Zwei Nachbarn – eine Leidenschaft
Kunst & Baukultur
Ruedi Portmann und Toni von Ah fertigen Kunstwerke aus Holz. Neben ihrem Hobby teilen sie noch etwas: die Liebe zum Detail.
Rotkreuz – Betritt man die Wohnung von Toni von Ah an der Küntwilerstrasse in Rotkreuz, findet man sich in einer anderen Welt wieder. Einer Welt von kleinen, detailgetreu nachgebauten Häusern und anderen hölzernen Schmuckstücken. Die um 1900 auf der Riederalp gebaute Villa Cassel oder das Merenschwander Gasthaus Schwanen aus dem 17. Jahrhundert schmücken die Stube des 67-Jährigen nicht lebensgross, aber lebensecht.
Nur einen Katzensprung entfernt von von Ah im Nachbarhaus – lebt Ruedi Portmann. Auch er arbeitet mit Holz, stellt Uhren, Figuren, Wappenteller oder Kerzenständer her. Das Meisterstück des 57-Jährigen: Ein rund 1,2 Meter hoher Steinbock, geschnitzt aus einem einzigen Stück Holz von einem Kirschbaum. Neben dem Schnitzen macht Portmann auch Drechslerarbeiten und Holzbrandmalerei. Jetzt werden die Werke der beiden Nachbarn aus Rotkreuz ausgestellt. Ab dem 21. Februar sind ihre Arbeiten in der Gemeinde- und Schulbibliothek zu sehen (siehe Hinweis).
Eine lebendige Materie
So unterschiedlich die Herangehensweise und die Werke von Portmann und von Ah sind, eines teilen die beiden: die Liebe zur Materie Holz. Ruedi Portmann hat diese Leidenschaft schon in jungen Jahren entwickelt: Er hat seine Lehre in einer Antik-Schreinerei absolviert. Seit rund 30 Jahren schnitzt und drechselt er auch in seiner Freizeit regelmässig. Heute ist das Hobby ein fester Bestandteil im Leben des Rotkreuzers. «Es fasziniert mich, aus einem Klotz etwas zu gestalten, zu formen», erzählt er. Holz sei eine dynamische und lebendige Materie, was den Schnitzer nicht zuletzt auch vor Herausforderungen stelle. Das Arbeiten mit Holz hat für ihn etwas Beruhigendes: «Beim Schnitzen kann ich sehr gut abschalten.» Dabei seien aber auch Konzentration und Feingefühl sehr wichtig.
Sein Handwerk ist für Portmann auch ein Ausgleich zum Alltag: «Die Feinarbeit, die mir im Job fehlt, mache ich zu Hause in der Garage.» Dort hat sich der gelernte Schreiner eine kleine Werkstatt eingerichtet.
250 Stunden Arbeit
Auch Toni von Ah arbeitet in seiner Garage. Anders als sein Nachbar hat er sein besonderes Hobby erst nach der Pensionierung für sich entdeckt. Der gelernte Automechaniker hat zwar früher auch schon Dinge aus Holz hergestellt. «Das waren aber eher ‹gröbere› Dinge wie Möbel oder Spielzeug.» Zunehmend hat er dann die Liebe zum Detail entwickelt. Im Jahr 2009 hat der passionierte Bastler sein erstes Miniatur-Gebäude fertig gestellt: die Burg Zug. Fertigt er eine Nachbildung eines historischen Hauses, hat der 67-Jährige einen klaren Plan. Die Arbeit beginnt damit, dass er das Gebäude von allen Seiten fotografiert. Ist der Grundriss fertiggestellt, wird alles detailgetreu nachgebaut, mit Gips aufgefüllt und zusammengeleimt: Fensterläden, Dachziegel, Türen oder die traditionellen Riegelstreben. «Für so ein Haus brauche ich schon ungefähr 250 Stunden», sagt von Ah. Rund 11 Häuser und viele andere Kunstwerke nennt er heute sein Eigen. Für den Rotkreuzer sind die Holzarbeiten vor allem ein «Winterhobby»: Im Sommer kümmert er sich um den Garten oder fährt gerne Velo.
Man lernt mit jedem Stück
Die Genauigkeit und die Detailtreue sind sowohl für Portmann als auch für von Ah von grosser Bedeutung. «Ich wurde immer perfektionistischer», so der Liebhaber von historischen Häusern. Es war für ihn früher unverstellbar, dass er so etwas könne, sagt er mit einem Schmunzeln, «aber offensichtlich ist es möglich». Dem pflichtet Ruedi Portmann bei: «Man lernt mit jedem Stück.» Er arbeitet gerade an einer liegenden Venus-Figur. «Ob sie bis zur Ausstellung fertig wird, weiss ich noch nicht», so Portmann.
Ihre Werke zu verkaufen, das kommt für beide Holzkünstler nicht in Frage: «Ich mache das für mich selber», sagt Ruedi Portmann. Und Toni von Ah fügt an: «Ich habe meine Häuser viel zu gern, als dass ich mich von ihnen trennen könnte.» Jetzt freuen sich die beiden Nachbarn auf ihre Ausstellung: «Es ist schön, dass wir die Möglichkeit erhalten, unser Hobby der Bevölkerung näherzubringen», sind sie sich einig. (Rahel Hug)
Hinweis«Holz, eine Materie, die uns fasziniert», Ausstellung in der Gemeinde- und Schulbibliothek, 21. Februar bis 30. April, während der Öffnungszeiten. Vernissage am Freitag, 21. Februar, um 19 Uhr.