukunftsfragen und ihre visionäre Umsetzung.» (Monika Wegmann)

Hinweis

Die Ausstellung «Orion, Ginkgo and Glowing Animals» von Denis Twerenbold ist bis zum 24. August im Kantonalen Verwaltungszentrum Aabachstrasse 6, Zug, zu den Bürozeiten geöffnet.