Umwerfende Komik in der Klapsmühle
Theatre & Dance
Das Theater zeigt die Komödie «Nid ganz hundert». Die Schauspielerinnen und Schauspieler wachsen förmlich über sich hinaus.
Unterägeri – Agnes Adalon (Corinne Lijak), die sexsüchtige Tochter einer reichen Hoteldynastie, ist in der Klapsmühle gelandet, wo sie aufreizend gekleidet auf dem Sofa den zwangsneurotischen Finanzberater Hans (Thomas Salvisberg) zu verführen versucht. Agnes Adalon lässt von ihrem Versuch ab, als ihr Handy klingelt. Im Glauben, einer ihrer Verehrer rufe an, zeigt sie ein verzücktes Lächeln. Doch ihre Miene verdüstert sich schlagartig. Es ist kein Verehrer, der anruft. Es ist ihre Mutter Cécile Adalon (Monika Heinrich), die ihren Besuch ankündigt. Nun ist guter Rat teuer, zumal Cécile Adalon davon ausgeht, dass sich ihre Tochter in einer luxuriösen Villa von den Strapazen des Alltags erholt.
Agnes Adalon beschwört ihre Psychiatrie-Wohngruppe, sich beim Besuch ihrer Mutter wie ganz normale Menschen zu verhalten. Der schüchterne, tollpatschige Hans muss Agnes’ Lebenspartner spielen, die unentwegt vom Volksmusikstar Harri Hammer (Niklas Helbig) schwärmende Marianne (Brigitta Bienz) wird kurzerhand zur Haushälterin erklärt und die manisch-depressive Künstlerin Desirée zur Freundin des Hauses. Dass der menschenscheue Willi (René Weber), dessen skurriler Auftritt das Publikum von den Sitzen reisst, den Hausmeister spielen soll, lässt erahnen, dass das Vorhaben von Agnes Adalon kaum glaubhaft gelingen wird. Es geht schon drunter und drüber, als die plötzlich aufgetauchte Tupperware-Verkäuferin Brigitte (Tamara Löhri) niedergeschlagen und versteckt werden muss. Rolf (Werner Müller), der Beschäftigungstherapeut, wird erfolgreich abgelenkt, aber die gestrenge Psychiaterin Dr. Dr. Elsa Schanz (Sonja Breitler) lässt sich nicht so einfach veräppeln. Sie will für Ordnung und Disziplin sorgen, indem sie die inzwischen eingetroffene, mondän aufgetakelte Cécile Adalon und die mit dem Volksmusikstar Harri Hammer erschienene Klatschspaltenreporterin Sandy (Cindy Bucher) zum Verlassen der Klinik auffordert. Ob es ihr gelingt? Sicher ist, dass sich noch einiges Unvorhergesehenes tut, das vom Publikum mit Beifall quittiert wird.
Hervorragende Rollenverteilung
Ein dickes Kompliment gebührt nebst den Schauspielerinnen und Schauspielern dem Regisseur Beat H. Bürgi. Er hat sowohl mit der Wahl der Komödie in drei Akten «Nid ganz hundert» von Winnie Abel in der schweizerdeutschen Bearbeitung von Etienne Meuwly als auch mit der Rollenverteilung ein goldenes Händchen bewiesen. Das Stück bietet nebst einer vergnüglichen Unterhaltung viel Tiefgang. Letztendlich kommen die Zuschauer nicht darum herum, sich die Frage zu stellen: Wer ist hier eigentlich verrückt, und was heisst normal? Der Ausgang des Theaters regt auf jeden Fall zum Nachdenken an. (Martin Mühlebach)
HinweisWeitere Vorstellungen des Theaters Unterägeri finden am 2., 4., 5., 6., 9., 11. und 12. März, jeweils um 20 Uhr, in der Ägerihalle in Unterägeri statt (die Aufführung vom 6. März beginnt um 17 Uhr): www.theater-unteraegeri.ch