Blasmusik und noch vieles dazu

Musik

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Im voll besetzten Saal Heinrich spielte die Musikgesellschaft eine bunt gemischte Werkfolge nach Trickfilmen. Ein ausgiebiges Rahmenprogramm ergänzte den Anlass.

  • Dirigent Matthias Weber führte die Musikgesellschaft sicher durch die verschiedenen Stücke. (Bild Stefan Kaiser)
    Dirigent Matthias Weber führte die Musikgesellschaft sicher durch die verschiedenen Stücke. (Bild Stefan Kaiser)

Hünenberg – Verschiedene Musikvereine haben in den letzten Jahren im Kanton Zug Programme mit Filmmusik interpretiert. Die Musikgesellschaft Hünenberg unter der Leitung von Matthias Weber fokussierte sich im Saal Heinrich von Hünenberg auf Melodien aus Trickfilmen. Nicht nur im Klang, sondern auf einer Nebenbühne auch im Bild, erschienen viele der bekanntesten Comicfiguren vergangener Jahrzehnte von Kindern oft hoch verehrt, von Erwachsenen mehr heimlich bewundert. Mit übernommen wurde auch die extreme Amerikanisierung der Trickfilmszene, selbst bei Figuren, welche – wie Tintin, der Glöckner von Notre-Dame und Heidi – eigentlich aus einem anderen sprachlichen Umfeld stammen.

Souverän umgesetzt

Obwohl Trickfilme meist als unverbindliche Unterhaltung verstanden werden, wurde das Ganze mit musikalischer Ernsthaftigkeit gestaltet. Die Beherrschung des oft anspruchsvollen Notentextes gelang fast durchwegs souverän. Neben dem unerlässlichen individuellen Üben war dies das Hauptverdienst des Dirigenten Matthias Weber, der für ein sicheres Zusammenspiel sorgte. Prägnant erfolgten die zahlreichen Übergänge nach Tempo und Stimmung innerhalb der verschiedenen Stücke. Die kurzen solistischen Einsätze von Piccolo über Klarinette, Trompete, Posaune und Eufonium bis zum Schlagwerk erklangen gekonnt und anscheinend ohne Lampenfieber. Die Hauptqualität ergab sich aber doch aus dem erfreulich ausgeglichenen Können der insgesamt an die fünfzig Mitwirkenden. Ein zahlenmässig ausgewogenes Verhältnis zwischen den Registern sorgte für einen abgerundeten Gesamtklang, und einzig den qualitativ sehr gut besetzten Hörnern und Posaunen hätte man gerne ein paar zusätzliche prägnante Einsätze gegönnt. Bis auf wenige Unsicherheiten in den Bässen (vor allem erste Programmhälfte) überzeugte auch die saubere Intonation.

Bekannte Figuren

Ein Grossteil des zahlreichen Publikums kannte die vorgestellten Trickfilmfiguren; die mit ihnen zusammenhängende Handlung wurde bei der Führung durch das Programm (Laura Miori und Andreas Walker) mindestens angedeutet. Trotzdem freuten sich die Zuhörer vor allem an den markant vorgetragenen Einzelstücken, eigentlich unabhängig davon, ob es dabei um den mit überirdischen Kräften ausgestatteten Inspektor Gadget, um ein ins Nichts verschwindendes Kindermädchen Mary Poppins oder die vermenschlichten Tierfiguren des Chicken Run und der Muppet-Familie ging.

Keine Überalterung

In scharfem Kontrast etwa zu den Männerchören und Samaritervereinen kennt die Musikgesellschaft kein Problem der Überalterung. Dies ist zu einem grossen Teil auch das Verdienst des «BloCH» (Blasorchester der Musikschulen Cham-Hünenberg), neu unter der Leitung von Tatiana Cossi. Mit vier erfrischend gespielten (und angesagten!) Einzelstücken bildeten sie einen stimmungsvollen Programmauftakt, wobei die rund vierzig jungen Leute nur in den tiefsten Registern von einzelnen Mitgliedern der Musikgesellschaft Cham verstärkt wurden.

Ehrennadel für den Dirigenten

Für Matthias Weber war es das zehnte Jahreskonzert mit der Musikgesellschaft Hünenberg. Neben seinen Dankesworten ehrte ihn Vereinspräsident Raphael Suter dafür mit zehn Rosen (von den charmantesten zehn jungen Damen des Orchesters überreicht) und der extra für ihn hergestellten goldenen Ehrennadel. Weitere Verdankungen schufen die Überleitung zu den beiden Zugaben, in welchen auch die Simpson-Familie nicht fehlen durfte. Dann folgte die Rückkehr in den schon vor dem eigentlichen Konzert eröffneten Restaurationsbetrieb, welcher ein ausgiebiges gemütliches Zusammensitzen und das Auffrischen vieler freundschaftlicher Kontakte ermöglichte. (Jürg Röthlisberger)