Diese Wege führen zu einem entschleunigten Leben

Brauchtum & Geschichte

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Lichterwege liegen im Trend. Alle drei Betreiber im Kanton melden positive Reaktionen.

  • Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat entschieden: «Lichtgrenze» ist das Wort des Jahres 2014. Der Ausdruck geht auf eine Lichtinstallation in Berlin vom 9. November zurück. Sie symbolisierte den Verlauf der Mauer, welche die deutsche Hauptstadt Berlin zwischen 1961 und 1989 in West und Ost trennte. Auch im Kanton Zug ist das Wort mit einer gewissen Abwandlung – in aller Munde. Es geht dabei um eine besinnlichere Variante. Lichterwege respektive Laternenwege sind derzeit in Hünenberg, Unterägeri und Baar im Betrieb. Und sie stossen auf grosse Resonanz. «Wir bekommen nur positive Rückmeldungen», sagt Daniel Schriber, Leiter Sicherheit und Umwelt in der Gemeinde Hünenberg. Den Lichterweg im Ennetsee gibt es schon seit dem letzten Jahrtausend. Er wird jeweils von Werkhofmitarbeitern der Gemeinde auf- und wieder abgebaut. Die Lichterkette beginnt beim Hünenberger Werkhof an der Zentrumsstrasse. Von dort führt er über die Obstanlage Hubel bis zur Einmündung in die Huobstrasse in Hünenberg Se
    Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat entschieden: «Lichtgrenze» ist das Wort des Jahres 2014. Der Ausdruck geht auf eine Lichtinstallation in Berlin vom 9. November zurück. Sie symbolisierte den Verlauf der Mauer, welche die deutsche Hauptstadt Berlin zwischen 1961 und 1989 in West und Ost trennte. Auch im Kanton Zug ist das Wort mit einer gewissen Abwandlung – in aller Munde. Es geht dabei um eine besinnlichere Variante. Lichterwege respektive Laternenwege sind derzeit in Hünenberg, Unterägeri und Baar im Betrieb. Und sie stossen auf grosse Resonanz. «Wir bekommen nur positive Rückmeldungen», sagt Daniel Schriber, Leiter Sicherheit und Umwelt in der Gemeinde Hünenberg. Den Lichterweg im Ennetsee gibt es schon seit dem letzten Jahrtausend. Er wird jeweils von Werkhofmitarbeitern der Gemeinde auf- und wieder abgebaut. Die Lichterkette beginnt beim Hünenberger Werkhof an der Zentrumsstrasse. Von dort führt er über die Obstanlage Hubel bis zur Einmündung in die Huobstrasse in Hünenberg Se

Baar – Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat entschieden: «Lichtgrenze» ist das Wort des Jahres 2014. Der Ausdruck geht auf eine Lichtinstallation in Berlin vom 9. November zurück. Sie symbolisierte den Verlauf der Mauer, welche die deutsche Hauptstadt Berlin zwischen 1961 und 1989 in West und Ost trennte. Auch im Kanton Zug ist das Wort mit einer gewissen Abwandlung – in aller Munde. Es geht dabei um eine besinnlichere Variante. Lichterwege respektive Laternenwege sind derzeit in Hünenberg, Unterägeri und Baar im Betrieb. Und sie stossen auf grosse Resonanz. «Wir bekommen nur positive Rückmeldungen», sagt Daniel Schriber, Leiter Sicherheit und Umwelt in der Gemeinde Hünenberg. Den Lichterweg im Ennetsee gibt es schon seit dem letzten Jahrtausend. Er wird jeweils von Werkhofmitarbeitern der Gemeinde auf- und wieder abgebaut. Die Lichterkette beginnt beim Hünenberger Werkhof an der Zentrumsstrasse. Von dort führt er über die Obstanlage Hubel bis zur Einmündung in die Huobstrasse in Hünenberg See. Der Lichterweg, so Schriber, diene ja auch dazu, die beiden Ortsteile Hünenbergs zu verbinden. «Es ist die kürzeste Verbindung», sagt Schriber. Und nur zu Fuss machbar.

Einblicke der seltenen Art

Dem Nutzer sei dabei der Start in Hünenberg empfohlen, denn so eröffnet sich dem Nachtwanderer plötzlich ein Blick auf die Zuger Ebene, der einem noch lange in Erinnerung bleiben wird. Er hat zwar nicht eine solche Weite wie der­jenige vom Mount Wilson auf das nächtliche Zentrum von Los Angeles, aber das sollte einen nicht von einem Spaziergang abhalten. Für Schriber ist der Hünenberger Lichterweg eine gute Möglichkeit zur Entschleunigung: «Weil er nur zu Fuss absolviert werden kann, zwingt er einen zur Langsamkeit.» Mit dem Auto braucht jedenfalls niemand zu kommen. Die Stadtbahn (Haltestelle Hünenberg Zythus) beziehungsweise der Bus (Haltestelle Hünenberg Dorf) führen einen sicher hin und wieder zum Ursprungsort zurück. Dass die Lichterweg-Idee auch anderswo im Kanton aufgegriffen worden ist, stört Daniel Schriber dabei in keiner Weise: «Wir geben etwas Gutes weiter. Und natürlich haben wir auf einer solchen Institution kein Copyright.»

