Zugs Glanz von einst und jetzt

Kunst & Baukultur

,

Goldschmiedekunst und Schmuckhandwerk haben in Zug eine lange Tradition. Mit einer grossen Sonderausstellung leistet die Burg Zug aufwendige Pionierarbeit.

  • Damit nicht nur die Exponate, sondern auch die Vitrine glänzt: Marc Andereggen wischt noch einmal drüber. Am Sonntag startet die Ausstellung. (Bild Stefan Kaiser)
    Damit nicht nur die Exponate, sondern auch die Vitrine glänzt: Marc Andereggen wischt noch einmal drüber. Am Sonntag startet die Ausstellung. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Gold und Silber - was Franz Lehár einst so opulent im Dreivierteltakt vertonte, glänzt fortan in fester Gestalt ebenso opulent durch das Museum Burg Zug: Am Wochenende eröffnet die grosse Sonderausstellung «Zug ist Schmuck», die sich dem hiesigen Gold- und vor allem Silberschmiedhandwerk der vergangenen vier Jahrhunderte verschreibt.

Nur wenigen ist mehr bewusst, dass Zug neben Freiburg im Üechtland einst die Goldschmiedehochburg der katholischen Eidgenossenschaft war. Was die grossen Meister des kleinen Städtchens am gleichnamigen See für phänomenale Erzeugnisse hervorgebracht haben, lässt sich bereits erahnen, wenn man den Ausstellungsraum im Untergeschoss der Burg betritt. In voluminösen Vitrinen leuchten und funkeln ausdrucksstarke Prozessionsfiguren, prächtige Messkelche, prunkbeladene Monstranzen, Strahlenkranzmadonnen, Reliquienbüsten sowie weltliche Exponate wie kunstvolle und schlichte Trinkgefässe, Tafelsilber oder schmuckes Geschmeide für die feine Dame des Barock. «Alles stammt aus Zuger Werkstätten», betont Ausstellungskurator Christoph Tschanz. Zwei besonders bemerkenswerte und unschätzbar kostbare Objekte sind ein filigran gearbeitetes Ziborium (Hostienbehältnis) und ein detailreiches Reliquiar, beides über 420 Jahre alt.

Vom Handwerk zur Kunst

Welche Materialien, welche Werkzeuge haben die Zuger Meister verwendet? Die Ausstellung verräts, sowohl optisch als auch haptisch für die, dies genau wissen wollen. Dass kurz vor 1800 das Zuger Goldschmiedehandwerk jäh seinen Untergang erlebte, wird in der Ausstellung ebenfalls unterstrichen, denn ein zweiter Teil widmet sich der zaghaften Renaissance dieser Kunst durch Paul Stillhardt. Anschaulich wird gezeigt, wie das, was einst als reines Handwerk galt, in Zug in Form von Kunst nach und nach wieder zu florieren begann. Aber: Waren es zwischen 1480 und 1900 an die 110 namhafte Vertreter dieses Handwerks, zählte die Zeit nach der «Wiederauferstehung» in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gerade mal deren zwei neben Paul Stillhardt nur noch Wolfgang von Müller. Heute existiert in Zug wieder eine stattlichere Zahl von Künstlern, die das Handwerk beherrschen. Postmoderne und zuweilen experimentell anmutende Exponate von insgesamt 24 Zugern liegen in den Vitrinen.

Intensive Forschung

«Das Resultat zeigt deutlich, dass Zug nicht nur der Wirtschafts- und Finanzplatz ist, als den man es heute kennt», hält Museumsdirektor Marco Sigg im Hinblick auf die so gut wie fertige Ausstellung fest. «Zug hat also auch eine lange, bedeutende Handwerkstradition.» Den Input für eine solche Ausstellung rund um die Goldschmiedekunst und das Schmuckhandwerk in Zug gab vor gut zehn Jahren die Baarer Schmuckdesignerin Brigitte Moser, von der auch einige Exponate Teil der Ausstellung sind. 2009 wurde das Projekt schliesslich konkret. Sigg: «Zum ersten Mal wurde so intensiv auf diesem Gebiet in Zug geforscht und eine wissenschaftlich fundierte Grundlage geschaffen.» In Zusammenarbeit mit Fachkräften sind ein ausführlicher Ausstellungskatalog und eine umfassende Fachpublikation zur Zuger Goldschmiedekunst von 1480 bis 1850 entstanden.

Objekte zum ersten Mal gezeigt

Marco Sigg nennt die Ausstellung «ein Riesenprojekt für die Burg». Sichtlich zu Recht die über 300 Exponate repräsentieren das alte, in neuer Art wiederauferstandene Zuger Handwerk sehr anschaulich und auf eindrucksvollste Weise. Ohne die Unterstützung von Stadt, Kanton, der Kantonalbank und rund 20 Stiftungen und Organisationen wäre es unmöglich gewesen, das alles auf die Beine zu stellen, wie der Organisator einräumt. Mehrere Objekte erleben indes eine Premiere: «Sie sind hier zum ersten Mal – oder nach langer Zeit wieder – öffentlich ausgestellt», sagt Kurator Christoph Tschanz. Darunter fällt beispielsweise das erwähnte Reliquiar. «Es wurde 1902 zum letzten Mal öffentlich gezeigt», weiss er.

Kinderaugen dürften nicht nur ob all des Funkelns funkeln für die kleinen Besucher steht auch ein Schmuck-Gwunderkasten bereit, in dem es viel zu Greifen und Begreifen gibt.

Die gross angelegte Sonderausstellung dauert bis Ende September 2015 und wartet mit einem vielseitigen Rahmenprogramm und Spezialveranstaltungen auf. Details sind auf der Museumshomepage zu erfahren. (Andreas Faessler)

Hinweis
Die Ausstellung «Zug ist Schmuck» im Museum Burg Zug startet am Sonntag, 29. März. Sie endet am Sonntag, 27. September. Informationen unter www.burgzug.ch
Bilder einiger ausgewählter Exponate sind zu sehen unter www.zugerzeitung.ch/bilder