Mozart macht Schule

Theater & Tanz

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Das Kantitheater Zug führt gemeinsam mit der Big Band das Singspiel «Die Zaubertröte» frei nach Mozart auf.

  • Leicht wie eine Feder hüpft der freche Papageno auf der Bühne herum. Links die drei Erzählenden, rechts Sarastro, Tamino, Monostatos und der Gemahl der Königin der Nacht. (Bild Matthias Jurt)
    Leicht wie eine Feder hüpft der freche Papageno auf der Bühne herum. Links die drei Erzählenden, rechts Sarastro, Tamino, Monostatos und der Gemahl der Königin der Nacht. (Bild Matthias Jurt)
Zug – Eine düstere, unheilschwangere Atmosphäre beherrscht das Bühnenbild im ersten Akt des diesjährigen Kantitheaters «Die Zaubertröte», untermalt von spannungsgeladener Musik der Kanti Big Band. Tamino in hellgoldenem Kaftan erscheint mit ängstlichem Blick auf der Bildfläche und fleht das Publikum um Hilfe an. Ein Schlangen-Ungeheuer tanzt bedrohlich um ihn herum. Der Prinz verliert das Bewusstsein. Die drei Damen der Königin der Nacht treten aus dem Schatten hervor und erlegen das Ungeheuer mit Speeren. Bis dahin folgt das Stück genau seinem Vorbild, Mozarts Oper «Die Zauberflöte», nimmt aber in der Folge mehr und mehr Eigendynamik auf, überträgt die Kernthemen der Originaloper in die aktuelle Zeit und auf das Leben der Schülerinnen und Schüler. Die Musik folgt dieser Dynamik mit rassigen, modernen Eigenkompositionen und Variationen der Themen aus der Zauberflöte, komponiert von Musiklehrer Tobias Rütti.

Ein Genuss für Kennerinnen und Neulinge
Freuen darf man sich auf das komödiantische Talent und die erstaunlich federnden Sprünge von Ambra Luna Dimai in der Rolle des quirligen Papageno und auf den opernbühnenreifen Bass von Linus Zimmermann in der Rolle des Sarastro. Auch Tobias Gehrig alias Bösewicht Monostatos, der den ewig nörgelnden, konservativ autoritären Pauker gibt, dürfte mit seinen schmetternden Monologen und dem gemeinen, gehässigen Lachen seine Wirkung beim Publikum nicht verfehlen. Die originelle Verteilung der Gesangsrollen auf sämtliche Ensemblemitglieder und nicht zuletzt das spektakuläre Bühnenbild von Florian Borsinger, Nina Bachmann und Emily Heldstab sowie die Lichttechnik von Simon Amrein tragen das Ihrige zu einem gelungenen und immer wieder überraschenden Theaterabend bei. Ein Genuss für Kennerinnen von Mozarts Zauberflöte ebenso wie für Neulinge.

Mut zu anspruchsvollem Gesang
Hier und dort einige Töne tiefer oder höher schrieb der musikalische Leiter des Projekts Tobias Rütti die Arien aus Mozarts Zauberflöte für die Schülerinnen und Schüler um. «Wir hatten das Glück, dass sich einige Jugendliche die schwierigen Kompositionen zutrauten », erklärt der Musiklehrer. «Die Rollen verteilten wir, bevor wir wussten, wer singen kann und möchte», ergänzt Peter Zaugg, der als Deutsch- und Philosophielehrer für die Textbearbeitung zuständig war. «Wir hatten einfach den Mut, daran zu glauben, das es klappen würde. Die Jugendlichen dürfen die Lieder so singen, wie sie es wollen und können.» Seit den Sommerferien leiten die beiden gemeinsam mit der freiberuflichen Theaterpädagogin Natalie Frey-Gut die Probearbeiten zur Oper «Die Zaubertröte». Gesamthaft sind rund 50 Personen am Projekt beteiligt. Sie hätten den Rotstift grosszügig angesetzt bei Text und Kompositionen, erzählen die beiden Lehrer. «Wir wollten keine dreistündige Oper. Das hätte weder fürs Publikum, noch für die Schüler funktioniert», so Zaugg. Ausserdem sei das Originallibretto von Emanuel Schikaneder widersprüchlich und verwirrend. «Das haben wir entsprechend verändert und auch die frauenfeindlichen Passagen daraus entfernt.» Ansonsten seien die Themen hochaktuell, etwa die leidenschaftlichen Gefühle der Königin und die nüchterne Prinzipientreue des Sarastro. «Die Oper zeigt die Vielfältigkeit des menschlichen Denkens und Fühlens. Das ist neben der Schönheit der Musik ihre grosse Qualität», betont Zaugg.

Die Ideale der Aufklärung
Sarastros Tempel werde zur Schule umfunktioniert, führt Zaugg weiter aus. «Dahinter stecken zwei Überlegungen: Die Nähe der Jugendlichen zur Schule und das Gymnasium als Ort, an dem die Ideale der Aufklärung vermittelt werden, für welche die Figur des Sarastro steht.» Besonders raffiniert: Die Flöte oder eben die «Tröte» selbst erhält ein menschliches Gesicht. «Sie ist wie ein nerviger, hyperaktiver Schüler, der allen auf die Nerven geht und überall auffällt», stellt Rütti klar. Harmonisch habe er die Musik komplett verändert, die Melodien seien jedoch klar als jene der Zauberflöte erkennbar. «Papagenos Lieder etwa kommen im Swing- oder ReggaeGroove daher.» Und ein zentrales Liebesthema, das in dieser Form im Originallibretto nicht vorkommt, wurde als neues Motiv eingefügt «Es erwächst quasi aus Taminos Arie ‹Dies Bildnis ist bezaubernd schön›, ist aber eigenständig in seiner Bedeutung.» Zum Schluss holen die beiden Lehrer keck ein weltberühmtes Stück von Beethoven ins Spiel, um «die Freude über den glücklichen Ausgang der Geschichte und die Freude der Jugendlichen am gemeinsamen Theaterprojekt besser einfangen und darstellen zu können.» (Text von Cornelia Bisch)

Hinweis Die Aufführungen von «Die Zaubertröte» finden am 31. März, am 1. und 3. April um 19.30 Uhr sowie am 2. April um 17 Uhr in der Aula der Kantonsschule Zug statt. Eintritt frei, Kollekte.