Zug – Da inzwischen beinahe jedermann ein Smartphone auf sich trägt, sind die Telefonkabinen kaum noch in Gebrauch. Die Swisscom hat allen Standortgemeinden von Telefonkabinen in der Schweiz angeboten, diese zu übernehmen und neu zu nutzen. «Im Rahmen der Kampagne «E chline Schritt» haben die Zentralschweizer Umweltfachstellen die Gemeinden der Region motiviert, die Telefonkabinen künftig als Bücherschränke zu nutzen», erklärt Esther Delli Santi vom Amt für Umweltschutz des Kantons Zug.

Die Stadt Zug sowie die Gemeinden Baar und Cham hätten Interesse angemeldet und die Kabinen übernommen. «In diesen Gemeinden konnten die Bibliotheken für die Betreuung der Bücherschränke gewonnen werden», führt Delli Santi aus. Andere Gemeinden im Kanton Zug hätten entweder gar keine Kabinen mehr oder wollten diese nicht in Bücherschränke umwandeln. Solange die Kabinen der Swisscom nicht abgebaut seien, bestehe weiterhin die Möglichkeit, diese zu übernehmen. «Zudem können Interessierte auch offene Bücherschränke produzieren lassen», berichtet Delli Santi. Auch könnten andere öffentliche Räume wie beispielsweise Strom- oder Stellwerkshäuschen genutzt werden. Als Alternative sei denkbar, Bücherregale in öffentlich zugänglichen Innenräumen wie Einkaufsläden, Cafés oder Verwaltungen aufzustellen.

Keine Formalitäten vonnöten

Viele Bücher werden einmal gelesen und verstauben danach im privaten Bücherregal. Bringe man das Buch jedoch in einen öffentlichen Bücherschrank, können sich auch weitere Leser daran erfreuen. «Bücher zu bringen und zu holen, ist jederzeit ohne Formalitäten möglich», so Delli Santi. Die drei Gemeinden, in denen zukünftig solche Bücherschränke stehen werden, freuen sich auf die Umnutzung. So erklärt der Stadtrat Urs Raschle: «Die Stadt Zug sieht das Angebot der Swisscom als Vorteil, da eine bereits bestehende Infrastruktur umgenutzt und mit minimalen Aufwand der Bevölkerung ein attraktives Angebot ermöglicht werden kann.»

In der Gemeinde Baar wird die Telefonzelle in Allenwinden zur Bücherkabine. Claudia Emmenegger, Kulturbeauftragte der Gemeinde, erörtert: «Wir finden die Umnutzung sowie die Kampagne «E chline Schritt» eine sehr sinnvolle Sache und denken, dass die Telefonkabine im Zentrum von Allenwinden prädestiniert ist, ein gut genutzter Bücherschrank zu werden.» So sei es vorstellbar, dass jemand an der Bushaltestelle stehe, eine grössere oder kleinere Reise vor sich habe und merke, dass er ­eine Lektüre dabei habe. «Ein Schritt in den Bücherschrank und man kann sich, egal, ob Erwachsener, Jugendlicher oder Kind, mit Literatur eindecken», führt Emmenegger aus. Auch Manuela Hotz, Projektleiterin Umwelt der Gemeinde Cham, bestätigt: «Der offene Bücherschrank entspricht dem Bedürfnis vieler Menschen. Die Gemeindebibliothek führt schon seit vielen Jahren im Villettepark am See eine offene Lesebox, die rege genutzt wird.»

Auch in punkto Nachhaltigkeit Vorteile

Weiter würden solche Umnutzungen Nachhaltigkeit fördern. «Die Initiative kann, wenn auch im Kleinen, Impulse für einen schonenden Umgang mit Ressourcen setzen», so Hotz. Sie ergänzt: «Als Energiestadt liegt uns viel daran, die Bevölkerung für mehr Nachhaltigkeit im Alltag zu sensibilisieren.» Dazu gehöre auch, dass gebrauchte Gegenstände nicht einfach weggeworfen würden, sondern mit anderen geteilt. Dieser Ansicht ist auch die Stadt Zug. «Es ist ein Beitrag, Ressourcen zu schonen und das Teilen und Tauschen zu fördern», sagt Urs Raschle.

Die guten Erfahrungen aus anderen Umsetzungen in der Schweiz sprächen für dieses Projekt. «Nun sind wir gespannt auf die Eröffnung und hoffen auf rege Fluktuation der Bücher.» Esther Delli Santi erklärt zur Gesamtsituation der Bücherschränke: «Die Erfahrungen in anderen Städten und Gemeinden und auch im Ausland sind sehr positiv. Die Bücherschränke entsprechen einem Bedürfnis. Daher sind wir der Überzeugung, dass dieses Tauschangebot auch im Kanton Zug gut ankommen wird.» (Vanessa Varisco)

Hinweis

Der Eröffnungsanlass der Büchertauschkabinen findet am Samstag, 27. Oktober, um 9.30 Uhr auf dem Zuger Bundesplatz statt.