Ursache von herzhaftem Gelächter

Theater & Tanz

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Mit «Ganovenparty» feierte die Theatergruppe Walchwil die Premiere ihres 70-Jahre-Jubiläums.

  • In der Villa des Ehepaares Siegenthaler ist während deren Abwesenheit einiges los – Szenen aus «Ganovenparty» der Theatergruppe Walchwil. (Bild: Jan Pegoraro)
    In der Villa des Ehepaares Siegenthaler ist während deren Abwesenheit einiges los – Szenen aus «Ganovenparty» der Theatergruppe Walchwil. (Bild: Jan Pegoraro)

Walchwil – Das Bild ist auf der Netzhaut stehengeblieben: Vinzenz, der mit seinem Bruder, dem aus der Haft ausgebrochenen Oskar, in eine Bonzenvilla eingebrochen ist, verliert kurz vor dem Eintreffen der Kriminalkommissarin seine Hose. Nun steht er mit gross karierten Unterhosen da, Handschellen werden ihm angelegt. Bruno Abegg, der Darsteller dieser Theaterfigur, versucht immer wieder unbemerkt die Hose hochzuziehen, aber sie fällt immer wieder hinunter, denn er hat ja nur zwei Hände. Unten fällt die Hose, und oben palavert der Mann und schickt gar Luftküsse Richtung seiner Angebeteten Käthi.

Die Hose hat sich gleichsam selbstständig gemacht – und jedes Mal jubeln die Kinder und lachen die erwachsenen Zuschauer. Ein vollendeter Slapstick – eine Feier der entblössenden Ungeschicklichkeit. Seit es Menschen gibt, Ursache von herzhaftem Gelächter. Typisch auch für heutige Theaterschwänke.

«Ganovenparty», eine Gaunerkomödie in drei Akten von Javier García, ist so ein Schwank. Die Theatergruppe Walchwil hat das Stück für 12 Darstellende zu ihrem 70-Jahr-Jubiläum ausgewählt und zeigt es im Gemeindesaal Walchwil insgesamt sechs Mal.

Leichter Humor, harmlose Heiterkeit ohne Problematik

Schon im Mittelalter gab es Schwänke, das Wort stammt aus dem mittelhochdeutschen swanc, «lustiger Einfall». Gemäss Wikipedia handelt ein Schwank von Personen, die «sich über zum Teil triviale, teils lustige Dinge – auch Themen, die sonst in der Erzählkunst nicht oder selten angesprochen werden – austauschen». Schwank biete «leichten Humor, harmlose Heiterkeit ohne Problematik». Dargestellt werden Situationen aus dem Alltag. Derbe Wortwahl ist nicht selten.

Alle diese Ingredienzen waren an der Walchwiler Premiere von «Ganovenparty» unter der Regie von Othmar Müller verwirklicht. Die Rolls-Royce- und Maserati-Besitzer Siegenthaler – er leicht dümmlich (Thomas Abegg), sie übertrieben eitel (Marion Bielmann) – verreisen in die Ferien. Innert Kürze bevölkert sich ihre verlassene Villa mit vier Paaren, die eigene Interessen verfolgen.

Zwei verirrte Velofahrer (Kevin Peyer, Valeria Aeschlimann) suchen im Haus Schutz vor der Kälte; sie nimmt ein Bad, er fabriziert Sandwiches. Der Nachbar Albert Neuenschwander (Chabi Hürlimann) und seine Frau Hedy (Barbara Schmuki-Rust) kommen vorbei, um sich ausgeliehene Gegenstände zurückzuholen. Das Geld im Tresor der stattlichen Villa zieht die beiden Einbrecher Oskar (Bodi Hürlimann) und Vinzenz an. Und auch Siegenthalers Hausangestellte, Gärtnerin Rosa (Lea Gloggner) und Hausmädchen Käthi (Anna Heinzer), haben unlautere Absichten.

Diese vier Paare begegnen sich lange nicht, obwohl alle sich im gleichbleibenden Bühnenbild (Roman Lengwiler) tummeln. Denn da gibt es viele Türen, durch die jeweils die einen sich entfernt haben, wenn die anderen auftauchen. Dieses Sich-ständig-Verpassen ist schwankhaft und erheitert das Publikum.

Ein Wendepunkt mit Knalleffekt

Wer den Weg in den Keller findet, besauft sich; Kontrollverlust wird zur Kunst der Darstellung, bis ein unsicher tapsender ­Besoffener den Hebel eines Sprengzünders mit einem Stock verwechselt: Eine knallend-rauchende Explosion markiert den Wendepunkt der Erzählung.

Nach der Pause kehren die Hausbesitzer zurück, rufen die Polizei, und die Handlung verknotet sich Richtung Auflösung. Und dem Schauspiel auf der Bühne gesellt sich bei jener Vorführung ein zweites hinzu: Etwa 20 Kleinkinder aus dem Publikum haben die drei Stufen davor erobert, krabbeln den Schauspielern fast bis vor die Beine, staunen und jauchzen. Theater als Gesamterlebnis zwischen Spielenden und Zuschauenden – mit viel Applaus bedacht. (Text von Dorotea Bitterli)

 

Hinweis

«Ganovenparty» der Theatergruppe Walchwil wird im Gemeindesaal Walchwil aufgeführt am: Mittwoch, 13. März, Samstag, 16. März, Freitag, 22. März, und Samstag, 23. März, jeweils um 20 Uhr. Infos und Tickets: www.theatergruppewalchwil.ch