Tradition und Nostalgie waren Trumpf
Brauchtum & Geschichte, Musik
Fahnenschwingend, alphornblasend, jodelnd: Am sonntäglichen Festumzug konnten die Beteiligten ihr Können noch einmal zeigen.
Zug – «Jodoloooo-lii-oh» – das ganze Wochenende über waren Zugs Strassen gesäumt von Jodlerinnen und Jodlern aus der ganzen Schweiz und neugierigen Besucherinnen und Besuchern, die deren traditionelles Kunstwerk bestaunten. Der Festumzug am Sonntagnachmittag rundete bei schwülen Temperaturen und geselliger Stimmung das Event als Höhepunkt ab.
Der Umzug führte von der Chamerstrasse über die Vorstadt, den Postplatz und die Bahnhofstrasse schliesslich bis zum Bundesplatz. Am Strassenrand herrschte dichtes Gedränge und auch auf der gefüllten Ehrentribüne erwartete man gespannt den Start um 14 Uhr.
Sodann begrüsste das Zuger Fernseh- und Radiomoderator-Original Nik Hartmann die Damen und Herren auf der Ehrentribüne herzlich und führte mit reichlich Fachwissen und einer grossen Prise Humor durch den Umzug. Gleich zu Beginn winkte das OK-Team rund um Regierungsrat Stephan Schleiss aus einem stilvollen Oldtimer mit ockerbrauner Innenausstattung dem Publikum zu und erntete dafür frenetischen Applaus.
Der facettenreiche Korso umfasste insgesamt 60 Programmpunkte, wobei jede davon in irgendeiner Weise Tradition wahrte und Nostalgie versprühte. Die ersten drei Zuger Jodlerklubs waren Bärgbrünneli aus Menzingen, Schlossgruess aus Cham sowie Edelweiss aus Walchwil. Die dargebotenen Jodellieder verströmten eine urchige und freudige Atmosphäre.
Nik Hartmann machte darauf aufmerksam, dass der Jodelklub Edelweiss aus Walchwil dafür bekannt sei, auch modernere Lieder – wie das prompt vorgeführte «Für immer uf di» von der Band Patent Ochsner – zum Besten zu geben. Auch Gruppen und Vereine aus anderen Kantonen genossen ihren Auftritt in Zug sichtlich. So präsentierten die «Les Bourgeoises de Fribourg» traditionelle Trachten. Für den «Jö-Faktor» sorgte der Club Grosser Schweizer Sennenhund, der seit über 100 Jahren Bestand hat.
Hellebarden, rhythmische Marschmusik, demütige Alphornklänge, dröhnende Trycheln und geschickte Geisslechlöpfer – die umfangreichen eidgenössischen Traditionen wurden dem Publikum vor Augen geführt und bewirkten Heimatverbundenheit.
Ausländische Gäste mit Schweizer Verbundenheit
Dass Jodeln auch eine internationale Ausstrahlung hat, bewiesen nebst einigen ausländischen Mitgliedern in den hiesigen Jodelvereinen auch zwei Wägen, die am Umzug auftraten. «The Swiss Yodlers of Sydney» haben sich in Australien dem Jodeln verschrieben. Nebst den Australiern ist auch ein Verein aus Alberta in Kanada zugegen.
Dieser Jodelverein wurde 1997 von zehn Auslandschweizern gegründet – heute jodeln sogar noch ein paar Mitglieder mehr im Verein und organisieren noch immer jährlich ein 1.-August-Fest.
Die Dudelsackspieler der «Eidgenössischen Massed Pipes & Drums» präsentierten sich auf authentische Art und Weise mit den typischen Schottenröcken und tauchten die Zuger Strassen in das unverkennbare satte, hohe Brummen.
Das auf ästhetische Art und Weise Dargebotene stellte gesamthaft einen Schmaus für die Sinne dar, bei dem das Publikum oft gar nicht mehr aus dem Staunen herauskam. Die mit Kohlenfeuer und Dampf angetriebene Dampflok «Bertha» des Jodlerklubs Goldau oder der «Orion», der Anfang des 20. Jahrhunderts in Zug Passagiere beförderte, machten ebenfalls mächtig Eindruck.
Nach dem Ende des Umzugs tauschte sich das Publikum rege über das Erlebte aus, wobei sich dem einen oder anderen dieses Wochenende eine neue und aufregende Welt eröffnet haben dürfte.
«Ich möchte dem OK ein Lob aussprechen»
Chrigel Müller aus Hausen am Albis war vor dem diesem Jodlerfest bereits bei der Ausgabe vor sechs Jahren in Brig sowie vor neun Jahren in Davos als Zuschauer dabei. Er zieht ein höchst positives Fazit: «Es war ein super Fest, mir hat es dieses Wochenende sehr gefallen. Ich möchte dem OK ein Lob aussprechen.» Einzig habe er in den späten Stunden etwas Schwierigkeiten gehabt, noch nach Hausen am Albis zu gelangen. (Text von Nils Rogenmoser)