Der pechschwarze Leserabe mit rotem Schnabel war unterwegs

Literatur & Gesellschaft

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Lesefreude will früh geübt sein. Am Kinder- und Jugendliteraturfestival Abraxas in Zug gab es die Möglichkeit dazu.

  • Die Auftaktsveranstaltung zum Kinder- und Jugendliteraturfestival mit dem Maskotchen Abraxas fand im Burgbachsaal statt. Bild: Jan Pegoraro (Zug, 8. 11. 2025)
    Die Auftaktsveranstaltung zum Kinder- und Jugendliteraturfestival mit dem Maskotchen Abraxas fand im Burgbachsaal statt. Bild: Jan Pegoraro (Zug, 8. 11. 2025)

Zug – Manch junge Leserin und junger Leser betraten am Wochenende in Begleitung der Eltern mit einem breiten Grinsen und gespannter Vorfreude den Burgbachsaal, die Burgbach Turnhalle, den Dachraum der Bibliothek Zug oder die Zuger Bauhütte. In diesen Räumlichkeiten fand im Rahmen des Zentralschweizer Kinder- und Jugendliteraturfestivals ein vielseitiges Programm statt.

Nebst den zahlreichen Autorinnen und Autoren sowie Illustratorinnen und Illustratoren, welche die Kinder mit einer abwechslungsreichen Palette an Geschichten, Liedern, Versen und Reimen begeisterten, rundete der nahbare Literaturrabe Abraxas in pechschwarzem Gefieder und mit niedlichem rotem Schnabel das Programm ab.

Marius Tschirky sorgte für Stimmung

Zwischen den unterhaltsamen Veranstaltungspunkten stöberten die Kinder in Büchern, liessen es sich in der «Rabenbar» kulinarisch gutgehen und vergnügten sich auf dem Burgbach Pausenplatz mit Mitmachspielen der Ludothek Zug.

Bereits zur Eröffnung am Samstagvormittag hatten zahlreiche Kinder den Weg durch den dichten Nebel und die Kälte in den heimeligen Burgbachsaal gefunden, wo sie nach einer Begrüssung dreimal laut nach dem Maskottchen Abraxas skandierten. Als dieses unter Applaus die Bühne betreten hatte, wurde verkündet, dass sich der Leserabe am gesamten Wochenende auf viele tolle Begegnungen und Geschichten freuen und liebend gerne Kinderhände schütteln oder den Nachwuchs mit einem High Five abklatschen würde.

Im Anschluss interagierte der Musiker Marius Tschirky, welcher normalerweise mit seiner Jagdkapelle auftritt, solo spielerisch mit dem aufmerksamen Publikum. Die Kinder reagierten auf das Gitarrenlied über sieben munzig-kleine Flöhe, das Tschirky mit kreischend-hoher Stimmlage vortrug, mit ungehemmtem und authentischem Gelächter. Den ausgelassenen Kindern erklärte der Entertainer sodann mit Schalk, dass er ein Musikjäger sei, durch den Wald schleiche und musizierend Tiere verschrecke.

Bei jedem Schritt vollführte er anlässlich des zweiten Lieds «Gumpe im Pflotsch» gemeinsam mit den sich köstlich amüsierenden Kindern laute Schnalz-Geräusche. Tschirky sang: «Ich gseh us wie en Wildsau, weiss nöd, ob ich mich heitrau'. Ich bi leider in Sunntigschleider.» Auch die Eltern kamen durch seine in den Monologen eingestreuten Erwachsenenwitze auf ihre Kosten.

Yoga, basteln, zuhören

Nebst Yoga für Kinder und einem Bastel-Workshop lauschte das Kinderpublikum einem gewagten Drachenabenteuer, das die österreichische Autorin und Illustratorin Julie Völk in einem Workshop mit Lesung vortrug. «Wenn ich lese, möchte ich eine angenehme Stimmung haben», sagte sie zum Publikum und fragte die Kinder bei gedimmtem Licht, wie es sich diese gemütlich machen würden. Plüschtiere, Matten, Kuscheldecken, Popcorn – es entstand sogleich ein Dialog mit der Künstlerin.

Gemeinsam mit dem Lesenachwuchs erkundete die deutsche Autorin Silke Schellhammer im Rahmen einer interaktiven Lesung deren besondere Talente. Ihr Buch «School of talents!» begleitet das Mädchen Alva, das Tiere verstehen kann und auf der magischen Insel Nebelfels Freunde trifft, die sich schrumpfen, Wasser beherrschen oder sich trotz Flugunfähigkeit in jegliches Flugtier verwandeln können. Die Kinder waren von den illustrierten Bildern auf der Grossleinwand, welche die Vorstellungskraft anregten, beeindruckt.

Nach zwei intensiven und abenteuerlichen Tagen voller Geschichten dürfte die eine oder der andere die Freude am Lesen entdeckt oder sogar noch gesteigert haben. (Text: Nils Rogenmoser)