Zug zieht Bewerbung zurück

Dies & Das

,

Der Stadtrat hat seine Ambition, Kulturhauptstadt 2030 zu werden, aufgegeben. Dem Entscheid ging eine Kontroverse voraus.

Zug – In seiner Sitzung vom Dienstag hat der Zuger Stadtrat beschlossen, seine Bewerbung als «Kulturhauptstadt Schweiz 2030» (KHS) zurückzuziehen. Viele kritische Stimmen und die Haltung des Grossen Gemeinderats der Stadt Zug (GGR) hätten zur Entscheidung geführt, das
Projekt zu beenden, wie es in einer entsprechenden Mitteilung heisst.

Zur Vorgeschichte: Im Frühjahr 2025 reichte der Zuger Stadtrat beim Verein Kulturhauptstadt Schweiz den «Letter of Intent» ein. Damit stieg er
in den «mehrstufigen Bewerbungs- und Klärungsprozess» ein, um bei der KHS teilzunehmen. Eine breite Mitgliedschaft des GGR war brüskiert: Der Stadtrat habe das Parlament mit der Bewerbung vor vollendete Tatsachen gestellt. Der GGR sei nicht im Voraus über die Bewerbung des Stadtrats informiert worden.
Die Reaktion kam postwendend: Am 14. Mai reichten Vertretende aller städtischen Fraktionen einen Vorstoss ein, den der Stadtrat am 24. Juni beantwortete. Bei der Sitzung des GGR vom 19. August sprachen sich in der Schlussabstimmung 24 von 30 anwesenden Gemeinderätinnen und Gemeinderäten für die negative Kenntnisnahme der Antworten des Stadtrats aus.

Nun kam es zur neuesten Wendung in der Sache. Mit der Medienmitteilung vom Dienstag informierte der Stadtrat öffentlich über den Rückzug seiner Bewerbung als Kulturhauptstadt Schweiz 2030.

Künftig früher ans Parlament herantreten

Die Kritik aus dem Parlament kam für Stadtpräsident André Wicki nicht unerwartet, wie er auf Anfrage mitteilt. Er hatte bereits mitbekommen, dass die Bewerbung im städtischen Parlament nicht auf breiten Zuspruch gestossen war. Von der Vehemenz des Widerstands war er dennoch überrascht. Aber, so Wicki: «Das gehört in die Politik, man muss Kritik aushalten können.» Wicki begründet die Tatsache, dass das Parlament nicht im Vorfeld in den Bewerbungsprozess einbezogen wurde, unter anderem mit einer Schweigepflicht. Diese habe der Trägerverein KHS den Teilnehmenden – es sind ohne Zug noch fünf Städte – auferlegt. Zudem habe man bereits «konkretisierte Projektideen» haben wollen, um dem GGR eine sauber ausgearbeitete Vorlage präsentieren zu können.

«Der GGR hat uns nun den Spiegel vorgehalten», sagt Wicki. So habe der Stadtrat gelernt, bei Projekten dieser Grössenordnung (die Stadt plante eine finanzielle Beteiligung von rund 15 Millionen Franken) künftig von Beginn weg an das städtische Parlament heranzutreten. Die Spielregeln des Trägervereins, namentlich die Schweigepflicht, hätten das in diesem Falle nicht zugelassen. Zudem sei die Planungsfrist sehr sportlich gewesen: Bis Dezember 2025 hätte die finale Projekteinreichung an den Trägerverein und die Jury erfolgen sollen. Die Volksabstimmung über den entsprechenden Kredit war für den 14. Juni 2026 vorgesehen gewesen.

Vielleicht gibt es einen weiteren Anlauf

Trotz des Rückzugs aus dem Bewerbungsprozess sei die bisherige Arbeit dafür nicht vergebens gewesen. So steht in der Medienmitteilung von Dienstag, dass die daraus resultierenden Ergebnisse wichtig seien, um Massnahmen für die städtische Kulturstrategie erarbeiten zu können. Konkret sagt Wicki: «In der Stadt Zug gibt es viele Kulturinstitutionen – Museen, Galerien, Theater und mehr. Die Zusammenarbeit dieser Institutionen muss gestärkt werden, damit sie in Zukunft noch attraktiver werden.» Gedankenspiele seien hier etwa ein Museumspass oder ein Kombiangebot aus Busticket und Zutrittskarte für verschiedene Kulturinstitutionen.

Die erste Kulturhauptstadt wird 2027 La Chaux-de-Fonds sein. Wicki könne sich gut vorstellen, dem Pilotprojekt einen Besuch abzustatten. Ob sich die Stadt Zug zu einem späteren Zeitpunkt erneut für die Kulturhauptstadt bewerben wird, werde sich zeigen. (Text: Kristina Gysi)