Baar erhält Bücherschränke

Literatur & Gesellschaft

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Das gemeinsame Projekt der Bibliothek Baar und der Halle 44 soll die Bevölkerung zum Lesen einladen – gratis.

  • Initiantin Anna Merz lieh sich bei der Eröffnungsfeier gleich das erste Buch aus. (Bild Christian H. Hildebrand)
    Initiantin Anna Merz lieh sich bei der Eröffnungsfeier gleich das erste Buch aus. (Bild Christian H. Hildebrand)

Baar – Sie sind Deborah Jung vor einem Jahr während einem Aufenthalt in der Stadt Bregenz zum ersten Mal aufgefallen: öffentliche Bücherschränke. Die Mitarbeiterin der Bibliothek Baar fragte ihre Chefin, ob man nicht auch in Baar solche aufstellen könnte. Ihre Chefin vernetzte sie erfolgreich mit einer anderen Person in der Gemeinde, die just zur selben Zeit dasselbe Ziel verfolgte: Anna Merz, Leiterin Bücherservice der Halle 44. Zusammen setzten die beiden Frauen die Idee um. Viele Bewilligungen später fand am vergangenen Donnerstag an einem der vier Standorte – auf der Bürgerwiese beim Gäuggelbrunnen – die offizielle Einweihung statt.

Zirka 20 Leute haben sich an diesem regnerischen Tag dazu versammelt – viele davon kamen aus dem Gemeindehaus gleich gegenüber. Gemeindepräsident Walter Lipp hatte im Vorfeld recherchiert und fragt zu Beginn mit dem ehemaligen Slogan der Ricola-Werbekampagne: «Wer hats erfunden?» Nicht die Schweizer, sondern die Österreicher hätten die ersten Bücherschränke aufgestellt.

Dann erklären die beiden Initiantinnen des Projekts in einer kurzen Ansprache die Idee des Bücherschrankes. Sie ist simpel: «Nimm ein Buch – bring ein Buch». Man könne aber auch nur ein Buch ausleihen und später zurückbringen, sagen sie. Mit einer Schere schneiden die beiden Frauen feierlich das rote Band durch, das den Schrank umgibt.

Inspiriert von Unterägeri

Ende August wurden die Bücherschränke montiert: Neben dem Standort Gäuggelbrunnen stehen solche auch im Martins- und Kronenpark und auf dem Spielplatz hinter dem Kino Lux. Gebaut worden seien die Holzkasten vom Verein zuwebe. Die beiden Initiantinnen liessen sich dabei von Unterägeri inspirieren – denn dort stehen bereits solche auf Initiative einer Privatperson. Die Initiantinnen in Baar sagen, dass sie mit den Bücherschränken nun sehr zufrieden seien.

Wie funktioniert der Betrieb? Die Bücher stammen vom Bücherservice der Halle 44, erklärt Anne Merz beim anschliessenden Apéro. Der Service beschäftigt ein Dutzend Stellensuchende in einem Arbeitsprojekt – diese sortieren und reinigen Bücher von Ökihöfen und Privaten. Danach kann man diese übrigens – was laut Merz viele nicht wissen – gratis bei der Halle 44 abholen. Ein Teil der Bücher kommt in die Bücherschränke. Welche Geschichten genau in die Schränke gelangen, entscheidet Deborah Jung. Auf einem Rundgang schaut sie jeweils, welche Themen bei welchen Standorten besonders beliebt sind – beispielsweise Kinderbücher für den Spielplatz. Für die Erwachsenen stehe hauptsächlich Unterhaltungsliteratur in den Bücherschränken.

Positive Reaktionen

Vor einer Woche demolierten Unbekannte einen der neuen Kasten in Baar, erzählt Jung. Inzwischen sei er wieder repariert. Das Problem ist bekannt: Auch in Unterägeri wurde bereits ein Bücherschrank beschädigt. Ansonsten sind die ersten Rückmeldungen in Baar aber positiv: «Nicht nur die Auswahl, sondern auch die Schränke wurden gelobt, weil man in sie reinsehen kann», sagt Merz. Jung habe bereits Mails von Bewohnern erhalten, die das Angebot toll fänden.

Der Werkdienst Baar stellt die Bücherschränke jeweils an Ostern auf und während der Baarer Chilbi wieder ab. Die Benutzung kostet nichts. Weitere Bücherschränke im Kanton befinden sich beispielsweise in ehemaligen Telefonzellen auf dem Bundesplatz in der Stadt Zug, im Neudorf Center in Cham und beim Kindergarten Allenwinden. (Fabian Gubser)