Zuger bringen Chollerhalle zum Sieden
Musik
Drei Coverbands und mit ihnen eine Riesenparty brachte der vergangene Freitag in der Chollerhalle. Ein Duell eines Duetts bringt den Höhepunkt.
Zug – Das Programm der Chollerhalle in Zug ist imposant. Am Samstag begeisterte Luca Hänni die Fans, am kommenden Freitag ist Anna Rossinelli zu Gast, und am 1. April rocken Shakra die Kulturstätte – um nur drei Beispiele zu nennen. «Die Konkurrenz ist gross, es ist nicht einfach», sagt Henri Oeuvray. Eigentlich erstaunlich, was er da sagt. War sich doch Oeuvray als Mitbegründer und Eigentümer der Lounge & Gallery gewohnt, völlig auf eigenen Beinen zu stehen und nicht am Tropf der Kultursubventionen zu hängen. Er kennt sich in der Gastronomie entsprechend gut aus und ist seit kurzem als Betriebsleiter auch für das gastronomische Angebot in der Chollerhalle verantwortlich.
Einheimisches Schaffen
Doch nicht nur mit Schweizer Musikprominenz ist die Chollerhalle gut zu füllen. Den Beweis erbringt am Freitag «Top of Cover», der Anlass, der zum vierten Mal in der Chollerhalle das Publikum begeistert. Drei Zuger Coverbands bestreiten den Abend.
Beim Zuger Publikum am wenigsten bekannt ist die Band The Vincenzos. Kein Wunder, sind doch die Brüder original aus Einsiedeln und noch eine Art Neo-Zuger. Und gleich vorweg: Die Brüder Beppo, Benno, Beato, Christiano und Guido Vincenzo sind eine Bereicherung für Zug. Denn Rock ’n’ Roll vom Feinsten bieten die fünf Brüder, bevor nach einer kurzen Pause Pink Willy die Bühne betritt. Angeführt von Sängerin Anni Kaser rocken die Zuger die Halle. Mit Urs Röllin und Bernardo Egli sind noch zwei Dinosaurier mit von der Partie, die schon 1989 bei der Gründung der Band dabei waren. Doch die Wechsel der vergangenen drei, vier Jahre haben der Truppe überhaupt nicht schlecht getan. Im Gegenteil. Wohl vor allem aufgrund nun einer weiblichen Stimme tönen Pink Willy heute deutlich anders als noch 2012. Auch die Songauswahl ist neu – was sich insgesamt wie eine neue Band anhört.
Auf den fulminanten Auftritt von Pink Willy folgen 7tcover. Auch diese Ur-Zuger Coverformation hat in den letzten Jahren ihr Gesicht gewandelt. Noch sind zwei Protagonisten aus den Anfangszeiten in der Band. Genauer Kurt Maurer am Bass und Michael Landis, der normalerweise für den Sound der Truppe verantwortlich ist. Nicht so heute, wie er lachend sagt. «Das machen die Leute von der Chollerhalle.» So richtig zufrieden ist «Schäli», wie ihn seine alten Kumpels nennen, aber nicht. «Es tönt etwas breiig», analysiert er gnadenlos.
Trotzdem: Die Band gibt Gas. Mit Sänger Roger Z., der seit 2014 Heinz Lüond ersetzt, klingen auch 7tcover völlig anders als noch vor ein paar Jahren. Geblieben sind die Top-Musiker, allen voran die beiden Gitarristen Hungi Berglas und Markus Kessler, die mit ihren virtuosen Soli die rund 250 bis 300 Besucher in der Chollerhalle zeitweilen zu Begeisterungsstürmen bringen. Die Jungs haben denn auch keine Chance, zu lange zuzuwarten, bis sie mit ihren Zugaben beginnen. Zu laut und enthusiastisch ist das Publikum – es will mehr.
Duell und Duett als Höhepunkt
Und die Zugabe wird zum Höhepunkt. Pink-Willy-Sängerin und Rockröhre Anni Kaser duelliert sich mit Roger Z. Das Publikum wird aufgefordert mitzusingen und die Hände in die Höhe zu halten. Ein Kinderspiel. Ein Medley aus bekannten Rocksongs macht es selbst für die jüngsten Fans im Saal einfach, sich mitreissen zu lassen. Noch einmal zaubern Berglas und Kessler auf ihren Gitarren. Ein weiteres Duett und Duell der Sänger lässt die Nackenhaare noch einmal in die Höhe steigen.
Zufrieden verlassen die Fans den Konzertsaal. Die einen holen sich ihre Mäntel und Jacken und ziehen von dannen. Andere genehmigen sich einen letzten Drink an der Bar. Henri Oeuvray schenkt sein heute gefühltes hundertstes Bier aus. Er lächelt zufrieden und sagt: «Bis bald.»
Da soll noch einer über die Zuger Szene mäkeln, die sowohl personell wie örtlich sehr zu gefallen weiss ... (Charly Keiser)