Erhellende Kunstführung zur Abendstunde

Kunst & Baukultur

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Die Kunstvermittlerin Karen Geyer macht auf einer Tour in Zug und Umgebung auf Kunstwerke im öffentlichen Raum aufmerksam.

  • Karen Geyer (links) bei der Skulptur «Myzot Nachtwächter». (Bild Matthias Jurt)
    Karen Geyer (links) bei der Skulptur «Myzot Nachtwächter». (Bild Matthias Jurt)

Zug – Erleuchtet oder aufgrund Sparmassnahmen dieses Jahr nur bei Tageslicht sichtbar: Die Kunst im öffentlichen Raum in der Stadt Zug hat viel zu bieten. Kurz vor Dämmerung, ungestört vom Schneefall und der Kälte trotzend, trafen sich am Samstag rund 20 Kunstinteressierte in der Bahnhofshalle in Zug.

Karen Geyer, Künstlerin und Kunstvermittlerin, begrüsst die Anwesenden zur diesjährigen Lichttour, die im Rahmen der Führungen «Kunst im öffentlichen Raum Zug», stattfindet. Die kostenlosen Veranstaltungen finden seit über fünf Jahren in Zug und Umgebung statt. Die Idee zur Lichttour gab Karen Geyer das Werk am Bahnhof, «Light Transport» von James Turrell, das den Bahnhofvorplatz aktuell nicht erleuchtet. Dies aufgrund der Teilnahme der SBB an den Stromsparmassnahmen, die der Zuger Stadtrat beschlossen hat. Für das erste Kunstwerk führt Karen Geyer an die Baarerstrasse 37. Dort, in lebendigen Farben und organischen Formen, steht im Brunnen die beleuchtete Skulptur «Girrafalla» der Künstlerin Claire Ochsner aus dem Jahr 1999. Das Kunstwerk steht auf einem Bein im Wasserspiel und dreht sich um die eigene Achse. Die Kunstvermittlerin erklärt die Idee der Künstlerin: «‹Girrafalla› soll Lebensfreude zum Ausdruck bringen und den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern.»

Manche Werke sind versteckt

Durch die schneebedeckte Stadt leitete Karen Geyer weiter Richtung Zugersee, an die Bahnhofstrasse 1. Die Marmorskulptur «Myzot Nachtwächter» vom Künstlerduo Venske und Spänle, auch wahrgenommen als gebogene Strassenlaterne, steht leuchtend an prominenter Stelle vor der optisch passenden Marmorfassade der Zuger Kantonalbank. Gleich über die Strasse, rechts vom Eingang des Regierungsgebäudes, befindet sich das nächste Werk der von Geyer geplanten Lichttour. «Einschnitt» ist der Titel des 2004 entstandenen Werkes der Textildesignerin Caroline Flueler. Sie hat mit den Künstlern André Schweiger und Patrick Lindon ein schlichtes lichtvolles Denkmal zur Erinnerung an die Opfer des Attentates im September 2001 geschaffen.

In neonleuchtenden Lettern empfängt über den Burgzinnen des Kunsthaus Zug das Werk der walisischen Konzeptkünstlerin Bethan Huws. Karen Geyer, die während ihrer Studienzeit Huws persönlich kennen gelernt habe, betonte, dass die eher wortkarge Künstlerin durch ihre Werke ihren Humor sprechen lässt. «Ich finde es wunderbar, welche Vielfalt an Arbeiten es in der Stadt Zug und deren Umgebung gibt. Das ist nicht zuletzt dem Engagement des Direktors des Kunsthaus Zug, Matthias Haldemann, zu verdanken», sagte Geyer. Das Kunstwerk von Bethan Huws zeigt auf, wie offen Zug für moderne Kunst ist. «Dieser älteste Kern der Stadt mit einer solch modernen Lichtkunst zu konfrontieren, ist etwas sehr Starkes», meinte Geyer.

Das Herz leuchtet rot

Die Route führte weiter am Café Bauhütte vorbei. Über dessen Eingangstür hängt das aus Neonröhren geformte Herz des in Baar geborenen Künstlers Markus Uhr. Das «Diamantherz» ist 2012 entstanden und befand sich bis vor kurzem am Schulhaus Burgbach, ein Verweis auf die Jugendzeit des Künstlers. «Die Kunst in Zug wandert», erklärte Geyer und ergänzte: «Das intensiv rote Herz darf am neuen Standort, trotz Stromsparmassnahmen, jede Nacht leuchten.»

Der Abschluss der Kunstführung bildete die massive Skulptur «Syrinx» an der Nordfassade des Theaters Casino Zug. Oscar Wiggli, Eisenplastiker, erschuf das über drei Meter hohe Werk im Jahre 1985. Wie der Titel andeutet, hat sich der Künstler der griechischen Mythologie bedient. Die vielschichtige Arbeit deutet auf das Schilf hin, in das sich die Nymphe Syrinx vor dem Hirtengott Pan versteckte. Wigglis Werk nimmt Form und Farbe der Architektur des Theater Casino Zug auf.

Nach 90 Minuten erleuchtenden Kunsteindrücken beendete Karen Geyer die Lichttour: Die Führungen gingen nun bis Ende März 2023 «in den Winterschlaf», informierte sie. Die Kunstvermittlerin und Künstlerin wird dann wieder jeden letzten Samstag im Monat Interessierte zu Kunstwerken im öffentlichen Raum führen. (Text von Laurence Ziegler)