Wie die Korporation für fliessendes Wasser sorgte
Dies & Das
Als die Korporation Unterägeri 1896 mit dem Aufbau einer Wasserversorgung für die Gemeinde begann, ging es um Feuer und Kraft.
Unterägeri – Am 25. Januar 1902 fuhr während eines Wintersturms ein Blitz in den Turm der Unterägerer Pfarrkirche und setzte das Dach in Brand. Zwei glückliche Umstände verhinderten ein verheerendes Grossfeuer: Frisch gefallener Schnee schützte die Dächer vor dem Funkenflug, und die wenige Jahre zuvor in Betrieb genommene Druckwasserversorgung der Korporation lieferte ausreichende Mengen Löschwasser direkt zum Brandherd in über 60 Meter Höhe. Damit hatte die neue Anlage ihre erste grosse Bewährungsprobe bestanden.
Die Anfänge waren bescheiden. 1896 beschloss die Korporation, ihren Quellenreichtum zum Aufbau einer Wasserversorgung zu nutzen. Zwar mangelte es in der Gemeinde mit ihren vielen Brunnen nicht an Wasser. Was aber fehlte, war Druckwasser für die Feuerwehr und so genanntes Kraftwasser für den Betrieb von Wasserturbinen, die in Handwerk und Gewerbe Maschinen in Bewegung setzten die Elektrizitätsversorgung und damit der Einsatz von Elektromotoren stand erst in den Anfängen. Die Trinkwasserversorgung war bei der Gründung der Wasserversorgung ein nachrangiges Motiv.
Schon ein Jahr nach dem Baubeschluss konnte die Anlage, die Wasser aus Quellen am Nollen und am Zugerberg ins Dorf, nach Neuägeri und nach Mittenägeri zu den Hydranten, Wasserturbinen und Wasserhahnen leitete, eingeweiht werden.
1900 belieferte sie 114 Bezüger mit 268 Wasserhahnen, nach denen abgerechnet wurde. Die Taxierung nach Verbrauch setzte sich erst nach und nach durch. Fast ein Viertel der Anschlüsse war in den beiden Spinnereien installiert. Elf Bezüger nutzten Kraftwasser. 1937 waren 285 Abonnenten angeschlossen.
Der Verbrauch nahm zu
In dieser Zeit begann der Verbrauch durch die Vermehrung der Anschlüsse und den wachsenden Komfort anzusteigen. In den Häusern wurden Badezimmer eingerichtet, Aborte mit Wasserspülung ersetzten das Plumpsklo, Boiler lieferten warmes Wasser. Der Bedarf wuchs rasch, den die Unterägerer Quellen nur noch knapp decken konnten.
Abhilfe schuf das erste, 1947 in Betrieb genommene Grundwasserpumpwerk, allerdings nicht lange, denn das enorme Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum seit der Jahrhundertmitte steigerte auch den Wasserverbrauch. Dusche und Bad, WC und Waschmaschine, Autowäsche und Gartenschlauch alles brauchte Wasser in grossen Mengen. Die entstehende Wohlstandsgesellschaft war auch eine Wasserverbrauchsgesellschaft. Als Problem erwies sich zudem die Gefährdung des Grund- und Quellwassers durch Zersiedelung, Verkehr, Öltanks und die intensivierte Landwirtschaft.
200 Liter pro Person
Schon 1951 musste ein weiteres Grundwasserpumpwerk gebaut werden. In den 1960er-Jahren konnte am Rossberg ein neues Quellgebiet erschlossen werden. Der Deckung des Spitzenbedarfs dient das seit 1992 gemeinsam mit der Wasserversorgung Oberägeri betriebene Seewasserwerk bei Oberägeri, das Wasser aus dem Ägerisee aufbereitet. Knapp 200 Liter Wasser pro Person verbraucht heute die Unterägerer Bevölkerung und Wirtschaft im Durchschnitt täglich zum Waschen, Spülen, Duschen, Bewässern, Reinigen, Kochen und Trinken. Die Korporation sorgt mit dem steten Ausbau und der Modernisierung des Netzes dafür, dass dieses Wasser zuverlässig jederzeit in beliebiger Menge konsumiert werden kann.
Komplexe Anlagen
Der Aufwand dafür ist gross, aber meist kaum sichtbar, da von der komplexen und vernetzten Anlage ausser Hydranten am Strassenrand, einem unscheinbaren Häuschen hier und einem Schachtdeckel dort wenig zu sehen ist. (Renato Morosoli)
In den Räumlichkeiten der Korporation Unterägeri an der Zugerbergstrasse 32 findet bis Ende September die Ausstellung «Prägend seit Jahrhunderten» statt. Ihr Ziel ist es, einem breiten Publikum die Geschichte und die heutige Bedeutung der Korporation näherzubringen. In einer Artikelserie nimmt unsere Zeitung Themen rund um die Korporation auf. Die Korporation realisiert die Artikel gemeinsam mit dem Zuger Historiker Renato Morosoli und Projektleiter Michael Felber.Lesen Sie in der nächsten Folge, wie es dazu kam, dass die Korporation auch Wald im Kanton Schwyz besitzt.