Dies ist eine Arche Noah der ganz speziellen Art

Theater & Tanz, Musik

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160 Schüler und Erwachsene der Schulen Kirchmatt und der PHZ führen gemeinsam eine Oper auf. Ein Grossprojekt, das aufhorchen lässt.

  • Begeistert: Kinder bei den Gesangsproben zum Musical «Noahs Flut» in der St.-Michaels-Kirche in Zug. (Bild Stefan Kaiser)
    Begeistert: Kinder bei den Gesangsproben zum Musical «Noahs Flut» in der St.-Michaels-Kirche in Zug. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – In der Kirche St. Michael wird gesungen - man hört es schon von aussen. Rund 130 Primarschüler haben sich zur ersten Probe am Aufführungsort selbst eingefunden. Geübt wird für das Musiktheater «Noahs Flut» von Benjamin Britten. Als man die Kirche betritt, bewegen sich gerade viele Kinder den Mittelgang entlang nach vorne, mit fliegenden Armen. Dies ist der Moment des Einzugs aller Tiere - nur die Kostüme fehlen noch.

«Wir sitzen alle im gleichen Boot»

Am Klavier begleitet PHZ-Professor Henk Geuke von der Fachschaftsleitung Musik die Kinder. Andreas Wiedmer, der die musikalische Leitung der Kinderoper innehat, lenkt die Kinder durchs «Kyrie eleison»: «Achtung, langsam, bitte einmal das Kyrie eleison ohne Verzögerung - das könnt ihr!» Die Schüler geben ihr Bestes und haben Erfolg: Belohnt werden sie mit «Bravo» und Applaus. Von Regisseur Marcel Felder kommt die Anweisung, es donnern und regnen zu lassen: Kleine Stämme werden geschüttelt, gefüllt mit Klangkörpern, und das Wetter wird hörbar. Andreas Wiedmer macht sich noch mal ans Einüben des Kyrie eleison. Alle müssen sich konzentrieren, miteinander einatmen, dann gemeinsam zum Singen ansetzen. Ganz vorne werden Bilder mit weissen Wellen auf blauem Hintergrund hochgehalten, überall in der Kirche stehen Holzgestelle, die die Arche symbolisieren. «Wir sitzen alle im gleichen Boot», so laute die Botschaft der rundum verteilten Gebilde aus Holz, erläutert einem Henk Geuke. Geuke wird bei den Aufführungen die Orgel spielen und findet es toll, dass die Primarschüler der Schulen Kirchmatt, Gimenen und Hänggeli neben Pensionisten des Zuger Stadtorchesters in Aktion treten. Seit zwei Jahren schon sei das Projekt in den Köpfen, im Januar habe man erste Impulse gesetzt.

Initiiert wurde das ehrgeizige Unterfangen von der PHZ. Das Musiktheater symbolisiere auch den Neuanfang der Pädagogischen Hochschule Zug, die nun auf eigenen Beinen steht. Und: «Wir sind keine Insel - die Verbindung zwischen Theorie und Praxis soll gegeben sein.» Und so erfahren 34 Studenten der PHZ, wie es ist, ein eigenes Projekt umzusetzen, zusammen mit Schülern und Lehrern. Die Studierenden sind einerseits Solisten bei der Aufführung, sie sind andererseits zuständig für Bühne, Requisiten, Licht und Ton. Und nicht zuletzt begleiten sie die Schulklassen während der Proben, während der Aufführungen, rundum.

«Bringt auch den Kindern viel»

Henk Geuke sagt mit Humor: «Das ist ein sehr komplexes Ding - in der letzten Woche vor der Premiere werden nun die ganzen Fäden verknotet, die man schon lange gesponnen hat.» Die Proben verliefen recht strikt, es komme auf die Konzentration jedes Einzelnen an. «Solche Projekte bringen auch den Kindern viel.»

In der Kirche St. Michael sind diese weiter am Üben. Wind ist nun das Thema. Plus Panik. Jedes Kind und jeder Lehrer soll ein Panikgeräusch von sich geben. Andreas Wiedmer macht vor, wie: «Dreimal ein Wort, mal langsam, mal laut, mal schnell, mal leise.» Als alle zusammen starten, läuft es einem kalt den Rücken runter: Man meint, die spontane Not vieler Tiere zu hören, anschwellend. Bis Dirigent Wiedmer dieser musikalischen Sintflut zum richtigen Zeitpunkt ein Ende setzt: «Dreimal ein Wort, nicht mehr.» (Susanne Holz)

Hinweis
«Noahs Flut» in der Kirche St. Michael, Zug: Erstmalige Aufführung am heutigen Dienstag, 1. Oktober, um 10 Uhr, für Schulklassen des Kantons. Öffentliche Aufführungen sind am 1. Oktober um 18 Uhr sowie am 2. und 3. Oktober um 19.30 Uhr.