Diese Klarinette wird Mozart gerecht
Musik
Am Samstag kommt es im Gemeindesaal zu einer Aufführung mit Seltenheitswert. Möglich machen es Benedikt Iten und vier kleine Klappen.
Baar – «Wenn ich das mache, dann nur so.» Das hat sich der Zuger Musiklehrer Benedikt Iten gesagt, als er die Anfrage von seiner Nichte Alexandra Iten Bürgi erhalten hat, ob er bei einem Konzert mitwirken wolle. Sie ist Dirigentin des Baarer Kammerorchesters und plante, das Konzert für Bassettklarinette und Orchester in A-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart aufzuführen. In der Regel wird die Komposition mit einer gängigen A-Klarinette gespielt. Doch genau das war nicht im Sinn von Benedikt Iten. Der «angefressene Klarinettist», wie er sich selber nennt, wollte das Konzert in einer rekonstruierten Notentext-Fassung auf einer Bassettklarinette spielen.
Erfolgreicher Blindkauf
Von diesen Instrumenten gibt es nur ganz wenige in der Schweiz. Iten selber besass damals, vor rund einem Jahr, noch keines. Der Zufall wollte es, dass eine Musikerin ihre Bassettklarinette aus der Bamberger Werkstatt Schwenk & Seggelke verkaufen wollte. So kam Iten quasi zu einem Rolls-Royce der Klarinetten. Der 55-Jährige kaufte sie per Telefon vom Flughafen aus, ohne je auf ihr gespielt zu haben. Dass die Klarinette aus dem Haus Schwenk & Seggelke kommt, war ihm Qualitätsbeweis genug. Den Kauf hat er nicht bereut, auch wenn das Instrument viel gekostet hat. «Ich habe erfolgreich verdrängt, wie teuer die Klarinette war», sagt Iten und lacht. Nun wird er am Samstag und Sonntag Mozarts Stück so spielen, wie der Komponist es sich vorgestellt hat. «Mozart muss dieser tiefe Klarinettenklang gefallen haben», so Iten.
Andere Griffe
Doch was macht genau den Unterschied aus? Eigentlich sind es nur vier Halbtöne, die der «normalen» A-Klarinette fehlen. Die Bassettklarinette ist quasi eine verlängerte A-Klarinette und hat den grösseren Tonumfang, den es für Mozarts Komposition braucht. Das drückt sich auch visuell aus: Die Bassettklarinette ist sowohl beim Mundstück als auch beim Trichter leicht gebogen. Für Benedikt Iten hatte der Entscheid, auf das Originalinstrument zurückzugreifen, aber einschneidende Konsequenzen. Die Griffe sind anders. «Ich musste dieses Instrument neu kennen lernen und die neuen Griffkombinationen automatisieren», sagt Iten. Hinzu kommt der Respekt vor Mozarts Komposition. Besonders gefalle ihm, dass das Solo-Instrument und das Orchester gleichberechtigt seien. Obwohl Iten das Klarinettenkonzert von Mozart seit seiner Jugend sehr schätzt, hat er es bis anhin noch nie mit Orchesterbegleitung gespielt. Sowieso sieht er sich als Musiklehrer - Iten unterrichtet an den Musikschulen von Baar, Steinhausen und Rotkreuz - und nicht als Konzertklarinettist.
«Ich probe lieber»
Benedikt Iten nimmt denn auch nur selten Anfragen an. Lieber spielt er Kammermusik. Und das nicht auf der Bühne, sondern im Übungslokal. «Ich probe lieber, als dass ich auftrete», sagt er. Das Rampenlicht liege ihm nicht. Das Üben gefällt ihm auch aus einem anderen Grund: «Hier kann ich ausprobieren, Neues testen, es nochmals versuchen», erklärt er. Bei einem Konzert sei das anders: «Wenn es ist, dann ist es. Etwas retouchieren wie ein Maler kann ich nicht mehr.» (Silvan Meier)