Der lange Weg eines Künstlers

Kunst & Baukultur

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Die aktuelle Ausstellung der Z-Galerie ist eine Hommage an den vielseitigen Baarer Plastiker Josef Staub.

  • In der Z-Galerie wird der Künstler Josef Staub erfahr- und greifbar. (Bild Jan Pegoraro)
    In der Z-Galerie wird der Künstler Josef Staub erfahr- und greifbar. (Bild Jan Pegoraro)

Baar – In Baar steht auf dem Rathausplatz der «Otello» – eine markante Stahlplastik des einheimischen Künstlers Josef Staub (1931–2006). Auch in anderen Gemeinden wie in Allenwinden, Neuheim und Hünenberg sind Werke von ihm zu finden, ebenso stammt die Spirale des Brunnens in der Zuger Herti vom Baarer, die er im Auftrag der Stadt Zug 1985/86 erstellt hat. Josef Staub hat für Projekte wie diese vorgängig kleinformatige Modelle aus Pappe oder Gips gebaut.

Solche Entwürfe und Originale sind auf einem langen Tisch inmitten der aktuellen Ausstellung der Z-Galerie von Maria Ziegler in Baar zu sehen. An den Baarer Künstler erinnert ebenso rund herum eine kleinere Auswahl wichtiger Werke: Da hängen seine Malereien mit abstrakten Sujets, sie sind in Mischtechnik oder als eigenwillige Collagen gestaltet. Bei Letzteren hat Josef Staub in die bemalte Bildfläche Zeitungsausschnitte eingearbeitet und mit schwarzen oder roten Farben symbolhaft übermalt.

Die Ölbilder aus den Sechzigerjahren im Untergeschoss sind abstrakte Kompositionen mit eher dunklen Farbschichten. Dazwischen finden sich einige kleinere Plastiken aus Chromstahl, die mit klaren, schlichten Linien und der perfekten Ausführung auch heute noch zu begeistern vermögen.

Details aus dem Leben und Wirken

An der gut besuchten Vernissage vom letzten Samstag stösst auch der Videofilm über Josef Staub im Untergeschoss auf Interesse, aber noch mehr die Einführung von Fredi Staub, dem in Baden AG lebenden Sohn des Künstlers. Denn niemand anderes kannte Josef Staub wohl besser als er. So konnte er viele heitere Reminiszenzen aus dem Leben des Baarers erzählen: «Am 30. November würde er 90 Jahre alt, doch er ist schon 2006 gestorben.»

Geboren wird Josef Staub 1931 in Baar, wo er im damaligen Restaurant Kreuz aufwächst. Er habe immer gerne gezeichnet und schon mit 16 Jahren Ausstellungen in Zürich und Paris besucht. «Von der modernen, abstrakten Kunst war er tief beeindruckt. Doch Grafiker darf er nicht werden, er wird später Bauleiter mit eigenem Geschäft», so Fredi, der 1953 geborene Sohn.

Alles schmunzelt, als er berichtet, wie der Vater daheim am Gärtliweg 15 auf dem Küchentisch gemalt hat und er nach dem Genuss von Karminrot aus der Tube im Spital landet. Wichtig sei für den Vater die Begegnung mit der Galeristin Giséle Réal in Ascona gewesen, wo er viele der damals bekannten Künstler getroffen hat. Später schliesst er sich mit den Innerschweizer Künstlern zusammen. Ab 1950 erstellt Josef Staub die ersten Ölbilder und ab 1956 Metall- und Steinreliefs. Schon 1957 wird er für die Malerei mit dem Eidgenössischen Kunststipendium ausgezeichnet, ein weiteres für Plastik folgt 1970. Fredi Staub erzählt, wie sein Vater 1957 mit Bildern auf dem Dach des Citroën 2CV nach Paris reist, um sich den Galerien zu präsentieren. Das Kiefer-Hablitzel-Stipendium 1958 bestätigt seinen Weg. Bereits 1960 hat Josef Staub die ersten dreidimensionalen Arbeiten geschaffen. Eine wichtige Erfahrung sei 1968 die Beteiligung an der 4. Documenta in Kassel gewesen. Schon sehr bald kann Josef Staub in vielen Galerien im In- und Ausland ausstellen. Sogar in den USA befinden sich ab 1983 Plastiken von ihm im öffentlichen Raum. Diverse Preise und Studienreisen bestätigen seinen Weg, auch werden ihm mehrere Kunstbücher gewidmet.

Stahl wird zu Staubs wichtigstem Material

Laut Fredi Staub habe seinem Vater die Aufgabe der Baufirma 1970 viel bedeutet, «denn jetzt konnte er sich als Künstler endlich unbelastet den Chromstahlarbeiten widmen». Für Josef Staub wurde der Stahl sein bevorzugtes Material, unverwechselbar, perfekt, schnörkellos, klar, und weil der gewalzte Stahl nicht rostet: «Er ist das Material unserer Zeit.»

Sein Sohn zitiert zuletzt den Kunstpublizisten Willy Rotzler, der einmal treffend schrieb: «Der Weg des Plastikers Josef Staub ist ein weiter, stationenreicher Weg. Er ist von einer bedächtigen, fast möchte man sagen schwerblütigen Konsequenz. Nie wurde etwas schnell fertig, dem wirkungsvollen Effekt nachgegeben, eher wurde umgekehrt mit querköpfiger Verbissenheit stets einer Sache auf den Grund gegangen. Die plastischen Formen, die von ihm in den letzten Jahren erarbeitet wurden, haben zwar etwas Allgemeingültiges, uns alle Angehendes, weil sie sich zum Heute bekennen, sie sind aber trotzdem die persönlichen Äusserungen eines Individuums – eines Zeitgenossen – geblieben.» (Monika Wegmann)

Hinweis
Die Ausstellung «Hommage an Josef Staub» läuft bis 5. Dezember in der Z-Galerie Baar, Dorfstrasse 6a: Mi.–Fr. 15–18 Uhr, Sa./So. 11–14 Uhr.