Viele Elemente für ein Gesamtkunstwerk

Musik

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Unter der Bezeichnung «Musical Classics» vereinigte sich der Chor Audite Nova ein weiteres Mal mit der Brass Band Rickenbach. Die Querschnitte durch vier weltbekannte Musicals begeisterten am Samstagabend das bis auf den letzten Platz ausverkaufte Casino.

  • Der Chor Audite Nova zusammen mit der Brass Band Rickenbach im Theater Casino Zug. (Bild Christian H. Hildebrand)
    Der Chor Audite Nova zusammen mit der Brass Band Rickenbach im Theater Casino Zug. (Bild Christian H. Hildebrand)

Zug – Mit Johannes Meister stand am Samstagabend ein über alle Sparten des Gesamtwerks kompetenter Musiker am Dirigentenpult. Sein Schaffensschwerpunkt liegt zwar bei der Chorleitung, aber seine Ausbildung beinhaltete auch Kurse bei Leonard Bernstein (1918–1990), Komponist der an erster Stelle aufgeführten «West Side Story». Gerade das aktuelle Programm zeigt jedoch, wie er auf zwei Schienen fährt: Neben den «Musical Classics» singt Audite Nova in nur zwei Wochen am Osterfestival in Andermatt den «Messias» von Georg Friedrich Händel. 

Mit an die hundert Leuten, die sich ebenmässig auf die Chorregister verteilten, verfügte Audite Nova über einen voluminösen und in sich geschlossenen Klangkörper. Auch in der Musical-Interpretation war viel von jener Stimmkultur zu hören, welche den Chor durch die gemeinsame Arbeit und nicht zuletzt durch das individuelle Üben auszeichnet. 

Ein bekannter Moderator und einige Glanzlichter

Verschiedene teils sehr exponierte Spitzentöne im Sopran und markante Einsätze des Tenors gelangen in lebendiger Gestaltung und perfekter Intonation. Der harmonisch meist recht einfache und oft nur zweistimmig gesetzte Notentext liess dem Alt und dem Bass allerdings nur wenig Freiraum. Häufig wurden die tieferen Stimmen von der Begleitung übertönt. 

An die dreissig Blechbläser mit vier bis sechs Perkussionisten bildeten die Brass Band Rickenbach. Wie schon bei früheren Auftritten mit Audite Nova (2010 und 2013) hatte Enrico Calzaferri neben seiner Funktion als Bearbeiter den Klangkörper ausgezeichnet auf die anspruchsvolle Aufgabe vorbereitet. Das saubere Zusammenspiel und auch einzelne Glanzlichter von Solisten liessen verstehen, warum das aus fähigen Laien bestehende Ensemble bei Wettbewerben in der obersten Stärkeklasse regelmässig Spitzenklassierungen erreicht.

Der in Zug wohlbekannte Nik Hartmann moderierte lebendig und geschickt durch das Programm. Mit Kurzinterviews holte er für das Publikum einzelne Hintergrundinformationen.

Schmunzeln erregte neben seinen Anspielungen auf bevorstehende Mutterfreuden der Solistin auch seine Beziehung zum Chor: 1984 hatte er als kleiner Bub bei einem Weiterbildungstag von Audite Nova am Schluss den Sopran mitsingen dürfen – wozu er sich 34 Jahre später nicht mehr fähig fühlte. Während der Chor sich nur mit der eigenen Stimmkraft gegenüber der Begleitung zu behaupten hatte, wurden die beiden Vokalsolisten durch Mikrofone verstärkt. David Morell konnte so den sehr weiten Stimmumfang seines Parts voll bewältigen, und Karolina-Slavka Müller gestaltete selbst im Fortissimo gedankliche Intimität. 

Verdienter kräftiger Schlussapplaus

Durch die Auswahl von Weltbekanntem sicherte man sich zusätzlich das Interesse des Publikums. In der ersten Konzerthälfte folgte nach der «West Side Story» das sozialkritische «Les Misérables» von Claude-Michel Schönberg. Die beiden Werke wurden in insgesamt neun klar voneinander getrennte Sätze unterteilt. Nach der Pause erklang mit «Jesus Christus Superstar» jene musikalische Umsetzung des Passionsgeschehens, die schon bald nach der Uraufführung 1971 neben den altkirchlichen und barocken Vertonungen einen ebenbürtigen Platz erreicht hat. Dabei störte es nicht, dass einzelne Abschnitte nahtlos aneinandergehängt und teilweise auch vertauscht wurden. 

Etwas gar laut endete «The Lion King», die afrikanische Kindergeschichte nach der Vertonung von Elton John. Den überaus kräftigen Schlussapplaus verdankten die Ausführenden nochmals mit Bekanntem: Ausschnitte aus der turbulenten Liebeskomödie «Mamma Mia» des schwedischen Komponisten Benny Andersson. (Jürg Röthlisberger)