Keine Pause für die Kunstpause

Dies & Das

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Das Team ist jung, die Ideen sind frisch, der Mut ist da: Dieses Jahr ist für Zug ein Kunstpausejahr. Für die 15. Ausgabe stellt sich das Team den grossen Fragen.

  • So gehts zu und her an der Kunstpause.Bild: Pd
    So gehts zu und her an der Kunstpause.Bild: Pd
  • Der Kern der Sache bleibt aber die Ausstellug. Bild: Pd
    Der Kern der Sache bleibt aber die Ausstellug. Bild: Pd

Zug (Kanton) – Dieser Artikel ist in der Juni-Ausgabe des Zug Kultur Magazins erschienen. Hier geht es zu den anderen Artikeln.

«Am meisten freue ich mich auf die Führungen durch die Kunstpause», sagt Sam Heller und lacht, sie sitzt mit Laura Hürlimann im Kurioz und stellt gerade die letzten Einladungen für Kunstinteressierte zusammen. Sie lacht, denn die Führung, die macht sie. Heller ist seit drei Jahren Kuratorin der Kunstpause und damit so etwas wie eine Löwenbändigerin.

Denn die Kunstpause schlägt sich nicht nur mit wilden Künstlern herum, sie ist auch selber wild. Letztes Jahr fand sie völlig im Freien auf dem Landsgemeindeplatz und entlang der Seepromenade statt, dieses Jahr kapern die Kunstpäusler die Chollerhalle, unter anderem: Das ganze Jahr über zeigte sich die Kunstpause an dieser und an jener Ecke, mit Kunstaktionen beim Velomarkt, mit einer Guerilla-Strassenumfrage zum Kernthema: Ist das Kunst? Mit einer Plakatausstellung an diversen Standorten im Kanton Zug und einer Vortragsveranstaltung mit einem Kunstfälscher – die Kunstpause-Macher haben grosse Vorarbeit geleistet. Jetzt sitzen sie da am Tisch und wirken gleichzeitig ausser Puste und leicht euphorisch. «Die vier Tage sind dann die grosse Belohnung für die ganze Arbeit», sagt Heller. «Immer kurz vorher denke ich: Nie mehr. Und dann nach den vier Tagen Ausstellung: Jetzt kann die nächste Kunstpause kommen.» Sie hat etwas Piratiges, dieses Chamäleon von Kunstfestival, und deshalb ist sie wahrscheinlich auch so quicklebendig, trotz ihres 15-Jahr-Jubiläums.

Freie Fahrt für freie Ideen
Und jetzt steht die eigentliche Ausgabe vor der Tür. An Pfingsten ist es so weit. Laura Hürlimann ist seit der letzten Ausgabe Präsidentin der Kunstpause, sie hat ein Team von neun Leuten um sich geschart. «Das ist das Grossartige bei dieser Ausstellung, dass das Team machen kann, was es will», sagt sie. «Wenn du eine Idee ausprobieren willst, dann kommt niemand und sagt, das haben wir aber vor sieben Jahren schon mal gemacht – das Team ist neu, die Ideen sind neu, und wir machen einfach.» Die Kunstpause biete so eine wunderbare Gelegenheit für Leute, die nicht Künstler sind, etwas über den Kunstbetrieb zu lernen. «Und eine Ausstellung aufzubauen, die Qualität hat.»

Und Absprung an die Kunstschule
Was dabei herauskommen kann, kann man an Sam Hellers Beispiel betrachten: «Mir hat meine erste Ausstellung damals an einer der frühen Kunstpausen den Mut gegeben, mich an der Kunstschule anzumelden und Künstlerin zu werden», sagt sie. «Das möchte ich weitergeben, auch aus Dankbarkeit.» Mit Erfolg: Einer der jüngeren Künstler der letzten Ausgabe hat es nach der Kunstpause an die ZHdK geschafft. «Der ist blutjung, 18 Jahre alt», sagt Heller. «Dass die den wollen, finde ich einfach grossartig, und so eine Ausstellung wie die Kunstpause kann dafür den letzten Schub geben.»
Ist das Kunst? Oder doch alles Bolognese? Die Kunstpause schreibt sich den Schalk schon auf die Fahnen.

Und die grossen Fragen. «Naja, wir sind flexibel genug, dass wir uns selber in Frage stellen können damit», sagt Heller, «das ist ja auch ein Thema, das in der Kunst-High-Society immer wieder Wellen wirft.» Dass das Ganze dann aber doch Kunst sein soll und will, das steht ausser Frage. Immerhin haben die Macher der Ausstellung grosse Pläne. «Wir möchten eigentlich schon gegen etablierte Formate wie die Jungskunst anstinken können», sagt Heller. «Natürlich ist das noch ein weiter Weg, die Jungkunst ist viel grösser und etablierter. Aber wir haben einen weiteren Schritt in diese Richtung gemacht.» Dieses Jahr zeigt die Kunstpause viele digitale Arbeiten, das Niveau ist höher geworden, finden die beiden. «Trotzdem sollen lokale Künstler und solche, die am Anfang stehen, die Kunstpause immer noch als Sprungbrett nutzen können», sagt Hürlimann.

Chollerhalle gut geeignet
Gleichzeitig hat sich die Kunstpause einen Schritt vom Spektakel wegbewegt. Das Rahmenprogramm ist kleiner geworden. «Die Kunst selber soll mehr im Mittelpunkt stehen», sagt Hürlimann. Die Chollerhalle eigne sich dafür auch sehr gut. «Die Wände sind dunkel, der Raum ist gross, für Projektionen eignet sich die Chollerhalle hervorragend», sagt Heller. Die Einladungen, die die beiden gerade einpacken, gehen an Galeristen und Institutionen – am Freitagabend ist Gallery Night. Dann werden auch die beiden Partner Kunstkiosk Baar und Lake­side Gallery anwesend sein, sie bieten einem oder einer der Kunstschaffenden je eine Möglichkeit, als Artist in Residence oder im Rahmen einer Einzelausstellung Werke zu zeigen.
Die Kunstpause ist auch ein Verkaufsgefäss. «Wir wollen so die Künstler unterstützen – der Verkaufserlös geht direkt an sie», sagt Hürlimann. Aber natürlich bleibt es nicht bei der zahmen Verkaufsveranstaltung. Die Ausstellung will ihre Besucher überraschen und Gelegenheit bieten, etwas neues zu entdecken.

«Am meisten freue ich mich auf das Werk eines Zuger Künstlers», sagt Heller. Ein Kunst-Quereinsteiger, mit Erfolg. «Ich sage nur so viel: Er baut einen Kubus aus Plexiglas, und darin entsteht die totale Zerstörung. Es wird laut.» Und noch lauter wird es bei der Kunstsause in der Galvanik, spätestens hier findet das Kunstfestival zu seinen wilden Wurzeln zurück. «Ich freue mich schon sehr darauf», sagt Hürlimann, «und ich hoffe, wir haben als Team auch Zeit, das zusammen zu geniessen.»

Text: Falco Meyer