Zugerinnen und Zuger auf die Bühne!

Dies & Das, Literatur & Gesellschaft

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Der Zuger Radiomann Dominik Widmer will spannende Zugerinnen und Zuger auf die Bühne bringen. Die gibt es zuhauf, findet er. Widmer hat sich das Format von Moritz Leuenberger abgeschaut.

  • Dominik Widmer freut sich schon auf seine Gäste. (Bild: PD)
    Dominik Widmer freut sich schon auf seine Gäste. (Bild: PD)
  • Der Zuger Radiomann möchte spannende Zuger Geschichten auf die Bühne holen. (Bild: PD)
    Der Zuger Radiomann möchte spannende Zuger Geschichten auf die Bühne holen. (Bild: PD)
Zug (Kanton) – Dieser Artikel ist in der Oktober-Ausgabe des Zug Kultur Magazins erschienen. Hier geht es zu den anderen Artikeln.

«Menschen interessieren sich für Menschen», sagt Dominik Widmer, und er muss es wissen: Der Zuger Radiomoderator und Theaterschauspieler verbringt sozusagen sein Berufsleben ­damit, Menschen kennen zu lernen. «Das ist das, was ich am liebsten mache: herausfinden, was andere Menschen begeistert.»
Widmer ist Exilzuger, hat sich nach Zürich abgesetzt und macht dort die Morgenshow bei Radio 24. Nun will er das mit dem Menschen-Kennenlernen nicht mehr nur im Radio, sondern auch auf der Bühne tun. Und zwar in Zug. Denn so was gibt’s hier noch nicht, und: «Zug ist für mich Heimat.» Sein neues Format «Heute ZUGast» im Burgbachkeller ist genau darauf ausgerichtet: Eine prominente Zugerin oder ein prominenter Zuger plus jemand Unbekanntes werden dem Publikum vorgestellt – und dazu kommt jemand aus dem Publikum auf die Bühne. Ohne Zwang – «Da muss niemand Angst haben, dass sie oder er ausgestellt wird», sagt Widmer. Umrandet wird das Ganze von einer Zuger Band. Und was dann? «Dann möchte ich diese Menschen vorstellen, ihnen Raum geben, Parallelen finden, übers Leben reden. Wenn man am Schluss aus der Vorstellung geht und denkt, jetzt habe ich was erlebt oder gelernt, oder ich bin berührt worden, dann ist das ein Erfolg.»

Nicht lustig
Es ist kein Comedyformat, keine Late Night, auch nicht wirklich eine Talk Show. Es gibt keine Spiele und muss auch nicht immer lustig sein. Stattdessen gibt es viel Raum. Widmer will einen Abend lang Menschen porträtieren, ihre Geschichten mit denen der anderen Gäste verknüpfen, Möglichkeiten zur Entdeckung und auch zur Identifikation mit diesem Kanton Zug bieten, in dem so viele Menschen ihrem Leben nachgehen und im Kleinen oder im Grossen bemerkenswerte Dinge tun. «Ich bin offen dafür, was da alles Platz haben kann», sagt Widmer.

Moritz Leuenberger als Inspiration
Seine Idee kommt nicht aus dem Nichts, Widmer hat sie nach Zug importiert. «Ich war an der Bernhard-Matinee in Zürich und fand das einfach grossartig – sie wird moderiert von Moritz Leuenberger, wie cool ist das.» Leuenberger empfängt am späten Sonntagmorgen Persönlichkeiten und führt mit ihnen kulturelle, philosophische und politische Gespräche. «Er ist einfach unglaublich lustig. Ich bin da rausgelaufen und dachte, so was will ich auch machen.» Und zwar in Zug. «Ich bin zwar kein Leuenberger, aber ich kann auch öffentlich mit Menschen über ihre Begeisterung sprechen.» Widmer hat die Idee mit seiner Schwester Lea Widmer ausgekocht und am Konzept gefeilt und ist dann mit der Idee aufs Burgbachkeller-Team los. Die waren sofort an Bord. «Sie hatten ähnliche Ideen angedacht, unser Konzept passte ihnen total gut ins Programm. Das war für mich sehr hilfreich, dass sie sofort eingestiegen sind. Ich dachte: Also gut, challenge accepted, dann geht’s jetzt wirklich los.»

Hinter Klostermauern
Los geht’s mit Jonny Fischer, dem Zuger Komiker vom Cabaret Divertimento, plus der Menzinger Schwester Rosmarie Sieber, plus die Band 2erlei. Widmer hat mit beiden Gästen schon Vorgespräche geführt. Sieber musste er zuerst ein bisschen überzeugen. «Sie schreibt zwar öffentliche Artikel über ihre Gedanken und das Klosterleben, aber war sich nicht sicher, ob sie auf die Bühne möchte. Sie hat sich das ein paar Tage lang überlegt. Dann haben wir zwei Stunden miteinander Kaffee getrunken und dabei herausgefunden, dass das sehr gut passen würde», sagt Widmer. «Respektive, mir war das schon vorher klar», ergänzt er lachend. Oft hätten die Leute das Gefühl, ihr Leben sei nicht interessant genug, um auf der Bühne darüber zu sprechen. «Dabei ist das das Interessanteste überhaupt», sagt Widmer. «Es steckt immer eine Begeisterung darin, an der man anknüpfen kann.» Jonny Fischer musste er nicht überzeugen. «Das war die Idee meiner Schwester, dass es in jeder Vorstellung einen Headliner gibt, sozusagen das Zugpferd», sagt Widmer und freut sich ein bisschen übers Wortspiel. «Ich freue mich immer, wenn ich irgendwo einer Zugerin oder einem Zuger begegne, die national Anerkennung finden. Solche Menschen möchte ich gerne näher kennen lernen.»

Politisch wird’s nicht
Für Widmer ist es das erste Mal, dass er sich so ein Format auf seine Neugierde zuschneidet. Er ist zwar neben der Radiomoderation auch an einer Theaterschule tätig und arbeitet daneben in der Erwachsenenbildung als Coach für öffentliche Auftritte. Die Vorstellung im Burgbach­keller ist dennoch Neuland für ihn. «Auch als leidenschaftlicher Theaterspieler war ich noch nie auf der Burgbachkellerbühne, nur einmal als Kind in einer Vorstellung des Kinder- und Jugendtheaters Zug. Ich freue mich sehr darauf.» Vier Vorstellungen sind geplant (am 3. Dezember zum Beispiel mit Brigitte McMahon und der Hausband Ramon Clau), ob es danach noch weitere geben wird, das lässt er auf sich zukommen. Sein Konzept knüpft ein Stück weit an den alten Burgbachkellergesprächen an – damals in den 90er-Jahren wurde im Foyer des Burgbachkellers über Kultur debattiert und Referaten gelauscht. Politisch wird’s bei Widmer aber nicht. «Für Politik gibt es schon genug Gefässe. Ich möchte mit meinen Gästen lieber über ihre Lebensinhalte sprechen. Ich möchte erfahren, was ein berühmter Zuger Komiker privat so tut. Und ich möchte wissen, was hinter Klostermauern so vor sich geht.»

Hier gehts zur Veranstaltung «Heute ZUGast»

(Text: Falco Meyer)