Feilschen ausdrücklich erwünscht
Dies & Das
Der Nachtbazar auf dem Stierenmarktareal ist eines mit Sicherheit: anders. Hier herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Ein Rundgang.
Zug – Waren Sie schon einmal auf einem orientalischen Bazar? Die Autorin dieser Zeilen war es – zugegebenermassen – noch nie. Der Nachtbazar auf dem Stierenmarktareal, der am Samstagabend stattfand, ist zwar nicht orientalisch angehaucht, steht einem solchen Markt aber in Sachen Kreativität, Fantasie und motivierter Verkäufer bestimmt in nichts nach. Eine grosse Vielfalt und viele Überraschungen prägen das Bild des Marktes. Die zahlreichen Besucher schlendern durch die Halle. Machen Halt, um sich von dem bunten Sammelsurium an den verschiedenen Ständen begeistern zu lassen. Die Ware liegt mehr oder weniger zufällig nebeneinander. Doch man findet einiges, von unterschiedlicher Art und Qualität. Es ist zauberhaft. Verkaufen will eben gelernt sein. Linus Peikert aus Baar verkauft nebst seinen eigenen Dingen auch gleich noch Ware seiner Schwester. «Ich bessere hier ein wenig mein Taschengeld auf. Das Geschäft läuft bis jetzt super», sagt der 14-Jährige.
Was machen wir für einen Preis?
Preisschilder sucht man an den feilgebotenen Dingen umsonst. Wort- und gestenreich wird hier und dort verhandelt. Die 37-jährige Ausstellerin Chantal Bumann: «Feilschen ist nicht nur erlaubt, sondern sogar ausdrücklich erwünscht.» Die selbsternannte Zigeunerin stellt Schmuck her. Sie knüpft, zieht Perlen ein und verarbeitet verschiedene Schnüre. «Meine Inspiration für die Kollektion hole ich aus meinen Reisen. Ich lebe mehrheitlich in Indien, Nepal und Südostasien. Im Sommer bin ich dann in der Schweiz und verkaufe meinen Schmuck an Festivals und eben hier am Nachtbazar», erzählt Bumann, welche ursprünglich aus Oberwil kommt, freudig weiter. Es sprudelt nur so aus ihr heraus. Ihr Lebensstil ist deutlich zu spüren und steckt förmlich an.
Es ist interessant, wie die Dinge, die zum Verkauf angeboten werden, mit den hinter den Markttischen stehenden Verkäuferinnen und Verkäufern eins sind. Eine bunte Symbiose. Unter all diesem Flohmarktcharme versteckt sich auch ein unauffälliger und fast schon akribisch angeordneter Stand. Nämlich jener von Adi Brändli, 37-jährig, aus Hagendorn. Er verkauft selbstgemachte Portemonnaies aus Rindsleder. Als gelernter Innendekorateur ein ihm vertrautes Material. «Ich habe ein spezielles Hobby», sagt Brändli. «Nähen ist meine Leidenschaft. Ich kann dabei ganz meinen Gedanken nachgehen und mich entspannen. Es sind alles Lieblingsstücke und Unikate.» Und das sieht man. Exakt und genau verarbeitet, liegen seine Produkte auf dem Tisch und warten auf einen neuen Besitzer.
Reichhaltiges Essensangebot
Berauscht vom Geruch alter Militärutensilien, von Klamotten, Geschirr, Bücher und sonstigem interessanten Krimskrams, lässt sich die Autorin unter freiem Himmel abschliessend kulinarisch verwöhnen. Das Essensangebot ist genau so reichhaltig und würzig wie der Nachtbazar selbst. Man muss dafür nicht zwingend in den Orient. (Nadja Iten)