Es war einmal eine Märchenstadt

Brauchtum & Geschichte

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Wenn Feen, Hexen und Zauberer durch die Gassen der Altstadt ziehen, lässt das die Kinderaugen leuchten: Seit 35 Jahren findet am zweiten Adventssonntag der Zuger Märlisunntig statt. Wind und Regen taten der guten Stimmung gestern keinen Abbruch.

  • Sei es beim Lauschen einer spannenden Erzählung oder bunt verkleidet auf den Strassen und Gassen der Altstadt: Am Märlisunntig ist für Jung und Alt Eintauchen in Fantasiewelten angesagt. (Bilder Maria Schmid)
    Sei es beim Lauschen einer spannenden Erzählung oder bunt verkleidet auf den Strassen und Gassen der Altstadt: Am Märlisunntig ist für Jung und Alt Eintauchen in Fantasiewelten angesagt. (Bilder Maria Schmid)

Zug – Wenn die zweite Kerze auf dem Adventskranz brennt, verwandelt sich Zug in eine Märchenstadt: Zahlreiche Gäste von nah und fern finden sich in der Altstadt zusammen und lassen sich von Trychlern, Samichläusen, Musikanten und Geschichtenerzählern verzaubern. Kinderherzen schlagen höher, wenn sie Ponys streicheln, sich von Kutschen durch verkehrsfreie Strassen ziehen lassen oder einer magischen Geschichte lauschen.

Das Märchen-Spektakel ging dieses Jahr bereits zum 35. Mal über die Bühne. Präsidentin Nicolett Theiler eröffnete den Märlisunntig vor Feen, Hexen und Zauberern im Festsaal des Theaters Casino und freute sich, dass die Helfer trotz Wind und Regen so zahlreich erschienen sind. «Ich bin heute Morgen um fünf Uhr aufgewacht und musste einige Termine absagen. Ich hoffe, dass der Märlisunntig trotzdem ein Erfolg wird», sagte sie. Stadtpräsident Dolfi Müller lobte das Gemeinschaftserlebnis und bedankte sich beim Organisationskomitee. Die Feen, Hexen und Zauberer machten sich nun auf, um durch die Strassen zu ziehen. Unter ihnen auch Hexe Chiara Rogenmoser aus Unterägeri, die später Guetzli aus ihrem Hexenkorb verteilen wird.

Die Kinder singen kräftig mit

Im rappelvollen Saal erzählen die Kammer Solisten die Geschichte von «Kater Caruso», der einen Zirkus veranstalten darf, weil er aufgegessen hat. Zusammen mit den Kindern singen die Kammer Solisten eingangs das «Caruso-Lied», es kommt gute Stimmung auf. Dann kommt es zu einer kleinen Überraschung: Markus Schmied spielt auf einem elektronischen Instrument namens Theremin, bei dem er nur seine Hände durch die Luft gleiten lassen muss, um Klänge zu erzeugen. Solene (3) aus Zug ist etwas schüchtern. Laut ihrem Vater hat es ihr aber gefallen, vor allem die Musik habe sie toll gefunden.

Puppenspielerin Katharina Thierer vom Figurentheater Libelle führt im Dachsaal des Schulhauses Burgbach die Geschichte der beiden drolligen Waldbewohner Bula und Simo auf, die sich zu Weihnachten auf die Suche nach Geschenken machen. Die Kinder lachen und staunen. Einer von ihnen ist Marco (6) aus Cham. Auf die Frage, ob es ihm gefallen habe, wird er nach der Vorstellung nicken und schmunzeln. Thierer hat alle Tischfiguren selber gemacht und die Geschichte selber geschrieben. «In einer guten Geschichte muss stets etwas Neues kommen. Ich bin immer wieder überrascht, dass die Kinder darum so konzentriert zuhören», sagt sie.

Beim Bummeln durch den vorweihnachtlichen Bazar trifft man auf Marroni-, Punsch- und Weihnachtsstände. Zeit zum Stöbern und Glühweintrinken gibt es genug, denn der Basar ist den ganzen Sonntagnachmittag über geöffnet. Vor der Pfarrei St.Michael sind viele Kinder in Begleitung ihrer Eltern zum Guetzli-Verzieren zusammengekommen. Im zweiten Stock riecht es verführerisch. Joshua (8) aus Baar hat ein schiffförmiges Guetzli mit Zuckerrosen verziert. Ob er es verschenken oder selber essen möchte? Joshua lacht und erklärt: «Selber essen natürlich!»

Gegen Abend trafen dann die Chläuse zusammen mit den Trychlern, Geisslechlöpfern und Märlifiguren auf dem Landsgemeindeplatz ein, um den Märlisunntig auszuläuten. (Christian Tschümperlin)