Sinfonietta begeistert mit Mozart

Musik

,

Im vierten Abokonzert der Zuger Sinfonietta erlebte das Chamer Publikum zwei gewichtige Mozartwerke.

  • Die Zuger Sinfonietta mit dem Solisten Louis Schwizgebel am Klavier. (Bild Stefan Kaister)
    Die Zuger Sinfonietta mit dem Solisten Louis Schwizgebel am Klavier. (Bild Stefan Kaister)

Cham – Der Applaus und das innere Mitgehen des erneut sehr zahlreichen Publikums steigerten sich im Laufe des Programms vom Sonntag, 8. Mai. Vom Gesamteindruck her war es berechtigt, dass die nach der Pause im Chamer Lorzensaal gespielte g-Moll-Sinfonie, KV 550, am meisten Beifall erhielt. Die insgesamt 20 Streicher überzeugten als Gesamt-Klangkörper mit ausgezeichneter Homogenität, und die gegenüber früheren Mozart-Sinfonien vielfältiger behandelten Bläser setzten die richtigen Akzente mit ihren solistischen Einsätzen.

Dies ermöglichte dem Dirigenten Daniel Huppert, sich voll auf die Gestaltung zu konzentrieren. Dies schaffte Transparenz für das sogar ausserhalb der Klassik als Radio- und Telefon-Signal bekannte Anfangsthema, für das weit von der ursprünglichen barocken Tanzform entfernte Menuett bis in den sehr beschwingt angegangenen Schluss-Satz, welcher die Rondo-Form nur noch andeutete.

Auch andere Qualitäten der Komposition kamen voll zur Geltung, beispielhaft nur das auf drei Streicherstimmen verteilte Anfangsthema des zweiten Satzes, welches trotz eigenwilliger Harmonie in sich geschlossen wirkte. Vieles, was Mozart in seinen letzten Sinfonien angerissen hatte, wurde später von Beethoven und Schubert weitergeführt. So erschien es angemessen, dies als Zugabe mit der Orchesterfassung der Rosamunde-Melodie von Franz Schubert zusätzlich zu betonen.

Eine herrliche Komposition, entstanden aus purer Not

Vor der Pause erklang das Klavierkonzert KV 414 in A-Dur, eine herrliche Komposition, von Mozart aber aus purer Not geschrieben für den elementaren Lebensunterhalt. Als Bewunderer des kurz vorher verstorbenen Johann Christian Bach (1735–1782) übernahm er dessen Thema des zweiten Satzes und auch das Stilprinzip, den rasch verklingenden Ton der damaligen Tasteninstrumente durch Verzierungen aller Art länger hörbar zu machen. Angemessen und stets sehr präzis gelangen die Begleitfunktion und die konzertierenden Zwischenspiele des Streicherkörpers. Die Bläser mussten sich mit wenigen harmonischen Fülltönen begnügen.

Louis Schwizgebel übernahm die damalige Spielweise auch für den modernen Konzertflügel. Das Resultat gab ihm recht: Eine abgerundete klare und doch weiche Gestaltung der schnellen Läufe in den Ecksätzen, angemessen eingefügte und nicht überladene Kadenzen, präzises Zusammenspiel mit dem Orchester, welches sich bei den Begleitfunktionen stets im Hintergrund hielt. Schade, dass sich der Solist nicht zu einer Zugabe inspirieren liess.

«Klassik trifft auf Moderne» lautete das Konzertmotto. Die Suite für Streicher des Finnländers Einojuhani Rautavaara (1928–1916) wirkte eher als Einleitung. In der Konzerteinführung erwähnte Lion Gallusser, dass Rautavaara bei seinen Kompositionen mit den verschiedensten Stilprinzipien spielte. Bei seinem Frühwerk orientierte er sich mit erweiterter Tonalität und klarer rhythmischer Struktur an Komponisten wie Bartók, Prokofjew und Strawinsky.

Beste Werbung für die nächste Saison

Der Notentext bevorzugte fast immer die Oberstimmen; die Celli hatten immer wieder längere Pausen, und die Kontrabässe erhielten nur wenige Einsätze im ersten und dritten Satz. Auch die Komposition von Rautavaara liess die in der Einführung gestellte Frage offen, was eigentlich unter der nun seit mehr als 100 Jahren dauernden «Moderne» genau zu verstehen sei.

Die Interpretationen bestätigten ein weiteres Mal die ausgezeichnete individuelle Vorbereitung aller Mitwirkenden, bei der kurzen gemeinsamen Probezeit eine unerlässliche Voraussetzung für das Gelingen der Konzerte. Dies war gleichzeitig die beste Werbung für Abos zur nächsten Saison, welche am 24. September beginnt. (Text von Jürg Röthlisberger)