Märlisunntig begeistert auch im kleineren Rahmen

Literatur & Gesellschaft, Brauchtum & Geschichte

,

Klein und Gross hat sich gestern in der Zuger Altstadt von zahlreichen Aktivitäten sowie natürlich Geschichten verzaubern lassen.

  • Auch Lea Jauch (Mitte) erzählt Märchen, musikalisch begleitet von Nicole Zimmermann. (Bild Mathias Blattmann)
    Auch Lea Jauch (Mitte) erzählt Märchen, musikalisch begleitet von Nicole Zimmermann. (Bild Mathias Blattmann)

Zug – Märchen handeln von wundersamen Begebenheiten und beinhalten typischerweise fantastische Elemente. Kinder lieben es, vor dem ins Bett gehen Erzählungen der Gebrüder Grimm vorgelesen zu bekommen – Hexen, Zauberer und Fabelwesen faszinieren und regen die Imagination an. Jacob Grimm (1785–1863) sagte einmal: «Kindermärchen sollen erzählt werden, damit in ihrem hellen und reinen Lichte die ersten Gedanken und Kräfte des Herzens aufwachen und wachsen.»

Der Verein Zuger Märlisunntig hat gestern zur 38. Ausgabe des Anlasses mit dem Motto «No einisch anderscht» geladen. Von 13 bis 18 Uhr konnten sich Besucherinnen und Besucher bei kurzweiligem Angebot verzaubern lassen. Auf dem Landsgemeindeplatz herrschten reges Treiben und fröhliche Stimmung. Ob bei einem Ritt auf dem Karussell oder dem Verzehren einer Wurst auf den Festbänken: Der Märlisunntig präsentierte sich als optimales Familienausflugsziel.

Immerhin acht Märlistuben waren vorhanden

Ein Highlight war das Vereinsmaskottchen Märlin mit den beiden eleganten Hofdamen an seiner Seite – gern liessen sie sich mit Kindern ablichten. Im unteren Bereich der Zuger Altstadt waren sechs kleine Märlistuben und im Theater Casino zwei grosse Märlistuben eingerichtet, wo spannende und schaurige Geschichten erzählt wurden. Die namhafte Märchenerzählerin Jolanda Steiner führte etwa mit dem Zauberer Martin Soom «Die Bremer Stadtmusikanten» auf.

Anja Hartmann ist Vorstandsmitglied des Vereins Zuger Märlisunntig und erläuterte das diesjährige Motto: «‹No einisch anderscht› will heissen, dass wir aufgrund der Pandemie nach 2020 auch dieses Jahr ein kleineres Programm auf die Beine stellen mussten. Normalerweise sind 35 Stuben bereitgestanden, heuer leider nur deren acht.» Trotzdem mache man das Beste daraus: «Der Märlisunntig ist von überregionalem Interesse – es strömen Leute von überall her. Ich bin stolz, dass das Angebot kostenlos ist.»

Der Saal im Theater Casino war derweil voll quirliger Kinder, die sich auf das vom Kinder- und Jugendtheater Zug aufgeführte Theaterstück «Wilma und die sieben Wölflein» freuten. Das Theaterstück handelte davon, wie das Mädchen Wilma sich mit einem Wolfsrudel anfreundet, indem sie die Tiere mit ihrer Suppe füttert. Gekonnt inszeniert mit Schatten schlich das Wolfsrudel zu bedrohlichen Klängen behände auf die Bühne. Einstimmig drückten die Wölfe ihren Hunger auf Fleisch aus. Als Kontrast tanzte Wilma mit ihrem Jutesack zu beschwingten Klängen und fand heraus, dass die Wölfe gar nicht so böse sind wie angenommen.

Es hat Tradition, dass die Pfadi Kanton Zug am Märlisunntig vertreten ist. Remo Flury – Pfadiname «Juice» – schilderte gestern: «Kinder können sich bei uns an den Ständen austoben. Seit einigen Jahren kommt das Verzieren von Lebkuchen gut an, heuer können sie ausserdem an der ‹Seilbrugg› mit einem ‹Gstältli› Abenteuerlust schnuppern. Die Rückmeldungen sind positiv – die Kinder haben Spass und die Eltern erkennen, dass die Pfadi sinnvolle Aktivitäten macht.»

Konrad Renz aus Baar ist mit seinen drei Kindern beim Pfadistand und lobt die Organisation des Märlisunntig allgemein: «Das Angebot ist umfangreich und es kommt Vorweihnachtsstimmung auf. Es ist nicht selbstverständlich, dass der Märlisunntig stattfinden kann. Schön zu sehen ist, dass sich so viele Freiwillige engagieren.»

Auch in kleinerem Rahmen kam der Märlisunntig heuer gut an und wird manchem Kind wohl in Erinnerung bleiben. Anja Hartmann sagt abschliessend treffend: «In der heutigen schnelllebigen Zeit bilden Märchen einen schönen Kontrast.» (Nils Rogenmoser)