Frauen halten die Männer auf Trab

Theater & Tanz

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Beim Landjugendtheater «Bodeguet» ist das Chaos Programm. Die Akteure stehen dabei unter ganz spezieller Beobachtung.

  •  Fabian Briner (gespielt von Fabian Keiser; links) und sein Grossvater Willi (Fritz Stocker) haben ihren Bauernhof nicht im Griff. (Bild Stefan Kaiser)
    Fabian Briner (gespielt von Fabian Keiser; links) und sein Grossvater Willi (Fritz Stocker) haben ihren Bauernhof nicht im Griff. (Bild Stefan Kaiser)

Allenwinden – «Ein Bauernhof ist kein Abschleppdienst», so sagt der Grossvater Willi Briner (gespielt von Fritz Stocker). Oder sagt es sein Enkel Fabian Briner (Fabian Keiser)? Doch wer genau der hübschen jungen Dame, die wegen einer entlaufenen Kuh mit ihrem Auto im Graben steckt, diese harsche Abfuhr erteilt, ist nicht so wichtig. Hauptsache, das nette Mädchen namens Gabi Keller (Delaja Lang) sitzt noch einige Stunden in der guten Bauernstube der Briners fest und unterhält dabei den etwas verwirrten Grossvater. Dieser erinnert sich gelassen daran, am Morgen nach dem Melken «tschüss zur Kuh» gesagt zu haben, ob er dann allerdings die Tür wieder geschlossen habe ...?

«Von Erotik keine Ahnung»

Die Kuh ist davon, das Auto im Graben, und Gabi Keller sagt ungläubig: «Jetzt söll ich au no Schuld sy wäge dere blöde Chueh?» Bei Opa und Enkel Briner findet die junge Frau das perfekte Chaos vor: Die Eltern weilen in den Ferien, die Tante hat sich das Bein gebrochen, dem Bauernhof fehlt die lenkende Hand. Und weder die adrette Nadia (Julia Ulrich), die das Arbeitsamt geschickt, noch die zielstrebige Bigi (Irene Murer), deren Escort-Dienste der Grossvater irrtümlich bestellt hat, sind da eine grosse Hilfe. «Chönd Sie denn gar nöd choche?», fragt Fabian die flotte Nadia. Bigi wiederum verdreht dramatisch die geschminkten Augen und murmelt was von Bünzlis: «Von Erotik keine Ahnung.»

So einiges landet im Dreck

Um gleich mal klarzustellen, dass sie zügig die Unterschrift fürs Arbeitsamt braucht und keinerlei andere Ziele verfolgt, poltert Nadia: «Mich chönnd Sie nöd chaufe!» Der Opa poltert zurück: «Sie würd ich nöd mol gratis neh.» Und gibt dem faulen Salatkopf der wütenden Nachbarin Eva Vögeli einen kräftigen Tritt die resolute Eva (Angi Hitz) beehrt die Briners mit regelmässigen Besuchen, um ihr kaputtes Gemüse zu präsentieren. Die Schuld daran trägt Willi Wirrkopf, der es mit dem Unkrautvertilger zu gut gemeint hat ... Kein Wunder wechseln da Bigi, Gabi und Nadia vom gemeinsamen Kaffee bald einmal zum gemeinsamen Schnaps. Und der Fabian sagt zum Willi: «Wir stecken im Dreck.» Und die Gabi meint dazu: «Wie miis Auto.»

Autorin ist bei der Premiere dabei

«Bodeguet», kann man da nur noch sagen. Und genau so heisst die diesjährige Komödie, die die insgesamt acht Darsteller des Zuger Landjugendtheaters sehr erfrischend und agil auf die Bühne bringen. Bei der Premiere am Mittwoch gibts zudem eine dicke Überraschung: Im Publikum sitzt keine Geringere als die Autorin Hanna Frey. Nach einem grossen Schlussapplaus des Publikums gratuliert auch sie der jungen Schauspieltruppe: «Ihr habt das vom Herzen weg gespielt.» Die 69-jährige Bäuerin stellt sich kurz und sympathisch vor: Sie komme aus Möriken im Aargau und schreibe Theaterstücke seit sie vierzig sei «mit mehr oder weniger Erfolg». «Bodeguet!» ist das neueste Stück der Aargauerin, bei der Premiere in Allenwinden durfte sie es zum ersten Mal aufgeführt sehen. «Ich habs gern lustig», erklärt Hanna Frey ihre Leidenschaft zum Stücke schreiben und freut sich, dass die Komödie über die chaotischen Briners diesen Winter schon siebenfach auf Schweizer Bühnen zu sehen war, darunter in Vaduz.

Anni Odermatt, die Regisseurin des Zuger Landjugendtheaters, kommentiert den Besuch der Autorin mit einem erleichterten Lachen: «Es war die volle Überraschung.» Man habe nichts davon gewusst, zum Glück, sonst wäre man noch nervöser gewesen. (Susanne Holz)

Hinweis
Weitere Aufführungen des Stücks «Bodeguet!» mit dem Zuger Landjugendtheater am Freitag, 25. April, und am Samstag, 26. April, ab 20 Uhr in der Aula Allenwinden. Türöffnung und Festwirtschaft ab 19 Uhr, am Freitag Unterhaltung mit den Moränen-Örgeler, am Samstag mit dem Ländlertrio Betschart-Weber, an beiden Abenden Bar und Tombola.