Private Initiative rettet Kulturgut

Kunst & Baukultur

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Hinter einem unscheinbaren Baugesuch der Gemeinde Risch-Rotkreuz versteckt sich eine interessante Geschichte. Sie nimmt ein gutes Ende, weil auch die Gemeinde die Bürgerinitiative goutiert.

  • Die Alte Sagi an der Küntwilerstrasse in Rotkreuz soll gerettet werden. (Bild Jan Pegoraro)
    Die Alte Sagi an der Küntwilerstrasse in Rotkreuz soll gerettet werden. (Bild Jan Pegoraro)

Risch – Es ist in Rotkreuz schwer, Zeugen aus früherer Zeit zu finden. Beim Bahnhof zeigen Fotografien, wie Rotkreuz noch vor kurzem aussah. Ein Ortsmuseum als Sammelbecken für Vergangenes existiert hingegen nicht. Dem unermüdlichen Einsatz der beiden Rotkreuzer Kurt Müller und Urs Gassmann ist zu verdanken, dass ein weiteres Rischer Kulturgut erhalten bleibt, welches derzeit noch etwas abseits an der Küntwilerstrasse 41 steht. Dieses Gebiet bezeichnet das Buch «Zuger Namen» von Beat Dittli als «Sagi».

Das besagte Gebäude ist leicht zu finden, denn davor befindet sich eine ZVB-Bushalte­stelle mit dem Namen «Sagi». In unmittelbarer Nähe steht ein Bauernhaus. Beide Bauten waren einmal im kantonalen Inventar der schützenswerten Denkmäler gelistet.

Höhere Anforderungen an die Unterschutzstellung

Die Eigentümerschaft wollte dort Neues errichten und beantragte die Entlassung der Objekte aus dem Bau-Bann-Register. Das kantonale Amt für Denkmalpflege verfasste einen langen Bericht, der dieser Zeitung vorliegt. Der Schreiben zeigt klar und offenbar, welche Auswirkungen das revidierte Denkmalschutzgesetz – vom Zuger Volk im November 2019 angenommen – aktuell hat. Das Ergebnis eines Augenscheins lässt keine Zweifel aufkommen. Im dazu gehörenden Protokoll steht, dass die «Sägerei nicht mehr genügend historische Bausubstanz» aufweise. Gleichzeitig hielten die Experten aber fest, dass die Sägereieinrichtungen aus dem 19. oder dem frühen 20. Jahrhundert «wertvolles Kulturgut» seien.

Sie seien zudem «gut unterhalten» und würden zeigen, wie ein Sägereiunternehmen einst funktionierte. Im ausführlichen Bericht legt das Amt für Denkmalpflege auch noch dar, dass das vorerwähnte Bauernhaus und die dazu gehörende Sägerei in einer Umgebung stehen würden, die sich bereits so stark verändert habe, sodass das Gebäudeensemble als solches nicht mehr erkennbar sei.

Der Fachbericht zeigt zudem, wer beim Denkmalschutz das Sagen hat: der Kanton. Die beiden Rotkreuzer Kurt Müller und Urs Gassmann liessen sich aber durch diese Einschätzung nicht beirren. Nicht zu einer Beschwerde ermächtigt, versuchten die beiden, mit einer Motion beim Gemeinderat Druck zu machen.

Rettung der eigentlichen «Sagi» ist auf gutem Weg

Dieses Mittel war der Türöffner. Der Gemeinderat debattierte in dieser Angelegenheit und präsentierte einen Vorschlag zur Güte: «Der Gemeinderat setzt einerseits eine Kommission ein, die sich um die Rettung der ‹Sagi› an der Küntwilerstrasse kümmert.» Ferner solle sich die Kommission «einen neuen Standort» für die alte «Sagi» finden.

Ebenfalls zum Aufgabenheft des Ausschusses gehören die Sicherung und die Lagerung der erhaltenswerten Einrichtung des wertvollen Kultur­gutes. Kurt Müller hat sich bereits nach Plätzen umgeschaut, wo eine «Sagi» gut hinpassen könnte.

Ein möglicher Standort wäre, so Kurt Müller, der Platz vor der neuen Risch-Rotkreuzer Seniorenresidenz an der Buonaserstrasse. Diese Idee kann er gleich selber anbringen, denn der Gemeinderat schreibt im Brief: «Sie haben in Aussicht gestellt, ebenfalls in dieser Kommission mitzuwirken, was wir begrüssen.» Die beiden Retter von Teilen der alten «Sagi» haben bei dieser Aussicht Wort gehalten und ihre Motion zurückgezogen.

Der Rischer Gemeindepräsident Peter Hausherr bestätigt den Sachverhalt und die eingeleiteten Schritte zur Erhaltung der Einrichtung der ehemaligen «Sagi». Das Gebiet heisst weiterhin «Sagi», wenn dereinst ihr Herz an einem anderen Ort in der Gemeinde Risch schlägt. (Text von Marco Morosoli)