Textile Kunstwerke begeistern die Besucher

Kunst & Baukultur

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Vielseitig und kreativ zeigte sich die Ausstellung Teximus 3 der Vereinigung Textile Art Forum Schweiz.

  • Mit der Ausstellung will man das textile Schaffen von Künstlerinnen bekannt machen. (Bild PD)
    Mit der Ausstellung will man das textile Schaffen von Künstlerinnen bekannt machen. (Bild PD)

Zug – 41 jurierten Werke von 29 Künstlerinnen waren in der Ausstellung Teximus 3 vom 15. bis 18. Oktober in der Altstadthalle Zug zu sehen. Eigentlich hätte die Ausstellung schon im März stattfinden sollen, aber Corona wollte es anders haben. Das Virus war auch schuld daran, dass zwei nominierte Künstlerinnen nicht teilnehmen konnten.

Textile Art Forum Schweiz (TAF) besteht zurzeit aus den Mitgliedern Bea Bernasconi, Ursula Suter und Christine Läubli. Ziel der Vereinigung ist es, das textile Schaffen von Künstlerinnen aus der Schweiz bekannt zu machen und zu etablieren. Dafür organisiert sie im Dreijahrestakt in der Altstadthalle Zug die Ausstellungsreihe Teximus. Damit die Qualität der Werke stimmt, werden diese juriert. Verantwortlich für die Gestaltung war Heidi Arnold-Trudel.

Farben stammen aus dem Garten

Teximus 3 zog trotz Corona überwältigend viele Besucherinnen und Besucher an und begeisterte durch die Vielfältigkeit und Qualität der Ausstellung. In der hohen Eingangshalle fiel zuerst das Werk «Tausendfüsslerinseln» von Sabine Mangold ins Auge – eine tagebuchartige Stickerei, welche die Gemütslagen des Alltags in einzelnen Kreisen aufzeichnete. Nebenan war das Werk von Martine Edard, sie nennt ihre Arbeit «Soft Mosaic»: Ihre Farben gewinnt sie im eigenen Garten. Das Werk berührt nicht nur durch die Harmonie der Naturfarben, sondern auch durch seine stellenweise fragile Zerbrechlichkeit. Dominique Eliane Girot hatte sich aus einer Werbung die Abbildung einer Leiter herausgepickt, das Bild verpixelt und gestickt.

An der Rückwand des Erdgeschosses waren zwei stille Werkgruppen platziert: Catherine Labharts «Schatten» – eine vierteilige Tapisserie-Serie ganz in weiss spielte ausschliesslich mit Licht und Schatten. Noriko Steiner-Obata hatte in ihrer Heimat Japan auf dem Flohmarkt alte Komonos gesammelt, diese zerrissen und neu zu ruhigen Paneelen zusammengefügt.

Im ersten Stock war das mit dem Jurypreis ausgezeichnete Werk von Sabina Schwaar zu sehen: «stoff des grossen vergessens – der demenz». Sabina hatte eine Malerei mit einem Durcheinander von Fäden, Leerstellen und Filz nahezu vollständig zugedeckt. Stellenweise waren Blütenblätter aufgestreut – eine Erinnerung an die von der Demenz verdrängte Schönheit. Ursula Anna Englers gestricktes Netz aus Industriedraht war ein Hauch von nichts und verwies auf die digitalen Strahlungen, denen wir schutzlos ausgesetzt sind. Myrta Moser-Zulauf beschäftigt sich mit der Beschriftung von Textilien.

Weste und Kappe aus eigenen Haaren gefilzt

Im zweiten Stock fielen Weste und Kappe von Marianne Vogler auf. Sie waren aus den über Jahren gesammelten Haaren der Künstlerin gefilzt und faszinierten ebenso, wie sie irritierten. Eveline Cantieni zeigte eine Kohlezeichnung mit einem Ausschnitt aus einer alten Tischdecke, die ihre Grosstante aus dem Exil gerettet hatte. Sie holt uns ganz nah ans Gewebe heran, jedes Fäserchen und jeder Faden ist sichtbar.

Grosse Freude hatte das Publikum an den «Partnervorschlägen» von Marianne Keel: Sechs Männertypen standen zur Auswahl, jeder Kerl aus Lappen zusammengenäht. Monika Künti hatte Neuseeländer Flachs beziehungsweise Plakat- und Zeitschriftenpapier verflochten. Solche Bänder stellte man früher in der Schweiz tonnenweise für Hüte her; heute geschieht dies in Billiglohnländern.

Im Dachgeschoss waren als letztes juriertes Werke zwei Mäntel in Riesenformat von Anna Affolter zu sehen – sie strahlten eine geisterhafte Kraft aus und überzeugten mit subtilen Details. Die übrigen Werke in diesem Raum stammten von den drei TAF-Organisatorinnen. Bea Bernasconi befasst sich mit dem Ausdruck von Gesichtern und gestaltete zu diesem Thema bestickte, bedruckte und bemalte Stoffcollagen. Ursula Suter filzt Strukturen in reinem Weiss, die faszinierende Schatten werfen. Christine Läubli zeigte ihre «italienische reisedecke» – ein Sammelsurium von Schnipseln, die nach verschiedenen Italienreisen mit nach Hause kamen und zur «Bätzlidecke» komponiert wurden.

Für Textile Art Forum Schweiz: Christine Läubli