Reise in die Vergangenheit

Dies & Das

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Die Freunde der Burg Zug machten einen Besuch «über den eigenen Burggraben hinaus». Dabei waren sie von einer grossen Altstadt sehr fasziniert.

  • Der Park des Schlosses Mörsburg in der Nähe von Winterthur. (Bild PD)
    Der Park des Schlosses Mörsburg in der Nähe von Winterthur. (Bild PD)

Zug – Die Freunde der Burg Zug haben auf ihrem diesjährigen Tagesausflug nicht nur Zeugen der Vergangenheit gesehen, sondern auch eine echte Geschichtslektion erlebt. Judith Müller, die Präsidentin des Vereins, gab bereits auf der Hinfahrt in die Region Winterthur die Zielsetzung bekannt, man wolle über den eigenen Burggraben hinausschauen. Und so steuerte der Car zuerst das Schloss Kyburg an.

Führung in der Kyburg

Dieses grosse Ensemble mit Palast, Ritterhaus, Wehrgängen, Turm und Kapelle war eine «Baustelle» seit dem 13. Jahrhundert, eventuell als «Chüe-Burg» Sitz der Kyburger, später der Habsburger, der Zürcher Landvögte, dann im Besitz eines polnischen Grafen, später einer Winterthurer Familie, bis es vom Kanton Zürich gekauft wurde. Dieser richtete ein sehenswertes Burg- und Kunstmuseum ein. Gezeigt wird hier sehr anschaulich, wie die Menschen im Mittelalter und später gelebt haben. Aus den Quellen und den fragmentarischen Fundstücken werden Aussagen gemacht, wie es gewesen sein könnte.

Bei unserer Führung ging es auch darum, zu zeigen, wie heutige Historiker aus neu gefundenen Quellen ein anderes Geschichtsbild ausbilden. Als Beispiel sei die Anwendung der Marter­instrumente in der Folterkammer erwähnt. Es ging dort nicht so brutal zu, wie es bisher erzählt wurde. In der Regel genügte die Daumenschraube, in die man die Finger einklemmte und zudrehte, bis ein Geständnis «erpresst» wurde. Unser Führer erklärte anhand von Bildern oder Objekten heute noch verwendete Redewendungen, die auf damalige Lebensformen zurückgehen. «Auf den Hund kommen» etwa stammt von der Schatztruhe, in der das Vermögen (Geld und Schmuck) verwahrt wurde; unten war ein kleines Behältnis, wo das Kostbarste eingeschlossen war. Und wer auf diesen «Hund» zurückgreifen musste, hatte wohl nicht mehr viel zu beissen.

Lebendige Altstadt

In der Nähe von Winterthur steht auch das Schloss Mörsburg. Wir erstiegen die vier Stöcke dieses Wohnturms aus dem 10. Jahrhundert. Noch bis ins Jahr 2000 war er vom Schlosswart bewohnt. Dieser konnte wie die früheren Bewohner Grafen, Meier und Ammänner – die wundervolle Sicht ringsum auf die Landschaft und die Alpen geniessen. In diesem Schloss sind heute historische Gegenstände ausgestellt, unter anderem ein Turmofen der berühmten Ofenbauer Pfau aus Winterthur.

Als Abschluss wurden wir durch die Altstadt von Winterthur geführt. Sie ist eine Gründung der Kyburger. Von ihnen ist Winterthur an die Habsburger übergegangen. Rudolf I. hat der Stadt bei der Übergabe 1264 das Stadtrecht geschenkt. Dieses 750-Jahr-Jubiläum wird zurzeit ausgiebig gefeiert. Als Zuger mit einer kleinen, zwar feinen Altstadt staunten wir über die Grösse dieser gut erhaltenen Altstadt, wo die Stadtkirche noch mittendrin steht, und das Rathaus, immer noch in dieser Funktion, dazugehört.

Weil alle Gassen und Plätze verkehrsfrei sind, besteht hier die grösste zusammenhängende Fussgängerzone der Schweiz. Wir begegneten vielen Fachgeschäften, Boutiquen, Cafés und Restaurants. Das Wohnen, Einkaufen, Bummeln und Verweilen ist hier ein Vergnügen; das bringt Leben. Die vielen Menschen an der prächtigen Herbstsonne bewiesen es.

Uns gegen 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist wieder bewusst geworden, wie wichtig historische Burgen, Häuser und eben auch Altstädte sind, als Zeugen der Vergangenheit und als Orte mit einer besonderen Ausstrahlung. Ein herzliches Danke den Organisatoren Martina und Karl Arnold.

Für die Freunde der Burg Zug: Fritz Michel