Eine Farbgebung wie Schichten aus Wolken

Kunst & Baukultur

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Maria Zgraggens Bilder entwickeln alle ihren ureigenen Charakter. In Zug stellt die «sanfte Expressionistin» neue Werke aus.

  • Maria Zgraggens Werke entstehen in einem langen Arbeitsprozess. (Bild Stefan Kaiser)
    Maria Zgraggens Werke entstehen in einem langen Arbeitsprozess. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Unter den vielen Besuchern der Vernissage vom letzten Samstag ist es nicht leicht, die Künstlerin zu entdecken. Aber die expressiven Malereien auf den grossformatigen Werken von Maria Zgraggen sind im Eingangsbereich der Galerie Renggli über den Köpfen erkennbar und machen neugierig, sie näher zu betrachten. Es sind ungegenständliche, aber sehr farbenfreudige Kompositionen, in Acryl auf Leinwand gemalt, und trotz allem sehr variabel, was die Gestaltung betrifft. Beim schichtweisen Aufbau der Bildflächen setzt die Künstlerin ab und zu Akzente durch unterschiedliche Flüssigkeitsstufen der Farben oder Pinselstrukturen.

«Sie ist sehr selbstkritisch, was ihre Malerei angeht», sagt eine Besucherin, während sie die Bilder bewundert. Was Maria Zgraggen (62), deren Schaffen schon mit vielen Auszeichnungen und Stipendien gewürdigt worden ist, lächelnd bestätigt. Ja, sie arbeite lange und intensiv an jedem Bild, und nicht nur wegen der Trocknungszeit. «Manchmal bin ich jahrelang mit einem Werk beschäftigt, bis es an der Komposition nichts mehr zu verschieben gibt. Die Gestaltung kann sogar komplett wechseln», sagt sie in ihrer schlichten Art und ergänzt: «Die Entstehung ist jeweils ein Prozess. Wenn die Arbeit mit einer Selbstverständlichkeit in sich ruht und das Verschieben einer nur Millimeter grossen Fläche die Ruhe zerstören würde, und das Werk nach Monaten des Nicht-Betrachtens noch die gleiche Selbstverständlichkeit ausstrahlt, erst dann ist die Arbeit für mich abgeschlossen.»

Wichtig ist ihr auch zu betonen: «Meine Bildsprache hat nichts mit meiner persönlichen Stimmung zu tun; jedes Motiv wird sehr bewusst komponiert. Es geht mir stets um die Gesamtgestaltung. Und so erhält jedes Bild seinen eigenen Charakter. Natürlich gibt es Stellen, die zufällig entstehen, dann sehe ich sie an und überlege: Lasse ich die Farben so? Es entwickelt sich etwas wie ein Dialog, und ich entscheide, was es noch braucht.»

Für Sibylle Omlin, Dozentin und Kunstexpertin, ist die ungegenständliche, raumgreifende Malerei von Maria Zgraggen formal wie eine Dramaturgie aufgebaut und erinnere an Wolkenschichten. In Ihrer Einführung sagte sie: «Da gibt es ein enges Nebeneinander von Farben, aber auch monochrome Arbeiten.» Manchmal glaube man, ein gegenständliches Teil zu entdecken, bei genauerer Betrachtung werde das aber wieder aufgelöst.

Tiefe, Askese, Grosszügigkeit

Die Kombination der Farben und Formen sei bei Maria Zgraggen ein wichtiger Bestandteil ihrer prozesshaften Arbeit. Es lohne sich, die Farbtöne näher zu betrachten. Sibylle Omlin, welche die Künstlerin vor der Zuger Ausstellung in deren Atelier im Schächental besucht hat, sagte zuletzt: «Maria Zgraggen ist keine Wilde, sondern eine sanfte Expressionistin, welche über die Jahre eine eigene Palette entwickelt hat, deren Farbtöne an die englische Malerei anknüpft. Ihre Malerei verkörpert Offenheit und Tiefe, Askese und Grosszügigkeit.»

Hinweis
Neue Arbeiten von Maria Zgraggen, bis 5. Oktober, Galerie Renggli, Ober-Altstadt 8, Zug. Di–Fr, 14–18 Uhr, Sa, 10–16 Uhr.