Ihn verband vieles mit Zug: Der Künstler Ilya Kabakov ist gestorben

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Der russische Konzeptkünstler Ilya Kabakov ist als einer der bedeutendsten Vertreter des «Moskauer Konzeptualismus» in die Kunstgeschichte eingegangen.

Zug – Der russische Konzeptkünstler Ilya Kabakov ist als einer der bedeutendsten Vertreter des «Moskauer Konzeptualismus» in die Kunstgeschichte eingegangen. Der 1933 in Dnepropetrovsk (heute Ukraine) geborene Kabakov hatte ab den 1960er-Jahren die einflussreichsten Moskauer Kunstschaffenden um sich geschart. In den 1980er-Jahren emigrierte Kabakov in die USA. 1992 heiratete er Emilia (*1945); als Künstlerpaar lebten und wirkten die beiden seither auf Long Island. Ilya Kabakov ist am vergangenen Samstag im Alter von 89 Jahren verstorben.

In Zug genoss der einflussreiche Künstler besondere Bekanntheit, dies vor allem durch seine über 20 Jahre dauernde, enge Beziehung zum Kunsthaus, die aus weit mehr als nur einer Zusammenarbeit bestand, wie Kunsthaus-Direktor Matthias Haldemann sagt. Er zeigt sich sichtlich betroffen über die Nachricht aus Long Island, pflegte Haldemann doch eine freundschaftliche Beziehung zum Ehepaar Kabakov.

Aus der Armut heraus zum Weltkünstler

«Für das Kunsthaus Zug war Ilya Kabakov einer der wichtigsten Künstler», würdigt ihn Haldemann und erinnert sich an den ersten Kontakt, seinerzeit zustandegekommen im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem russischen Konzeptkünstler Pavel Pepperstein. «Ilya Kabakov war ein künstlerisches Schwergewicht, das sich mit dem Begriff der Kunst und allem, was damit zusammenhängt und davon beeinflusst wird, ernsthaft und intensiv auseinandersetzte», führt Haldemann aus und würdigt im selben Zuge auch Kabakovs Laufbahn von der Kindheit in ärmlichen Verhältnissen bis hin zum Installationskünstler von Weltrang.

«Ilya Kabakov hat sich stets selbst neu erfunden, ist niemals stehengeblieben», fährt der Kunsthaus-Direktor fort und räumt ein, auch selbst viel von Kabakov gelernt zu haben, beispielsweise, was dessen «unglaubliches Raumempfinden» betrifft oder seine Werte beim Betrachten von Kunst.

Schliesslich würdigt Haldemann auch Kabakovs durch und durch «menschliches Wesen»; eine stille, freundliche Person sei er gewesen, trotz des Bewusstseins über seine immense Bedeutung und Ausstrahlung. «Er war für viele inspirierend», ist Matthias Haldemann überzeugt.

«The Ship of Tolerance»

An Ilya Kabakov und seine Frau erinnert in Zug unter anderem der marmorne Trinkbrunnen mitten auf dem Bahnhofplatz. Weiter haben die beiden insbesondere mit ihrem «Ship of Tolerance», dem aufwendig konzipierten Teilhabeprojekt von 2016 in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus, in Zug von sich reden gemacht. Weiter befinden sich im Kunsthausfundus zwei Kabakov-Installationen, einige Frühwerke aus Privatbesitz sowie eine einmalige Videoinstallation zum Thema Gesprächskultur aus der Zeit um die Jahrtausendwende.
Matthias Haldemann betont abschliessend abermals das enge, hervorragende, auf grosser gegenseitiger Wertschätzung basierende Verhältnis von Ilya Kabakov und seiner Frau Emilia zum Kunsthaus Zug, wo sich der Konzeptkünstler immer besonders wohl gefühlt haben soll. Nun ist sein bewegtes Künstlerleben zu Ende gegangen. Was bleibt, sind die Werke in der hauseigenen Sammlung, die kostbaren Erinnerungen an ihn und seine Frau sowie deren fruchtbares Wirken in Zug. (Text von Andreas Faessler)