Sie kann es einfach nicht lassen
Literatur & Gesellschaft
Erst letzten September schloss Susanne Giger nach fast 30 Jahren aus ökonomischen Gründen ihre Buchhandlung Schmidgasse im Zentrum von Zug. Jetzt ist sie wieder zurück und verkauft an der St.-Oswalds-Gasse 14 Bücher auf 20 Quadratmetern.
Zug – Auf der Karte, die sie an ihre einstigen Stammkunden verschickt hat, um sie darüber zu informieren, dass sie zurück ist, steht der Titel eines kleinen Büchleins des Autors Mark Forsyth. Dieser lautet: «Lob der guten Buchhandlung oder vom Glück, das zu finden, wonach Sie gar nicht gesucht haben.» So soll es auch in der neuen Buchhandlung von Susanne Giger sein – und muss es sogar.
Das kleine Ladenlokal an der St.-Oswalds-Gasse umfasst gerade einmal 20 Quadratmeter. Kein Platz also, um ein breites Sortiment zu präsentieren. «Ich habe extra recherchiert, die kleinste Buchhandlung der Welt ist es also nicht, diese befindet sich vermutlich in Lissabon», sagt die 56-Jährige, die auch als Parteilose im Zuger Grossen Gemeinderat und im Kantonsrat sitzt.
Stammkundschaft vermisste sie
1990 hat Giger die Buchhandlung an der Schmidgasse 4 übernommen, in der sie schon ihre Lehre absolviert hatte. Letzten September folgte dann der schwierige Abschied davon. Dies als Konsequenz daraus, dass es ihr schon seit einigen Jahren nicht mehr möglich gewesen war, das Geschäft kostendeckend zu betreiben. Während etwas mehr als einem halben Jahr hatte Zug dann nur noch eine Buchhandlung. Doch Susanne Giger hielt es ohne nicht aus. «Erstens ist es schwierig, eine Anstellung als Buchhändlerin zu finden, da es immer weniger Stellen gibt, und zweitens waren da die vielen Stammkunden, die mir sagten, dass sie das Angebot vermissen würden.» Ja, sie hätte eigentlich auch einfach einmal etwas reisen können, doch dann hörte sie eben vom Ladenlokal an der St.-Oswalds-Gasse, das frei wurde. «Ich sagte mir, wenn ich das bekomme, versuche ich es noch einmal, und ich bekam es.» Bis dahin betrieb Ilse Dörler an dem Standort viele Jahre ein Geschäft für Geschenke und Handarbeiten, schloss dieses aber aus Altersgründen. «Die St.-Oswalds-Gasse ist ein guter Standort, gerade für eine Buchhandlung.» Giger erinnert an die Buchhandlung Carlen und Tschudi, die sich ebenfalls dort befanden. «Es hat mich begeistert, diese Tradition wiederzubeleben.» Ihr alter Standort an der Schmidgasse habe ihr immer weniger zugesagt. Auch, weil viele Geschäfte in der Nachbarschaft verschwunden seien. Hier jedoch habe sie die Altstadtatmosphäre und andere sympathische Geschäfte und Angebote in der Nachbarschaft. Auch Doku Zug und die Bibliothek liegen nur wenige Häuser entfernt.
Einige hundert Bücher
Aber auch das Finanzielle spielte für ihre Standortwahl eine Rolle. «Die Buchhandlung hat die Grösse, die den finanziellen Möglichkeiten entspricht», sagt Giger. Das Ladenlokal besteht aus einer Wand mit mehren Buchregalen, einem Schaufenster mit etwas Platz, um einige Bücher darin auszustellen, Gigers Schreibtisch und dem Verkaufstresen. «Einige hundert Bücher sind es schon», sagt sie. Trotzdem sei es nicht einfach gewesen, das Sortiment zusammenzustreichen. «Ich musste mir einfach immer wieder sagen: weniger, weniger, weniger.»
Öfter das Sortiment austauschen
Ein Nachteil sei die geringe Grösse jedoch nicht unbedingt. «Hier habe ich beispielsweise den Vorteil, einen Grossteil des Sortiments viel öfter austauschen zu können, sodass die Kunden immer etwas Neues erwartet.» Und sowieso würden viele Kunden beim Kauf auf ihre Empfehlung vertrauen. «Das Herzstück dieses Sortiments – wie auch des alten – sind die Bücher meiner Empfehlungsliste, solche Bücher, die ich lese und für gut empfinde.» Schwerpunkt des Angebots seien wieder Bücher von Schweizer Verlagen.
Auch plant sie, in regelmässigem Abstand Bücher eines jeweils anderen unabhängigen Schweizer Kleinverlags zu präsentieren. «Und jedes Buch, das nicht im Sortiment ist, kann über mich bestellt werden und wird dann schon am Folgetag bei mir angeliefert.» Während sie von ihrer neuen Buchhandlung berichtet, kommen immer wieder einzelne Kunden rein und ziehen ein Buch aus dem Regal. Man spürt, dass Susanne Giger es geniesst, an der St.-Oswalds-Gasse 14 wieder in ihrem Element zu sein. (Christopher Gilb)