Die Schweiz im «Gleichgewicht des Schreckens»

Brauchtum & Geschichte

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Anlässlich der aktuellen Sonderausstellung im Museum Burg Zug treten ausgewiesene Fachleute miteinander ins Gespräch über die Auswirkungen des Kalten Krieges auf unser Land.

Zug – Seit vier Monaten widmet sich das Museum Burg Zug einem umfangreichen Nischenthema – mit einer umfassenden Sonderausstellung, wie sie in der Schweiz mit diesem Schwerpunkt noch nicht da gewesen war. Im Fokus steht die Rolle der neutralen Schweiz im Kalten Krieg, dessen Ende sich heuer zum 30. Mal jährt – mit dem Fall der Berliner Mauer als historische Zäsur. Der Kalte Krieg war geprägt von Furcht, Unsicherheit und einem allseits schwelenden Misstrauen.

Als in den 1970er-Jahren gesellschaftliche Forderungen gegen die herrschenden Zustände immer lauter wurden, nahm der Konflikt bedrohliche Dimensionen an. Dieses «Gleichgewicht des Schreckens» hatte auch konkrete Auswirkungen auf die neutrale Schweiz, deren Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur.

Diese zuweilen gravierenden Einflüsse auf die Alpenrepublik und das dadurch entstandene angespannte Klima werden in der Ausstellung «Ernstfall! Die Schweiz im Kalten Krieg» anschaulich aufgearbeitet, ausgebreitet und dargestellt.

Geballte Fachkenntnis

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema treten am Donnerstag, 7. November, mehrere Personen miteinander ins Gespräch: Museumsdirektor Marco Sigg diskutiert mit den Zeitzeugen Thomas Buomberger, Rudolf Jaun, Josef Lang und Iwan Rickenbacher. Gemeinsam gehen sie diversen zentralen Fragestellungen nach. Wie bedrohlich war der Kalte Krieg wirklich? Wie kontrovers wirkte er sich auf die Schweizer Politik und Gesellschaft aus? Die genannten Teilnehmer, welche mit Marco Sigg diskutieren, sind oder waren in unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft, Wissenschaft, Politik und des Militärs tätig: Der Historiker und Journalist Thomas Buomberger arbeitete von 1984 bis 1997 als Redaktor beim Schweizer Fernsehen und hat mehrere Publikationen zur Schweiz im 20. Jahrhundert veröffentlicht. Der emeritierte Titularprofessor für Geschichte der Neuzeit und Militärgeschichte Rudolf Jaun lehrt an der Universität Zürich. Er ist ausgewiesener Kenner der Kulturgeschichte des Schweizer Militärs. Der Historiker, Autor, Lehrer und Politiker Josef Lang ist Gründungsmitglied der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee, und Iwan Rickenbacher ist Honorarprofessor an der Universität Bern. Von 1988 bis 1992 amtete er als Generalsekretär der CVP Schweiz und führte 1988 bis 1990 als Kommandant das Gebirgsinfanterieregiment 29.

Die Podiumsdiskussion findet statt im Gotischen Saal des Rathauses am Fischmarkt in Zug. Am Donnerstag, 7. November, um 19 Uhr. Der Eintritt beträgt 10 Franken (Abendkasse ab 18.30 Uhr). (Andreas Faessler)