Das Wappen eines Zugers in Lugano

Brauchtum & Geschichte

,

Im Kreuzgang eines ehemaligen Franziskanerklosters in Lugano ist ein lange verborgenes Wappen der bekannten Zuger Familie Iten zum Vorschein gekommen.

  • Das Iten-Wappen mit den drei Schilden und Inschrift. Bild: zvg
    Das Iten-Wappen mit den drei Schilden und Inschrift. Bild: zvg
  •   Das Iten-Wappen mit den drei Schilden und Inschrift.  Im siebten Bogen des ehemaligen Kreuzgangs ist das Wappen Teil eines Freskos. Bild: zvg
    Das Iten-Wappen mit den drei Schilden und Inschrift. Im siebten Bogen des ehemaligen Kreuzgangs ist das Wappen Teil eines Freskos. Bild: zvg

Zug – Die Kirche Santa Maria degli Angeli (Heilige Maria der Engel) in Lugano sieht von aussen unscheinbar aus, beherbergt aber die wertvollsten Renaissancefresken der Schweiz. Das Gotteshaus liegt in unmittelbarer Nähe des Seeufers, in einer rege genutzten Gasse der Tessiner Stadt. Im Innern richten sich alle Blicke auf die Passion Christi von Bernardino Luini (1482–1532). Sein monumen­tales Werk in der Luganeser Kirche entstand nach 1520.

Menschen aus dem Zugerland sollten es sich nach der Sichtung des farbenfrohen Grossbildes nicht entgehen lassen, den an die Engelskirche angebauten Kreuzgang eines ehemaligen Franziskanerklosters zu besichtigen. Dort finden sich ebenfalls Fresken aus dem 16. Jahrhundert. Diese wertvollen Zeugen waren jahrelang überdeckt vom Bau des direkt anschliessenden Grand Hotels Palace. Dieses verfiel über die Jahre. Im Zuge der Sanierungen legte die Bauherrschaft den Kreuzgang des ehemaligen Klosters wieder frei.

Für eine Rechnungsprüfung nach Lugano

Im siebten Bogen sind zwei Wappen zu sehen. Das linke Bogenende zeigt das Wappen mit der Inschrift «Christian Ith von Zug: Stifter – Landvogt zu Sargans – Gesandter zu Lauis Anno 15». Am anderen Bogenende ist das Familienwappen eines Wilhelm Lanther zu sehen. Er stammt aus Fribourg. Genannt ist hier zudem das Jahr 1593.

In diesem Jahr reiste Christian Iten mit einem offiziellen Auftrag des Standes Zug nach Lauis (der alte Name von Lugano). Der Flecken war damals eine von zwölf Kantonen beherrschte Vogtei. Diese Stände mussten jeweils einmal im Jahr zur Prüfung der Rechnungen der Vogteien vor Ort nach dem Rechten sehen. Der ehemalige Schweizer Botschafter Ernst Iten schreibt in einem Aufsatz: «Leider gibt es keine Unterlagen aus jener Zeit, die uns Aufschluss geben, was er gestiftet hat.» Andererseits sei belegt, dass die Itens im 16. Jahrhundert Gotteshäuser beschenkten. Diese Tradition führte der Zuger Ratsherr (von 1581 bis 1600) im Tessin weiter. Das Fehlen von genauen Daten zum Dasein war damals keine Seltenheit. Hilfreich war meist, wenn die Menschen in dieser Zeit ein öffentliches Amt bekleideten. Bei Christian Iten war das gleich mehrfach verbrieft.

Sein Vater Christian Iten setzte sich ein Denkmal, indem er 1531 mit einem gewagten Manöver junge, katholische Zuger ins Gebiet Gubel führte. Dort lagerten reformierte Truppen. Nach Plünderungen hätten die Reformierten auf dem Hügel zwischen Menzingen und Ägeri ein Lager errichtet. Obwohl selber reformiert, befand der Historiker und Universitätsprofessor Leonard von Muralt (1900–1970), dass seine Glaubensbrüder «in völliger Disziplinlosigkeit» gehandelt hätten. Die Zuger kümmerte das nicht. Sie griffen die reformierten Truppen an und schlugen sie vernichtend. Am Ende der Schlacht lagen 800 Reformierte in ihrem Blut. Ob der Zuger Wappenspender militärisch aktiv war, ist unklar. Das Einzige, was nachweisbar ist: Er war Hauptmann.

Treffen mit dem französischen König

Zudem scheint Christian Iten ein vielseitiger Mensch gewesen zu sein. Er war also Landvogt in Sargans (1584–1586) und vertrat den Kanton Zug an 15 Tagsatzungen. Das waren bis 1848 die Zusammenkünfte der Kantone der Alten Eidgenossenschaft. Es ist auch eine Reise von Iten an den Hof des französischen Königs überliefert. Mit ihm waren auch noch weitere Kantonsvertreter unterwegs. Iten war Seckelmeister, also Finanzchef. Sie wollten in Paris Geld eintreiben, das der Monarch für ausgeliehene Söldner schuldete. Geld nahmen die Schweizer in jedem Fall nicht nach Hause. Sie mussten sich mit einem Zahlungsaufschub zufriedengeben.

Das Gebiet des heutigen Tessins war von Banditen, Räubern, Mördern und dergleichen geplagt. Ein anderes Übel sei die Korruption wie auch die Geldfälscherei gewesen. Zu Christian Itens Aufgaben gehörten auch Gnadengesuche. Ein Mann, der seine Ehefrau und den Pfarrer umbrachte, wollte eine Aufhebung des Landesverweises. Er scheiterte damit. Ohne Erfolg blieb auch die Bitte einer Frau, die den Mann begnadigen wollte, der ihren Mann zu Tode schlug.

All das mag der Betrachter des Iten-Wappens im Luganeser Kreuzgang nicht präsent haben, aber etwas bleibt haften: drei symmetrisch angeordnete gelbe Schilde auf blauem Grund. Und eine prächtige Helmzier obendrauf. (Text von Marco Morosoli)