In der Manege gibts keine Hausaufgaben

Theater & Tanz

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Das Schulhaus Städtli läutet den Abschluss des Schuljahres mit einer Projektwoche ein. Gefordert sind ganz unterschiedliche Talente.

  • Heute gilts im Zirkus Luna für die Schülerinnen und Schüler des Städtli-Schulhauses ernst. (Bild Stefan Kaiser)
    Heute gilts im Zirkus Luna für die Schülerinnen und Schüler des Städtli-Schulhauses ernst. (Bild Stefan Kaiser)

Cham – Ein grosses blau-orange-farbenes Zelt steht auf dem Pausenplatz des Schulhauses Städtli 1 in Cham. Rund ums und im Schulhaus geht es zu und her wie in einem Wespennest. Überall wird trainiert und geübt. 308 Schülerinnen und Schüler verwandeln das Schulgebäude für eine Woche in eine Zirkusmanege. «Das ganze Schuljahr stand unter dem Motto: ‹Ich bin einmalig›», klärt Barbara Stäheli, Schulleiterin im Städtli 1, auf. Als Abschluss passe nun eine Zirkuswoche sehr gut, meint sie weiter. «Zirkusprojekte sind ein ideales Umfeld, um soziale Fähigkeiten, Kreativität und Bewegung zu fördern.»

Zur Unterstützung hat sich die Schulleitung vier Zirkuspädagogen des Zirkus Luna geholt. Diese bringen das ganze Konzept inklusive Kleider und anderer Utensilien mit. Die Profis führen die Kinder in die jeweilige Zirkustechnik ein und helfen bei der Inszenierung. Eine der Zirkuspädagogen ist Maria Dunst. Sie erklärt, dass es vor allem darum geht, mit den Kindern zu trainieren, Regie zu führen und die szenischen Bilder aufzubauen. «Das Besondere an diesem Projekt ist, dass die Stühle und die Tische beiseitegeschoben werden und die Kinder aus ihrem Alltag ausbrechen können», sagt sie.

Jedem seine Aufgabe

Jedes Kind finde eine Aufgabe für sich. Die unruhigeren können sich so richtig ausleben, die scheuen suchen sich eine Tätigkeit im Hintergrund. «Es geht um die Einheit der Vielfalt», so Dunst. Und sie meint weiter: «Darum, dass sich jedes Element der Kinder schliesslich zu einer ganzen Vorstellung zusammenfügt.»

Und so trifft man in den Schulzimmern, Turnhallen und draussen auf Pinguine, Diabolo-Künstler, Kung-Fu-Kämpfer, Feuerschlucker und Clowns. Nur die Kraftmenschen sind nicht da. Sie machen zum Aufbau ihrer Muskeln einen Ausflug ins Fitnesscenter.

Die 14-jährige Carla hat sich für die Gruppe Trapez entschieden. «Ich habe das schon einmal mit dem Ferienpass gemacht», erklärt sie. Ihr gefallen vor allem die Figuren. «Ich finde es auch schön, etwas zusammen mit anderen zu machen.»

Draussen auf dem Platz üben die Diabolo-Künstler ihren Auftritt. Die Lehrerin lacht und meint: «Das ist erst die Vorprobe der Vorprobe.» Schüler Philipp, 12 Jahre alt, ist zuversichtlicher: «Seit Anfang Woche bin ich schon viel besser geworden», meint er. Die Projektwoche gefalle ihm sehr. Der Zirkus sei eine «coole Idee».

Die Fakire sind aufgeregt

Auf einem Platz im Hinterhof der Schule riecht es streng nach Rauch und Feuer. Es ist das Reich der angehenden Fakire. Die Jungs sind ganz aufgekratzt. «Wir laufen auch über Scherben und sitzen auf ein Nagelbrett», erklären sie aufgeregt. Das Beste an der Projekt­woche sei, dass es keine Hausaufgaben gibt, darin sind sie sich einig und lachen fröhlich. Vor der Aufführung am Freitag seien sie aber schon etwas nervös, müssen sie dann doch zugeben.

Neben all diesen Aktivitäten spielt aber auch die Arbeit im Hintergrund eine wichtige Rolle. So gibt es ein Redaktionsteam, das ein ganzes Programmheft zusammenstellt, oder Plakatmaler, die sich kreativ betätigen. Die Kinder haben sich altersunabhängig nach ihren eigenen Vorlieben für ein Zirkusgebiet entschieden. «So lernen die Kinder Schüler von anderen Klassen und Altersstufen kennen», sagt Barbara Stäheli.

Heute Abend müssen die Nummern sitzen, denn dann sind die Eltern zu einer exklusiven Vorstellung eingeladen. Ella und Angelina, beide 9 Jahre, werden ihre Kunsttücke an der Strickleiter vorführen. Ella ist begeistert: «Es gefällt mir mega.» Angelina hat die Übungen an der Strickleiter schon einmal in einem anderen Zirkus bewundert. «Das hat ausgesehen, als ob es Spass macht.» Die beiden Mädchen freuen sich und sind wegen der Aufführung überhaupt nicht aufgeregt, wie sie kichernd versichern. (Carmen Desax)