Volksmelodien mehrmals umgesetzt

Musik

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Das Jahresschluss-Konzert der Musikgesellschaft Cham brachte einen bunten Strauss von Kompositionen aus verschiedenen Nationen.

Cham – Die im Intensiv-Weiterbildungsurlaub weilende Dirigentin Anita Spielmann wurde von Christoph Müller vertreten. Aber dies bedeutete keinen Bruch, weil der Ersatz-Dirigent die Arbeit angemessen weiterführte. Ausserdem hatte er schon in früheren Jahren die Musikgesellschaft Cham längere Zeit geleitet.

Ein weiteres Mal präsentierte sich die Musikgesellschaft als stilsicherer und ausgezeichnet vorbereiteter Klangkörper. Die Auszeichnung mit zwei Mal der Maximalnote am Kantonalen Musikfest in Hünenberg vor anderthalb Jahren war damals kein Zufall. Der Klang wirkte auch im fast vollbesetzten Lorzensaal abgerundet und gleichzeitig präzise; durch das ganze Programm überzeugte eine bemerkenswert gute Intonation. Namentlich bei den Flöten, Klarinetten und Trompeten verfügen gleich mehrere Mitwirkende über grosse Sicherheit bei exponierten Stellen, sodass die solistischen Einsätze auf zahlreiche verschiedene Leute verteilt wurden.

Alle sechs gespielten Komponisten haben sich für die Volksmusik ihrer Länder interessiert, und diese auf verschiedene Weise auch in ihre Werke aufgenommen. Nach der Begrüssung durch Vereinspräsident Markus Hillebrandt wurde dies von Jazmin Hegglin, welche durch das Programm führte, ausgiebig erläutert. Gleich nach der Pause erklangen die Rumänischen Volkstänze von Béla Bartók (1881-1945). Die Originalkomposition ist ursprünglich für Klavier gesetzt; kürzlich spielte das Orchester Cham-Hünenberg eine Version für Streicher, welche praktisch die ganze Thematik bei den Ersten Violinen beliess. Die von der Musikgesellschaft präsentierte Bearbeitung von Harry Richards wechselte in der Hauptmelodie meist zwischen Flöten und Klarinetten, gab aber auch den andern Registern immer wieder ausreichend Gelegenheit für musikalische Gestaltung. Dieses Prinzip der Umsetzung der meist anonymen Volksmelodie über die Originalversion des Komponisten bis zur Adaption für Blasorchester zog sich fast durch das ganze Programm.

Gefühl für geeignete Registerkombinationen

Die bis vor wenigen Jahrzehnten starke Einbindung der Musikgesellschaften in die Militärmusik präsentierte sich auch im Titel des Werkes von Gustav Holst (1874-1934): «First Suite in E-flat for Military Band». Der sonst mit dem Militär nicht verbundene Komponist streifte aber nur mit wenigen Andeutungen im Schluss-Satz das starre Rhythmus-Bild mit einem in Achtungsstellung vor der Truppe stehenden Dirigenten. Vielmehr beeindruckte die hier direkt übernommene Original-Instrumentierung mit einem sicheren Gefühl des Praktikers für geeignete Registerkombinationen.

Transparent gelang die Steigerung innerhalb der «Appalachian Folk Song Suite» des wenig bekannten amerikanischen Komponisten William G. Harrison; einzelne Unsicherheiten bei den ersten Einsätzen beeinträchtigten das Gesamtbild kaum. Durch eine klare Gliederung überzeugte das Werk des Australiers Percy Grainger (1882-1961), der sich mit der Volkslied-Tradition Irlands befasste. In unverminderter Qualität gelang auch das Schluss-Stück «Yiddish Dances» des 1958 geborenen Adam Gorb, welches nochmals zahlreiche ohne Lampenfieber vorgetragene solistische Einsätze unterschiedlichster Stimmen brachte.

Von früheren Auftritten bekannt war die zu Beginn gespielte «Folk Song Suite» von Ralph Vaughan Williams (1872-1958). Mit dem als Zugabe gebrachten schwedischen Marsch bildete sie einen festen Rahmen. (Jürg Röthlisberger)