Adrian Flurys surreale Filmwelten

Kunst & Baukultur, Film & Multimedia

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Der Zuger Filmkünstler Adrian Flury ist stets auf der Suche nach neuen Formen der Animation. Sein jüngstes Werk ist in den USA ausgezeichnet worden. Der Kunstkiosk Baar gewährt Einblicke.

  • Filmkünstler Adrian Flury im Kunstkiosk Baar. Hinterihm eine Kulisse aus seinem jüngsten Projekt, welches im Juni 2023 in den USA ausgezeichnet worden ist. (Bild Mathias Blattmann)
    Filmkünstler Adrian Flury im Kunstkiosk Baar. Hinterihm eine Kulisse aus seinem jüngsten Projekt, welches im Juni 2023 in den USA ausgezeichnet worden ist. (Bild Mathias Blattmann)

Baar – Es sind surreale Settings, die sich aneinanderreihen, sich mit variierendem Inhalt und Geschehen wiederholen und den Blick in eine experimentelle, zuweilen bizarre Welt gewähren. Untermalt mit ebenso bizarren Sounds entwickeln die traumbildartigen Szenarien eine geradezu psychedelische Wirkung. Es ist die Welt des mehrfach ausgezeichneten Zuger Filmkünstlers Adrian Flury.

Der Empfänger des Zuger Werkjahres 2022 hat im vergangenen Juni am 61. Ann Arbor Film Festival (AAFF) im US-Bundesstaat Michigan den Chris Frayne Award für den besten Animationsfilm abgestaubt, dies mit seinem aktuellsten Werk «Arrest in Flight». In diesem faszinierenden Kurzfilm finden sich solche Elemente, wie eingangs beschrieben. Während knapp sieben Minuten fordern sie die Sinne des Betrachters, nehmen ihn mit auf eine Reise in ebendiese einzigartige Welt des Surrealen.

Entstanden ist der preisgekrönte Kurzfilm an einem weniger surrealen Ort – in Flurys Filmatelier im Untergeschoss seines Elternhauses in Hünenberg. Vergleichsweise einfache, doch auch kompliziertere Requisiten Marke Eigenbau dienten ihm als Kulisse. Durch den Prozess der Animation und der Lichtführung werden diese im Film lebendig und zum zentralen Bestandteil des Geschehens.

«Mein grosses Interesse gilt dem Experimentellen», sagt der 45-jährige Künstler und will damit einen Kontrapunkt zur herkömmlichen Filmherstellung setzen. «Meine Projekte entstehen nie aufgrund eines fertigen Drehbuchs oder Skripts.» Vielmehr bringt Flury einen konzeptuellen Ansatz, eine Basisidee aufs Papier, wovon ausgehend sich der folgende Prozess entwickelt. «Während dieses Prozesses lote ich stets aus, was funktioniert und was nicht. So ergibt sich eines nach dem anderen.» In anderen Worten: Bei Adrian Flury steht die Theorie im Schatten der Praxis.

Wenn Adrian Flury die nächste Sequenz vor Augen hat, überlegt er sich, wie die Abläufe und die Bewegungen aussehen sollen. Mit enormem zeitlichen Aufwand und Genauigkeit sowie passenden Techniken stellt der Filmemacher schliesslich die einzelnen Bilder her, welche er für die gewünschten Bewegungen benötigt.

Urlaubsschnappschüsse erwachen zum Leben

Umgekehrt verhielt es sich hingegen bei seinem bemerkenswerten Kurzfilm «A Place I’ve never been before» von 2015. Da waren sämtliche Bilder schon da, Flury musste sie nur noch zusammensuchen – doch auch dies hat viel Zeit in Anspruch genommen. In «A Place I’ve never been before» ist Athen mit seinem Wahrzeichen, der Akropolis, der Handlungsort.

Aus dem Internet hat Flury Tausende von Schnappschüssen zusammengetragen, die sich inhaltlich ähnlich sind und stets den Blick auf Athen, die Akropolis und deren unmittelbare Umgebung zeigen. Die Mammutarbeit hier bestand darin, das gesammelte Material in eine Reihenfolge zu bringen, damit ein animierter Ablauf, ein Film entsteht.

Der Hünenberger Filmkünstler hat 2005 sein Diplom-Studium Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Luzern, Fachbereich Animation, abgeschlossen. Danach arbeitete er in unterschiedlichen Bereichen der Filmproduktion. Seit mehreren Jahren ist er ausschliesslich als Regisseur und Produzent experimenteller Filmformen tätig. Flury lebt in Bern.

Einblicke in Flurys Schaffen

Derzeit zeigt Adrian Flury in seinem Heimatkanton Präsenz: Der Kunstkiosk Baar widmet ihm die aktuelle Ausstellung. Heisst, Adrian Flury steht das charmante Häuschen im Fellmannpark zur Verfügung, seine Arbeit vorzustellen. Das Hauptaugenmerk der Ausstellung liegt auf «Arrest in Flight». Kulissen und Requisiten aus dem Film werden vor Ort gezeigt und zur dunkleren Tageszeit – von aussen sichtbar – lichttechnisch in Szene gesetzt. Eine selbst erstellte Filmdoku vermittelt spannende Eindrücke davon, wie Flury für die beiden hier beschriebenen Filmprojekte gearbeitet hat.

Maria Greco, Verantwortliche für den Kunstkiosk Baar, hatte die Idee zur Ausstellung bei der feierlichen Übergabe des Zuger Werkjahres an Adrian Flury. «Seine Arbeit hat mich begeistert», erinnert sie sich und würdigt das Schaffen des Zuger Filmkünstlers mit lobenden Worten. (Text von Andreas Faessler)

Hinweis

Adrian Flury, Kurzfilme – im Kunstkiosk Baar, noch bis 9. September. Offen jeweils samstags 10–13 Uhr. www.kunstkiosk-baar.ch