Die ganze Ausstellung ist hier Kunst

Kunst & Baukultur

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Das Kunsthaus zeigt im Jubiläumsjahr seine zweite grosse Ausstellung. Sie ist der klassischen Moderne gewidmet und trumpft mit aktiver Kunstvermittlung auf.

  • Gestaltet die aktuelle Ausstellung massgeblich mit und animiert die Besucher dazu, aktiv zu werden: der österreichische Architekt und Künstler Heidulf Gerngross. (Bild Stefan Kaiser)
    Gestaltet die aktuelle Ausstellung massgeblich mit und animiert die Besucher dazu, aktiv zu werden: der österreichische Architekt und Künstler Heidulf Gerngross. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – «Wir haben Freude an der Arbeit», sagt Matthias Haldemann, Direktor des Kunsthauses Zug. Zum 25-Jahr-Jubiläum frage man sich: «Wo stehen wir heute? Wo gehen wir hin? Auch ohne ein neues Haus.» Gerade hat im Kunsthaus Zug die zweite von insgesamt sechs Ausstellungen begonnen, die allesamt die eigene Sammlung präsentieren. Unter dem Titel «Wege der Sammlung II. Zug Wien–Budapest» wird die Sammlung Klassischer Moderne in den Fokus gerückt. Der Grundstein dieser Sammlung geht zurück auf den österreichischen Bildhauer Fritz Wotruba (1907–1975), der während des Zweiten Weltkriegs mit seiner jüdischen Frau Marian in der Zuger Emigration lebte und später nach Wien zurückkehrte.

Gerngross und Rütimann

Die aktuelle Ausstellung zeigt Skulpturen, Plastiken und Zeichnungen von Wotruba zusammen mit Exponaten der Schweizer Bildhauer Hans Aeschbacher, Hermann Haller und Hans-Peter von Ah mit allen Dreien verband Fritz Wotruba eine Freundschaft. Einige der gezeigten Werke sind neue Schenkungen, einige sind Dauerleihgaben. Aus der Sammlung stammen auch die präsentierten Bilder von Gustav Klimt oder Egon Schiele, beispielsweise dessen «Waldandacht» von 1915 oder das «Porträt des Malers Hans Massmann» von 1909.

Was mit diesen Werken aus der Sammlung zusammenspielt, sind die Ideen, Entwürfe, Möbel oder Videos zweier Zeitgenossen: Heidulf Gerngross ist Wiener Architekt, Designer und Künstler Christoph Rütimann ist ein dem Kunsthaus schon länger verbundener Schweizer Künstler, der nun neue Installationen mit Handlauf-Videos zeigt, die während Jahren in Wien, Budapest, Bukarest und auf Donaureisen entstanden.

Besucher werden aktiv

Rütimanns Partnerin, die aus Ungarn stammende Schriftstellerin Zsuzsanna Gahse, lieferte mit ihrem Buch «Donauwürfel» (Wien 2010) das «Bild» für die Ausstellung beziehungsweise den roten Faden: der Strom Donau als Verbindung durch Europa. Da darf natürlich auch der Schriftsteller Peter Nadas nicht fehlen, mit seinen Schwarz-Weiss-Fotografien: Fotos der Donau beispielsweise, vom Arbeitsplatz des Autors aus fotografiert. So verbindet sich in der aktuellen Ausstellung Moderne mit Erinnerung. Es kommt aber noch ein weiterer Aspekt hinzu: Es verbindet sich nämlich auch die Möglichkeit des Betrachtens und Erinnerns mit der Möglichkeit des Bauens und Selber-Aktiv-Werdens. So können die Besucher in einem Raum zugeschnittene Bretter des Architekten Gerngross aus vier unterschiedlichen Hölzern zu Möbeln zusammenbauen. Die Resultate werden fotografiert und sollen sowohl als Dokumentation als auch als Idee für den Bau weiterer Möbel dienen.

Hinter dieser Idee steht auch die Kunstvermittlerin Sandra Winiger. Zusätzlich zu diesem «Werkstattforum» gibt es ausserdem neu das «Werkstattforum mobil», das ähnlich dem seit 2002 bestehenden «Kunsthaus Zug Mobil» die Leute unterwegs ansprechen soll: Ein wandelbarer Raum an unterschiedlichen Standorten, Begegnungsort, Labor, Wundertüte, den ebenfalls Heidulf Gerngross entworfen hat.

Kunst nicht nur verwalten

Kunsthausdirektor Matthias Haldemann freut sich: «Diese Ausstellung ist ein Ausdruck von Offenheit, in jeder Hinsicht. Der Schwerpunkt Klassische Moderne verknüpft sich mit dem Hier und Jetzt. Die Ausstellung ist eine Art Werk geworden.» Alle Seiten hätten sich auf ein Experiment eingelassen: «Es war eine Riesenarbeit von ganz vielen Leuten.» Und es sei nicht selbstverständlich, mit solch einer Lockerheit eine Ausstellung gestalten zu können: «Das ist das Besondere am Kunsthaus Zug. Von Seiten der Stiftungssammlung Kamm ist eine Offenheit da, von Seiten der Museumsgesellschaft auch.» Man würde Kunst nicht nur verwalten, sondern auch Impulse für die Zukunft geben wollen.

Matthias Haldemann kommt zum Ergebnis: «Wir sehen uns als Vermittler von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Auch Fritz Wotruba war lebendig und streitbar. Er hat eine Haltung vermittelt, der man sich verpflichtet fühlt. Eine Haltung ohne Ideologie und ohne falsche Eitelkeit.» Sandra Winiger fügt an: «Wir sind ein sehr junges Museum.» Der Direktor ergänzt: «Es herrscht ein Pioniergedanke. Zehn bis fünfzehn Leute haben hier über ein paar Jahrzehnte mit Pioniergeist und Leidenschaft etwas umgesetzt. Es geht um Kunst, nicht um Unterhaltung und Society das ist zentral.» (Susanne Holz)

 

Ausstellung mit Workshops

Kunsthaus sh.«Wege der Sammlung II. ZugWien–Budapest. Eine Sammlungsreise mit Heidulf Gern­gross und Christoph Rütimann» läuft bis zum 24. Mai. Sämtliche Infos unter www.kunsthauszug.ch

Einige Workshops und auch eine Lesung mit Zsuzsanna Gahse (3. Mai von 11 bis 12 Uhr) begleiten die Ausstellung: Der Workshop «Möbel bauen» für Erwachsene mit und ohne Kinder findet am 25. und 26. April statt von 10 bis 17 Uhr. Mit Heidulf Gerngross und Sandra Winiger. Anmeldung erforderlich. Ein Familienworkshop für Eltern mit Kindern ab fünf Jahren steht am 17. Mai auf der Agenda, von 10.30 bis 12.30 Uhr (kostenlos). Man geht durch die Ausstellung, erkundet spielerisch Kunstwerke und wird auch kreativ zusammen mit zwei Kunstvermittlerinnen.

Auch hier ist eine Anmeldung erwünscht.