Zur Feier gönnen sie sich ein Theater

Theater & Tanz

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Die reformierte Kirche des Kantons Zug blickt auf 150 Jahre zurück. Ein Team wagt einen Rückblick der speziellen Art.

  • Der reformierte Ägerer Pfarrer Jürg Rother steht für einmal auf einer Theaterbühne und nicht in der Kirche. (Bild Werner Schelbert)
    Der reformierte Ägerer Pfarrer Jürg Rother steht für einmal auf einer Theaterbühne und nicht in der Kirche. (Bild Werner Schelbert)

Zug – Der reformierte Pfarrer Jürg Rother aus Ägeri ist immer wieder für eine innovative Idee gut. Vor zwei Jahren lancierte er die Übertragung von Messen im Netz. Heuer wirkt er in einer Theaterproduktion mit. Aufgeführt wird sie im Oktober im Rahmen des 150-Jahr-Jubiläums der reformierten Kirche des Kantons Zug.

Der Titel des Stückes heisst «reformiert. ein theater». Die Aufführung ist teilweise eine Familienangelegenheit. Der reformierte Pfarrer aus dem Ägerital steht zwar selber nicht auf der Bühne, ist aber als Stimme im Off zu hören. Das Buch für das Jubiläumsstück hat seine Tochter Debora Rother geschrieben. Die 29-Jährige hat aber nicht nur das Skript verfasst, sondern führt auch - zusammen mit Damian Latka - Regie. Das Bühnenbild besteht aus drei identischen, quadratischen Räumen. Diese sind durch Öffnungen miteinander verbunden. Diese Anordnung ist bewusst gewählt. «Räume kann man wechseln. Das gleiche gilt für Identitäten», sagt der Ägerer Pfarrer. Und um die Letzteren geht es in dieser Aufführung vor allem.

Eine Episodensammlung

«Im Jubiläumstheater sind wir der reformierten Identität im historischen und im gegenwärtigen Kontext auf der Spur», schreibt Co-Regisseur Damian Latka im aktuellen Kirchenmagazin «Chilegüggel» zur Produktion. Jeder Beteiligte habe, so Latka, einen anderen Bezug zur reformierten Konfession. Dies rührt laut Jürg Rother daher, dass bei Reformierten die Selbstständigkeit des Denkens und Glaubens vorherrsche. Dies im Gegensatz zur katholischen Kirche, wo der Papst in Rom oder Bischöfe eine gewisse Spur vorgeben.

Ohne viel über das Stück verraten zu wollen, sagt Jürg Rother nur: «Es ist keine Geschichte, die zusammenhängt. Es werden vielmehr Episoden gezeigt. Es wird nach Identität gesucht.»

Reformierte in wichtigen Positionen

Vor 150 Jahren seien Reformierte im Kanton Zug noch Exoten gewesen, so Rother. Die Wenigen hätten aber gleichzeitig viel zum Aufschwung des bäuerlich geprägten Zug beigetragen. Der Ägerer Pfarrer Rother erinnert hier an die Gründer der Landis & Gyr. «Beide waren reformierten Glaubens», sagt der Kirchenmann. Auch Heinrich und Carl Vogel, welche die Papierfabrik Cham im 19. Jahrhundert ausbauten, hatten dieselbe Konfession. Wie der Gründer der Spinnerei Ägeri. Dieser hatte aber den Glauben von seiner Frau übernommen. Für Rother alles Namen, welche die Industriegeschichte des Kantons Zug geprägt haben.

Im Jubiläumstheater haben diese Persönlichkeiten sodann ihren gebührenden Platz erhalten. Das Theater erzählt aber auch über die anfänglichen Geldprobleme. Bevor es Kirchen gab, wurden Gottesdienste in Industriegebäuden abgehalten. Erst später wurden - mit Sponsorengeldern - die ersten Kirchen wie diejenige in Baar errichtet. Andere Gotteshäuser kamen später hinzu.

Rother ist sich sicher, dass das Theater ein Muss darstellt: «Es ist optisch wie inhaltlich eine spannende Reise.»

Die Premiere findet am 27. Oktober in Mittenägeri statt. Es sind in Baar, Hünenberg und Cham weitere Aufführungen des Stückes geplant. (Marco Morosoli)

Hinweis
Die Aufführungsdaten von «reformiert. ein Theater»: Sonntag, 17. Oktober, 19.30 Uhr, Kirche Mittenägeri. Donnerstag, 31. Oktober, Kirche Mittenägeri, 20 Uhr. Sonntag, 3. November, Kirche Baar, 19.30 Uhr. Donnerstag, 7. November, Kirche Baar, 20 Uhr. Sonntag, 10. November, Reformiertes Kirchenzentrum Hünenberg, 19.30 Uhr. Sonntag 17. November, 19.30 Uhr, Papierfabrik Cham.