Kopieren ist hier sogar erlaubt

Schriber hat dabei gleich Baar im Kopf, wo Ende November im Gebiet Wishalde ebenfalls ein Lichterweg eingerichtet worden ist. Wie in Hünenberg kommen dort Lampen zum Einsatz. Der Baarer Weg ist dabei kürzer als sein Hünenberger Pendant und ist heuer zum ersten Mal im Betrieb. Doch trotzdem ein Magnet. «Wir hätten niemals gedacht, dass sich so viele Leute auf den Weg machen», sagt, Zita Schlumpf vom Verein Lichterweg Baar.

Den Zuspruch erklärt sich Schlumpf so: «In der Adventszeit macht man viele Dinge in der Gruppe oder in der Familie. Da ist ein Lichterweg natürlich eine gute Sache. Er führt Generationen zusammen.» Religiös behaften will Schlumpf die Idee Lichterweg aber nicht: «Es hat aber sicher etwas mit Besinnung zu tun.» Der Baarer Lichterweg ist eine ideale Gelegenheit, um einen Abendspaziergang zu machen. Noch wisse der Verein nicht, ob die Attraktion auch im kommenden Jahr wieder angeboten wird: «Wir schauen uns dies genau an.» Obwohl viele Nutzer kommen, sieht Schlumpf bei einer allfälligen Wiederholung keinen Grund, am Konzept etwas zu ändern: «Wir wollen unsere Idee nicht kommerzialisieren.» Dies nach dem Motto: Der Geheimtipp soll ein solcher bleiben. Bei einer allfälligen Wiederholung hofft Schlumpf einfach, dass die Wanderer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen.

Noch grösser ist der Aufwand, der in Unterägeri in Sachen Lichterkette betrieben wird. Dort werden aber keine Stromkabel verlegt. Jeden Tag machen sich beim Eindunkeln fleissige Helfer auf, um die Kerzen in den Laternen zu entzünden. Sie brennen dabei rund zwölf Stunden. «Kerzenlicht ist feiner als dasjenige, das Lampen spenden», hebt Markus Burri, Gemeindeleiter der katholischen Pfarrei Unterägeri, hervor. Es ist nicht der einzige Unterschied. Auf jeder der 300 Laternen, die in Unterägeri am Wegrand aufgehängt sind, prangt ein Spruch. «Wir hatten dafür eine ­grosse Auswahl», sagt Burri. Sie hätten, so der Gemeindeleiter, zwischen 500 Sprüchen herausfiltern können. Burri hat auch schon beobachtet, dass Leute Kerzen wieder anzündeten, die wegen des Föhns ausgelöscht worden waren.

Der Unterägerer Laternenweg hat seinen Ursprung in einem Jubiläum. Die katholische Pfarrei der Gemeinde feiert in diesem Jahr ihr 300-jähriges Bestehen. Deshalb sind auch 300 Lampen aufgehängt worden. Da der Weg im Ägerital etwas ausserhalb beginnt und auch wieder endet, muss für ein Ablaufen mehr Zeit eingerechnet werden. Burri spricht von etwas über einer Stunde. Er hat also fast Spielfilmlänge und laut Burri so noch einen anderen Vorteil: «Da der Weg etwas abseits verläuft, führt er zur Ruhe.» Der grosse Erfolg bei der Bevölkerung hat in Unterägeri jedenfalls dazu geführt, dass die Verantwortlichen bereits entschieden haben, den Laternenweg auch im nächsten Jahr wieder aufzustellen. «Wir nehmen dann ­vielleicht 301 Laternen», sagt Markus Burri.

Die Lichterwege in Baar und Unterägeri werden noch bis am 3. Januar 2015 betrieben. In Hünenberg bleibt noch bis am Dreikönigstag (6. Januar) Zeit, um in sich zu gehen. Nach einem üppigen Festmahl ist ein Verdauungsspaziergang eine Option, die nicht nur körperlich guttut. (Marco Morosoli)

 

Sammlung bringt 4000 Franken

Apero. Zum 16. Mal gab es im Rahmen des Hünenberger Lichterweges einen Apéro. Vom gemeindlichen Werkdienst wurden gratis Glühwein und Punsch ausgeschenkt. Die Besucher konnten eine freiwillige Spende entrichten. Dies ergab einen Betrag von 1800 Franken. Zudem verzichteten die Werkdienstmitarbeiter am Tage des Apéros auf ihren Lohn (1000 Franken). Der Gemeinderat verdoppelte diese Summe. Somit konnten an diesem Anlass 3861 Franken gesammelt werden. Das Geld kommt der Weihnachtsaktion unserer Zeitung zugute.