Nuancen und Farben einer Landschaft

Kunst & Baukultur

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Das Kunsthaus Zug zeigt eine Retrospektive von Jan Jedlička sowie neue Schenkungen – Max von Moos, Florin Granwehr und Brigitte Moser.

  • Links: Jan Jedličkas Auseinandersetzung mit irdischen Pigmenten zeigt sich in seiner Kunst. Rechts: Die «unverkäuflichen» Kreationen von Schmuckdesignerin Brigitte Moser sind eine Schenkung an das Kunsthaus Zug. (Bilder Stefan Kaiser)
    Links: Jan Jedličkas Auseinandersetzung mit irdischen Pigmenten zeigt sich in seiner Kunst. Rechts: Die «unverkäuflichen» Kreationen von Schmuckdesignerin Brigitte Moser sind eine Schenkung an das Kunsthaus Zug. (Bilder Stefan Kaiser)

Zug – Die Erde ist nicht nur grau, sondern enthält eine Vielfalt an Farben für denjenigen bereit, der sie entdeckt. So wie Jan Jedlička (78), der in der italienischen Maremma durch Steine inspiriert worden ist, sich mit Pigmenten zu befassen. Und er hat im Laufe der Jahre eine unglaubliche Vielfalt entdeckt, die dem Farbspektrum in seinen Landschaftsbildern aus der Toskana und Prag eine besondere Strahlkraft verleihen.

Doch sein Œuvre umfasst neben der Malerei weitere Gattungen wie Aquarelle, Fotoserien und Druckgrafik. So präsentiert die am Freitag eröffnete Ausstellung im Kunsthaus Zug erstmals in der Schweiz einen umfassenden Überblick über das vielfältige Werk von Jan Jedlička. Und wie Kunsthaus-­Direktor Matthias Haldemann betont, passen auch die Schenkungen mit den drei Werkgruppen Max von Moos (1903–1979), Florin Granwehr (1942–2019) und Brigitte Moser (*1945) optimal zusammen, denn es gebe Verbindungen. «Jan Jedlička ist eine wichtige Stimme in der Schweizer Kunst – und nicht nur in Prag», merkte Marco Obrist zur letzten von ihm kuratierten Ausstellung an. Die Retrospektive wurde möglich, weil vorgängig in Prag eine grössere Ausstellung stattfand.

Pigmente und Wasser verbinden sich

Auf der Suche nach Licht und Schatten und den Veränderungen der Dinge arbeitet Jed­lička mit unterschiedlichen Tech­niken und Materialien. Der Künstler erläutert, wie er in den 1980er-Jahren in der Maremma zufällig auf eine Vielfalt an Pigmenten im Boden stiess und lernte, sie zu verarbeiten: «Inzwischen habe ich über 200 Farben entdeckt.» Davon zeugen eindrücklich seine kleinen und grossen poetischen Werke, bei denen er die Farbquadrate auf einer mit Japan-Papier ausgelegten Leinwand aufträgt. «Das Papier erzeugt einen Perlmuttglanz, damit die Farben nicht stumpf werden.» Und sie leuchten je nach Lichteinfall durch die Fenster immer anders, selbst diejenigen in den monochromen Rottönen. Andere grosse Exponate, die in Prag und Irland entstanden sind, zeigen auf dunklem Hintergrund spontan gesetzte Elemente. Wichtig ist dem Künstler zu betonen, dass er keine Farben mische, sondern jede einzeln auftrage. Für die kleinen Werke benutze er keine Pinsel, sondern lasse Pigmente und Wasser sich verbinden. Ganz anders sind die Motive mit den fein karierten Wasserflächen im Wandel der Jahreszeiten.

Ein Schwerpunkt seines Schaffens ist die Foto- und Drucktechnik, wo er sich als sensibler Beobachter erweist. «Alle Mittel sind mir wichtig, auch wenn die Druckgrafik mit viel Aufwand verbunden ist. Es fasziniert mich, technisch an Grenzen zu gehen,» sagt Jedlička vor der Serie mit den von der schwindenden Sonne angestrahlten Feuchtgebieten. «Da hatte ich nur drei bis vier Minuten Zeit.» Marco Obrist ergänzt hier, dass demnächst ein Druckkatalog sowie eine Dokumentation über Leben und Werk Jedličkas erscheinen werden. Zudem sei die SRF-Sternstunde Kunst am Sonntag dem Fotografen und Künstler Jedlička gewidmet.

Zum ersten Mal gezeigte Werkgruppen

«Wir mussten die geplante Kiesler-Ausstellung erneut verschieben und kurzfristig improvisieren», sagt Matthias Haldemann. Es gebe immer wieder grosszügige Schenkungen, so wie jene drei repräsentativen Werkgruppen, die jetzt zum ersten Mal ausgestellt werden. «Von Max von Moos konnte die Zuger Kunstgesellschaft bereits Werke erwerben. Es ist ein Glücksfall, dass wir unsere eigenen Bestände mit der Schenkung aus der Sammlung Thali ergänzen können.»

Der Luzerner Max von Moos war als surrealistischer Maler und Grafiker sehr bedeutend für die moderne Kunst der Schweiz. In Zug sind nun Gemälde und Zeichnungen aus allen Epochen zu sehen. In der Raummitte zeigen die Vitrinen extravagante Schmuckstücke von Brigitte Moser aus Baar, archaische und rustikale Objekte. Übergrosse Colliers, wo sie neben Gold und Silber auch Leder, Muscheln, Haare, Knochen und sogar Goldzähne verarbeitet hat. Sie stehen in spannendem Dialog mit den von Moos-Werken, denn die Goldschmiedin durfte in der Ausbildung in der Kunstgewerbeschule Luzern im Atelier des Künstlers arbeiten und wurde sichtlich inspiriert. Die Ausstellung präsentiert Stücke, die Moser «nicht verkaufen» konnte, weil sie ihre eigenen Vorstellungen von Schmuck realisieren wollte. Sie sagt: «Das hat mich nicht gehindert, mich weiterhin mit Materialien auseinanderzusetzen und Neues zu erfinden».

Die plastischen Arbeiten und Zeichnungen aus dem Nachlass von Florin Grandwehr indes kamen durch Kontakt mit Jan Jedlička nach Zug. «Wir haben drei Werke erworben und zusätzlich eine Schenkung erhalten, der Nachlass konnte auf mehrere Museen aufgeteilt werden», so Haldemann. Sie seien eine ideale Ergänzung, da Skulpturen hier einen Schwerpunkt bilden. Die weissen Objekte aus schmalem Holz wirken leicht, tänzerisch und zeugen vom Humor des Gestalters. Solche Schenkungen bezeichnet Haldemann als «wichtige Dinge für die Zukunft», auch wenn der Platz im Haus immer knapper werde. Sein Credo: «Wir müssen Platz schaffen.» (Text von Monika Wegmann)

Hinweis

Retrospektive von Jan Jedlička sowie Ausstellung der neuen Schenkungen vom 14. Januar bis 16. April im Kunsthaus Zug.