Auftakt mit Zuger «Sommernachtstraum»

Theater & Tanz

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Die wohl berühmteste Shakespeare-Komödie eröffnet am Samstag die neue Spielzeit am Theater Casino Zug.

  • Die Sopranistin Marielou Jacquard ist zu sehen und hören. Bild: Christoph Krey
    Die Sopranistin Marielou Jacquard ist zu sehen und hören. Bild: Christoph Krey

Zug – Neben den adeligen Figuren aus der griechischen Mythologie und elfischen Zauberwaldwesen führt das Personal der bekannten Shakespeare-Komödie «Ein Sommernachtstraum» eine dritte Gruppe an Rollen vor: sechs Handwerker, also das einfache Volk – die sogenannten Rüpel. Ihr Anführer ist ein herzhaft-handfester Weber genannt «Zettel». Unter seiner Regie proben sie ein Schauspiel, das sie am Athener Hof aufzuführen gedenken. «Theater im Theater» also.

Aber wie es so kommen muss: An ihrem Probenort, dem Wald, verheddern sich die Komödianten in die Spinnfäden des Elfen Puck. In einer Art Traum, in heisser Sommernacht und schwülen Zaubertrankgesichtern vermischen sich die drei Ebenen – Adel, Elfenreich und einfaches Volk. Das mondhaft Un- und Unterbewusste verdrängt Taghelle und Vernunft. Wer ist wer? Und wer verliebt sich in wen? Beziehungen und Ordnungen geraten heillos durcheinander.

Eine Mischung verschiedener Musikstile

Solche Thematik ist zeitlos. Und kann daher zu jeder Zeit auf zeitgenössische Art und Weise neu konzipiert und dargestellt werden. So hat die Berliner «lautten compagney», die zu den renommiertesten Orchestern für Alte Musik gezählt wird, das Verwirrspiel in eine raffinierte musikalische Revue verwandelt. Unter der künstlerischen Leitung von Wolfgang Katschner und der Regie von Christian Filips treffen barocke Musik auf Pop und Gesang; Schau- und Puppenspiel werden gekonnt vermengt. Barocke Songs und Bühnenmusiken, beispielsweise von Dowland, Scheidt und Purcell, treffen da auch mal auf Herbert Grönemeyer. Oder es treten seltsame Geister der Zeitgeschichte auf, so Sigmund Freud am Klavier oder Michael Jackson, der fleissig mitsingt.

Mit dem Zuger Schauspieler Herwig Ursin

In dieser speziell für das Theater Casino Zug gestalteten Neuinszenierung brilliert die französische Opernsängerin Marielou Jacquard unter anderem als die Elfenkönigin Titania; die weiteren Puppenfiguren werden von Suse Wächter geführt, einer der bedeutendsten Puppenspielerinnen und -bauerinnen im deutschsprachigen Raum. Für die Rolle des Revue-Conférenciers aber konnte der Zuger Schauspieler Herwig Ursin gewonnen werden. Wer jedoch leitet das Spiel und das «Spiel im Spiel» – Puck oder Zettel?

Herwig Ursin, 56, Absolvent der Schauspielschule Bern und freier Schauspieler und Musiker in der Schweiz und in Deutschland, steckt gerade mitten in den Proben und schildert es so: «Ich bin der Conférencier der Revue, und eigentlich bin ich Zettel, der alle Rollen spielen will. Ich, Herwig, träume mich in Zettel und damit in alle Rollen hinein. Das Stück wird also von Zettel her aufgebaut. Und so kann ich Zuger Sachen einbauen.»

Mittels dieser Inszenierungsidee bekommt der Shakespeare-Klassiker einen starken Bezug zu Ursins Heimatstadt Zug. «Ich habe schon an der Kanti Theater gespielt, Jahr um Jahr. Dabei wurden meine Noten schlechter, weil ich meine ganze Energie ins Spielen steckte», sagt der Schauspieler lachend. «Aber so wurde das Feuer entfacht, das mich zu meinem Beruf geführt hat».

Für die Revue erinnerte er sich an einen Kanti-«Sommernachtstraum», suchte im Staatsarchiv Zug nach Fotos davon und fand tatsächlich ein Bild, das ihn als «Zettel» zeigt. Diese Tatsache wurde zum Aufhänger für die Inszenierung: Herwig Ursin kommt zurück nach Zug und gerät dabei erneut in Zettels Träume.

Auf der Bühne wird Ursin nicht nur sprechen, sondern auch Lieder zum Besten geben und – als E-Musiker, der er auch ist – diverse Instrumente spielen, «eine Handorgel, ein Trompetli», wie er sagt. In Berlin wird das alles zurzeit noch neu geprobt. Und feiert dann am Samstag am Theater Casino Premiere.

«Ich freue mich wahnsinnig auf dieses Heimspiel auf grosser Bühne», erzählt Ursin am Ende noch, «ich bin mit meinem Beruf ständig unterwegs, nicht mehr so oft in Zug. Ich bin quasi ein Schauspieler, der auszog, um jetzt wieder heimzukommen.» Nicht nur Familie, Freunde und ehemalige Kanti-Klassenkollegen freuen sich auf ihn. Auch das Publikum darf neugierig gespannt sein auf einen theatralisch-musikalischen Leckerbissen. (Text von Dorotea Bitterli)

Hinweis «Sommernachtstraum» beginnt am Samstag, 9. September, um 20 Uhr im Theater Casino Zug. Einführung um 19.15 Uhr. Informationen und Tickets: www.theatercasino.ch