Samstag 26. September 2020

Menschen für ein Gespräch ausleihen

Literatur & Gesellschaft

Bibliothek Zug, Zug

  • Datum 26.9.2020  13:30 - 16:00
  • Ergänzende Zeitangaben Die Gespräche beginnen um 13.30 Uhr, 14.10 Uhr, 14.50 Uhr und 15.30 Uhr.
  • Ort Bibliothek Zug, Zug
  • Link
  • Preis Teilnahme kostenlos
  • Vorverkauf Reservation der gewünschten GesprächspartnerInnen und Gesprächszeiten: bibliothek@stadtzug.ch
    Auch spontane Gespräche am Anlass sind möglich.
  • Kategorie Weiteres Gesellschaft, Weiteres Wort / Literatur
  • Barrierefreiheit Rollstuhlgängig, Zu-/ Eingang mit rollstuhlgängigem Lift, Zu-/ Eingang mit Treppenlift, Haltegriffe auf der Toilette, Toilette mit Rollstuhl befahrbar, Zu-/ Eingang zur Toilette mit rollstuhlgängigem Lift, Heller Raum / Helle Räume
  • Zutrittskonditionen Gratis für alle / Freier Eintritt

Die «Living Library» oder «lebendige Bibliothek» macht es möglich: Leihen Sie anstelle von Büchern Menschen für ein persönliches, 30-minütiges Gespräch aus! Etwas Mut braucht es schon, sich auf eine Unterhaltung mit einer Person einzulassen, der Sie im Alltag nie begegnet wären. Aber wir garantieren Ihnen: Sie werden mit interessanten Schilderungen und einmaligen Einblicken belohnt werden!

Folgende Gesprächspartner/-innen stehen zur Auswahl:
- Chiara, Person mit Essstörung
- Knut, Sektenaussteiger
- Nadine, ehemalige Magersüchtige
- Elbrus, eingebürgerter Schweizer

Ein Projekt des Kantonalen Sozialamtes, Fachstelle Integration, und der Bibliothek Zug.
Teilnahme kostenlos

Reservation der gewünschten Gesprächspartner / -innen und Gesprächszeiten: bibliothek@stadtzug.ch
Auch spontane Gespräche am Anlass sind möglich.

Die Gespräche beginnen um 13.30 Uhr, 14.10 Uhr, 14.50 Uhr und 15.30 Uhr.

Kurzportraits der Gesprächspartner/-innen:

Chiara, Person mit Essstörung
Schon in der Primarschule, und vor allem später in der Lehre, kommt Chiara mit dem sozialen Druck durch Gleichaltrige immer weniger klar. Einmal erkrankt sie am Pfeifferschen Drüsenfieber, isst weniger und verliert Gewicht. Nach der Genesung fährt sie fort mit Hungern. Es gibt ihr Halt in der schwierigen Situation. Die Krankheit benutzt sie, um ein Lügenkonstrukt aufzubauen – denn ihr Umfeld merkt, dass sie immer dünner wird. Bemerkungen wie «Du bist so dünn, du siehst nicht gut aus» empfindet sie als Bestätigung und Kompliment. Chiara landet über Weihnachten/Neujahr 2015/2016 im Spital, darauf folgen unzählige Klinik- und Psychiatrieaufenthalte.

Knut, Sektenaussteiger
Offiziell ist Knut (Pseudonym) immer noch Mitglied bei den Zeugen Jehovas. Denn ein Austritt bedeutet meistens, den Kontakt zu den engsten Vertrauten zu verlieren. Von den Lehren der Zeugen hat er sich aber nach 30 Jahren losgesagt. «Anfangs musste ich mich über die Logik distanzieren: Zum Beispiel mit dem Gedanken, dass ein gütiger Gott alle kleinen Kinder auf die Arche Noah gelassen hätte.» Am meisten litt er unter der Entfremdung vom Leben, dem verleugnenden Umgang mit Sexualität und dem ständigen Einteilen in Gut und Böse.

Nadine, ehemalige Magersüchtige
In der Pubertät entschied sich Nadine ganz bewusst für die Magersucht: «Ich suchte etwas, um meine innere Leere und Einsamkeit auszufüllen.» Später begann sie mit Binge Eating, es folgten diverse Suchtmittel. Mittlerweile findet Nadine andere Wege, um die innere Leere auszufüllen. Zum Beispiel die Kunst. Nach mehreren Klinikaufenthalten und abgebrochenen Lehrstellen arbeitet sie nun als Floristin und macht ein berufsbegleitendes Studium in Kunsttherapie. Als Kunsttherapeutin möchte sie Menschen mit Essstörung «einen Raum geben, wo sie sich kreativ ausdrücken und sich mit sich selbst auseinandersetzen können, um so wieder zu ihren Ressourcen zu gelangen.»

Elbrus, Eingebürgerter Schweizer
Während den Wirren des Zweiten Tschetschenienkrieges tritt Elbrus mit seiner Partnerin und einem Kleinkind die Flucht an. Von der Schweiz, wohin er 2001 reist, weiss er einzig, dass der Staat «ein neutrales Land ist und für Menschenrechte kämpft.»
Bis Elbrus einen offiziellen Asylentscheid bekommt, dauert es rund vier Jahre. Den Antrag schreibt er mit Hilfe eines Wörterbuches. Elbrus und seine Familie gehören zu den ersten Tschetschenen, die in der Schweiz als politische Flüchtlinge anerkannt werden. Damals ist Elbrus 33 jährig, möchte aber nicht von Sozialhilfe abhängig bleiben. «Für eine Lehre bist du zu alt, ein Studium ohne fliessende Deutschkenntnisse ist eine kaum überwindbare Hürde», macht ihm ein Sozialarbeiter klar. Doch Elbrus ist ehrgeizig. Er lernt Deutsch, schafft die Zulassung zur Uni und schliesst 2012 ab in Osteuropäischer Geschichte, Slawischer Literaturwissenschaft und Schweizer Geschichte. Über ein Praktikum in Flüchtlingshilfe bei der Heilsarmee fasst er beruflich Fuss. Er bildet sich weiter und arbeitet inzwischen als Leiter einer Asylunterkunft in der Stadt Zug. 2016 wird Elbrus eingebürgert und ist mit seiner inzwischen 6-köpfigen Familien bestens integriert. Aber assimilieren, das möchte er sich nicht. Er spricht zu Hause tschetschenisch, obwohl er weiss, dass er nicht ohne Gefahr wieder zurück in sein Herkunftsland reisen kann.

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