Der Stierenmarkt – ein Muss?

Brauchtum & Geschichte

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Der Trubel am legendären und urchigen Anlass in Zug ist nicht jedermanns Sache.

Morosoli gegen Rogenmoser

Zug – Dem Stierenmarkt sei Dank. Gäbe es diesen nicht, würde im Zuger Westen vermutlich vieles anders aussehen. Seit beinahe 125 Jahren findet diese Viehschau statt. Standen früher sicher die Stiere im Vordergrund, ist es heute das Drumherum. Im Zelt treffen sich Banker und Bauern. Da habe ich auch schon Platz genommen. Wobei dann oftmals das Gespräch verstummt, denn niemand will schlechte Presse. Es könnte ja auch eine gute sein, aber heute sind schlecht und die Presse Wortzwillinge. Leider.

In diesem Jahr könnte sich auch der eine oder andere Zuger Politiker einfinden und mit einem erweiterten Kreis darüber diskutieren, ob eine neuerliche Kandidatur Glück und Segen verlängern könnte. Die Veranstaltung ist nämlich eine gute Gelegenheit, Werbung in eigener Sache zu machen. Dies vor allem vor dem Hintergrund der Gesamterneuerungswahlen im Oktober 2022. Ein Besuch des Stierenmarkts ist und bleibt für mich ein Muss. Sogar in der Kurzform. Was ich dabei besonders beachten muss: Einen Salat zu bestellen, das ist der ultimative Sündenfall. Zu deftigen Sprüchen gehört einfach etwas Deftiges. Es hält sich zudem das hartnäckige Gerücht, dass in diesem Quadrat auch schon EVZ-Transfers ihren Anfang genommen haben. Diese Deals habe ich leider verpasst. (Marco Morosoli)

Wenn es in der Stadt Zug nach Heu riecht (frischem und verdautem), wenn die Edelweisshemden überhandnehmen und sich Stier an Stier reiht, dann ist es wieder so weit: Der Stierenmarkt dominiert für zwei Tage im Crypto Valley. Dieser traditionelle Anlass bringt etwas vom alten Zug zurück. Eine willkommene Abwechslung. Wer mich kennt, weiss, dass mich urchige Veranstaltungen nicht abschrecken, dass ich das Bodenständige mag. Der Stierenmarkt allerdings, das ist mir zu viel. In der langen Zeit, in der ich nun schon im Kanton Zug wohne, habe ich es genau einmal Anfang September ins Stierenmarktareal geschafft.

Es hat mir nicht schlecht gefallen, aber so richtig warm wurde ich mit dem Markt nicht. Weshalb, kann ich gar nicht genau sagen. Vielleicht ist es der Zusammenprall von Massanzug und Stallübergewand, vielleicht das Sehen und Gesehenwerden, vielleicht sind es aber auch die ganzen Tiere, die den Trubel aushalten müssen. Der Aufmarsch wird dieses Jahr allerdings wohl nicht so gross sein. Das verlangte Zertifikat könnte einige abschrecken. Eigentlich eine ideale Gelegenheit für mich, mir das Ganze wieder einmal anzuschauen. Aber auch ich habe nicht so richtig Lust, mich unters Volk zu mischen – und wenn doch, dann bitte an irgendeiner «Hundsverlochete», die den Namen auch verdient hat. (Carmen Rogenmoser)