Ein Komponist dient dem Publikum

Musik

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Eine feine Nase generierte die Kolingesellschaft Zug mit der Verpflichtung von Martin Völlinger, des authentischen Komponisten geistlicher Lieder in einer säkularisierten Welt.

Zug – Ihm gelang es mitunter durch seine vornehmlich in Gesprächsform mit seinem mitgerissenen Publikum gehaltenen Ausführungen trefflich, sein Leben und Wirken plastisch und verständlich darzustellen. Er griff auch beherzt in die Tasten und liess zusätzlich mittels seiner gepflegten Stimmkultur Ausschnitte seiner Stücke erschallen – und bezog die Anwesenden durch Mitsingen geschickt in Entstehungsprozesse seiner Erschaffungskunst geistlicher Musik ein.

Zum Exempel, mit «Dein Brot, es birgt die Güte» landete man unversehens im ökumenischen Gottesdienst «500 Jahre Reformation/600 Jahre Niklaus von Flüe» zu St.Michael in Zug, wo namhafte Chöre Werke ­Völlingers aufführten oder dies in absehbarer Zeit verwirklichen: Kirchenchöre St.Johannes Walchwil und Zug (Auftragsmesse «Geist und Feuer»), Chor Xang, Zuger Kammerchor, Vokalensemble «Ad libitum», Chor Zug und Audite Nova.

Obendrein befindet sich eine seiner Berufsstationen in unserem Kanton, betätigt er sich doch als Hauptorganist in Steinhausen. Der gefragte Seminarleiter arbeitet intensiv mit Solisten, Chören, Chorverbänden sowie Ensembles, dirigiert den Workshop «Neues geistliches Lied» im Kloster Plankstetten und unterrichtet an der Musikschule der Stadt Luzern. Geboren 1977 in Fulda, faszinierte ihn schon bald die Liturgie und darin besonders die Orgel, welche er ohne Notenkenntnisse bereits spielte: «Sie ist in mir geklungen!» Und für die Liturgie zu komponieren zählte stets zu seinen elementaren Antrieben – so glückte ihm bereits mit 17 mit einer «Grossen Messe», unter anderem mit 30 Blechbläsern besetzt, ein gewaltiger Wurf. Mit dem Ziel «Kirchenmusiker» studierte er in Regensburg und ­Zürich und frequentierte internationale Meisterkurse.

Er denkt in Tonarten

Beim Komponieren geht Völlinger vom Text, dem Rhythmus und der Sprachmelodie aus, um mit den daraus entstandenen Bildern einen musikalischen Spannungsbogen aufzubauen, was er freimütig als anstrengend qualifiziert. Selber Gehörtes benützt er, um improvisatorisch aus seinem «Denken in Tonarten» heraus Töne zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen. Er bezeichnet die Liturgie als «geistliches Theaterspiel», worin er mit seinen Werken direkt eingreift. Er lässt sich emotional mittragen, versetzt sich in sie hinein, um durch seine Lieder eine nicht experimentelle Struktur hineinzubringen.

Völlinger fühlt sich grundiert im Gregorianischen Choral, verwurzelt in der Tradition, woraus er seine Kreativität schöpft, um ohne Hemmschwellen Werke von musikalisch-stilistischer Vielseitigkeit zu erschaffen, mithin musikalisch-menschlich zwischen Alt und Neu verbindend zu wirken. Die Klangfülle vielschichtiger Räume lässt Völlinger problemfrei zu Pop, Jazz, World Music vordringen – zumal ihn Auftraggebende da in jeweilige Gegebenheiten einbinden. Trotz gewisser kompositorischer Einschränkung freut er sich permanent auf die Novität und die Frische jedes ihm übertragenen Werkes, auf den Dialog mit den ihn Engagierenden, mit Örtlichkeiten, mit Aufführenden, denen allen gegenüber er sich bescheiden als Diener erblickt. Ausdrucksstark diente er auch seinem beeindruckten Publikum.

Für die Kolingesellschaft: Jürg Johner