Naturklänge in Raum und Zeit

Musik

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Im einem ehemaligen WWZ-Reservoir experimentierte der Zuger Musiker Martial In-Albon mit dem Raumklang. Aus den Aufnahmen ist nun das interdisziplinäre Projekt «Alphorn Tunes» entstanden.

  • Martial In-Albon lotet mit seinem Alphorn die akustischen Möglichkeiten im alten WWZ-Reservoir Hünenberg aus. Bild:zvg/minalbon.ch
    Martial In-Albon lotet mit seinem Alphorn die akustischen Möglichkeiten im alten WWZ-Reservoir Hünenberg aus. Bild:zvg/minalbon.ch

Zug – Es war anfangs nicht mehr als ein Ausprobieren, eine Spielerei vielleicht, von Neugier getrieben: Wie klingt ein Alphorn in einem grossen, leeren Raum mit viel Nachhall? Welche Tongebilde lassen sich mit einem langen Echo formen? Wie wirkt sich das auf die Wahrnehmung aus? Über einen Bekannten hat der Zuger Musiker Martial In-Albon vor knapp vier Jahren vom stillgelegten WWZ-
Wasserreservoir im Hünenberger Chnodenwald erfahren und die Gelegenheit erhalten, darin ein akustisches Experiment zu starten.

Die Ausrüstung: Alphorn, Tonaufnahmegerät, Scheinwerfer und Videokamera. In-Albon erzeugte mit seinem Instrument als Ganzes sowie zerlegt in Mundrohr und Mittelrohr mit Becher einerseits die klassischen Naturtöne, andererseits individuelle Klänge mit den Einzelteilen. Mittels des Nachhalls des rund 3000 Kubikmeter grossen Reservoires, der unglaubliche 45 Sekunden beträgt, entstanden einzigartige Klanggebilde. Sie wirken mitunter surreal, meditativ, nahezu hypnotisch, ja überwältigend.

Das Spiel mit dem Hall

«Das Experiment war eine einzigartige Erfahrung und ein weiterer Schritt, meine ‹Sprache› durch das Alphorn zu finden», sagt Martial In-Albon rückblickend. «Dieses riesige Echo im Hünenberger Reservoir bot mir dabei ungeahnte neue und überraschende Ausdrucksmöglichkeiten. Es war für mich eine Art Ausloten, was Klang in so einem Setting bewirken kann, ein Spiel mit dem Halleffekt.»

Die Aktion war vorerst beendet, die Ton- und Video-
aufnahmen aus dem Untergrund des Chnodenwalds verschwanden im Archiv des Künstlers. Doch im vergangenen Jahr erwuchs die Idee zu einem weiteren Kunstprojekt, im Rahmen dessen die Aufnahmen aus dem Wasserspeicher ins Zentrum gerückt werden sollen. «‹Alphorn Tunes – Resonanzen aus Raum und Zeit› ist ein einzigartiges, interdisziplinäres Erlebnis an der Schnittstelle von Klang, Raum und Bewegung» beschreibt es der Zuger. «Das Projekt soll ferner auch daran erinnern, dass wir uns ein Leben lang in einem Raum-/Zeitkontinuum bewegen.»

Urtümliche Natur trifft auf Experimentierfreude

Die Aufnahmen aus dem WWZ-Reservoir werden an einer Live-Performance verbunden mit einem quadrofonen Surround-System. Dazu gesellen sich instrumentale Erweiterungen mit Muschelhörnern, Blechbläsern, Gitarre und Bass. Die visuelle Begleitinszenierung besteht aus Lichteffekten und einer tänzerischen Interpretation durch die Zuger Künstlerin Seraina Tall. «Es handelt sich zusammengefasst um ein immersives Klangkunstprojekt, welches das Publikum in eine synästhetische, atmosphärische Welt aus Klang, Licht und Bewegung eintauchen lässt», so der Musiker. Dies im Spannungsfeld von urtümlicher Natur und zeitgenössischer Experimentierfreude. «Die urtümlichen Töne des Alphorns sind ein Geschenk von Mutter Natur», fügt Martial In-Albon an. «Als Musiker und Künstler habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, die Zeitlosigkeit dieser Klänge in einen Kontext mit dem ständig sich ändernden Geist der Gegenwart zu stellen.»

«Alphorn Tunes», wird am Donnerstag, 11. September, 20 Uhr, in der Chollerhalle präsentiert. Zugleich ist es die Weihe der gleichnamigen LP, welche es physisch einzig als Vinyl-Schallplatte gibt – oder alternativ in digitaler Form.

HinweisInfos zum Musiker und zum Projekt unter www.minalbon.ch.


(Text: Andreas Faessler)